Liebesdienste / Roman
…-ungelöst
-Moderator. Er wollte damit aufhören, aber das schien er nicht zu können. »Hat er den Einbrecher gestört?«
»Es gibt Anzeichen, die für eine Gelegenheitstat sprechen«, sagte Campbell vorsichtig. »Ein bei der Tat überraschter Einbrecher, wie Sie sagen, aber wir wollen nichts ausschließen. Und es wurde nicht eingebrochen, Mr. Moat hat seinem Mörder entweder die Tür geöffnet, oder er hat ihn ins Haus mitgebracht. Wir nehmen an, dass er zwischen vier und sieben Uhr heute Morgen gestorben ist.«
Eine uniformierte Polizistin kam auf der Treppe an ihnen vorbei. Überall in seinem Haus waren Fremde. Martin fühlte sich selbst wie ein Fremder. Die Polizistin trug einen großen Plastikbehälter, der Martin an einen Brotkasten erinnerte. Sie hielt ihn gewissenhaft ein Stück vom Körper weg, als enthielte er etwas Gefährliches oder Zerbrechliches. »Kreuzen auf der Treppe«, sagte sie fröhlich, »das bringt Unglück. Und die vielen zerschlagenen Spiegel unten«, fügte sie kopfschüttelnd hinzu und lachte. Campbell runzelte die Stirn angesichts ihrer Frivolität.
»Wir haben die Tatwaffe noch nicht gefunden«, sagte er zu Martin. »Wir müssen wissen, ob etwas aus dem Haus fehlt, womit Mr. Moat umgebracht worden sein könnte.«
Es schien lächerlich, in diesem schönen Haus in Merchiston Wörter wie »Waffe« und »umbringen« zu benutzen. Es waren Wörter, die zu Nina Rileys Sprachschatz gehörten.
Siehst du, Bertie, die Tatwaffe, mit der der Gutsherr umgebracht wurde, war ein
Eiszapfen, der vom Dach hing. Der Mörder warf ihn nach der Tat einfach in den Küchenofen – deswegen konnte die Polizei ihn nicht finden.
Vermutlich hatte er diesen Plot von Agatha Christie gestohlen. Aber hieß es nicht, dass es nichts Neues unter der Sonne gebe?
»Wir können nicht ausschließen, dass es eine persönliche Sache war, Martin.« Martin fragte sich, an welchem Punkt Campbell umstandslos von »Sir« zu »Martin« übergegangen war.
»Sie meinen, dass jemand mit der
Absicht
hierhergekommen ist, Richard umzubringen?«, fragte Martin. Er konnte es sich vorstellen, Richard konnte Mordgelüste in einem hervorrufen.
»Ja, das ist möglich«, sagte Campbell, »aber ich dachte eigentlich an Sie. Haben Sie Feinde, Martin? Gibt es jemanden, der Sie umbringen will?«
Ein Miasma von Usher-artigem Verhängnis schien das Haus plötzlich einzuhüllen wie ein nasses Leichentuch. Der Tod war durch seine Zimmer geschlichen. Martin hatte schreckliche Kopfschmerzen. Der Tod hatte ihn gefunden. Er hatte ihn nicht geholt, aber er hatte ihn gefunden. Er war gekommen, um Vergeltung zu üben.
Robert Campbell ging mit Martin zum »Zimmer seines Freundes«. Martin wollte sagen: »Er ist nicht mein Freund«, aber das schien grausam und herzlos angesichts der jüngsten Ereignisse.
Martin hatte das Zimmer nicht mehr betreten, seit er Richard hineingeführt und gesagt hatte: »Wenn Sie etwas brauchen, lassen Sie es mich wissen.« Damals war es das »Gästezimmer« gewesen mit einem hübschen blauweißen Toile-du-Jouy-Muster an den Wänden, einem cremefarbenen Teppich auf dem Boden und einer ordentlichen Pyramide weißer Gästehandtücher auf dem französischen Schlittenbett, als krönender Abschluss eine Maiglöckchenseife von Crabtree and Evelyn. (
Sind Sie immer so anal, Martin?
Richard Moat hatte gelacht, als er das Zimmer betrat.
Ja,
hatte Martin gesagt.)
Jetzt sah das Gästezimmer wie eine billige Absteige aus. Es roch schal, als hätte Richard Essen mitgebracht – und tatsächlich standen unter dem Bett eine Schachtel mit einem Stück alter kalter Pizza mit Peperoni und ein Alubehälter mit möglicherweise etwas Chinesischem darin, daneben Teller und Untertassen voller Zigarettenkippen. Auf dem Boden lagen schmutzige Socken, Unterhosen, benutzte Taschentücher (weiß Gott, wofür), Zettel, auf die etwas gekritzelt war, ein paar Pornohefte. »Er war nicht ordentlich«, sagte Martin.
»Fehlt in diesem Zimmer etwas, Martin?«
»Es tut mir leid, das kann ich nicht sagen.« Richard Moat fehlte, aber das hieße, das Offensichtliche feststellen.
Ein Polizist kramte in einer Plastiktüte voller Korrespondenz. »Sir?«, sagte er zu Robert Campbell und reichte ihm einen Brief, den er mit einer behandschuhten Hand vorsichtig an einer Ecke hielt. Robert Campbell las ihn stirnrunzelnd und fragte Martin: »Hatte Mr. Moat Feinde?«
»Er hat eine Menge Fanpost bekommen«, sagte Martin.
»Fanpost? Was für
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