Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
Vom Netzwerk:
Wohlstand, Glück, Liebe, Geborgenheit – lauter Worte, die für Ilka nicht mehr existierten.
    Julian Debus hatte ihr einen düsteren Blick zugeworfen und dann woanders hin geschaut. Sie hatte nichts anderes erwartet, denn natürlich wollte er sie nicht kennen.
    Ilka lächelte wehmütig, während sie am Geländer des kleinen Balkons lehnte, den Rauch ihrer Zigarette in den kühlen Märzabend blies und darüber nachdachte, wie ihre Zukunft hier aussehen würde, wenn sie sich tatsächlich dazu durchrang, nicht nur wie ein Flüchtling für ein paar Tage zurückzukehren, sondern zu bleiben.
    Sie würde nicht an dem Punkt anknüpfen können, an dem sie den Faden und damit alles, was sie einst mit dieser Stadt verband, abgeschnitten hatte.
    Wenn sie sich entschied, zu bleiben, dann würde es so sein, als hätte sie nie zuvor hier gelebt. Ihre Zukunft würde die einer Fremden sein, und alle, die sie von früher kannte, würden fremd sein, fremder, als Fremde jemals waren.
    Am Abend fiel über die Stadt ein großer, grauer Himmel, der die sieben Kirchtürme erst verhüllte, um sie etwas später zu verschlucken. Dann begann es zu regnen, harte, schwere Tropfen, die auf die Straßen klatschten wie ausgegossen aus unsichtbaren riesigen Kübeln, eine Wand von Regen, grau und vom Brausen eines heftigen Windes begleitet.
    Sarahs rotes Kleid hing an der Garderobe auf einem Kleiderbügel, noch geschützt von einem Plastiküberzug vor sämtlichen Unbilden, die einer so kostbaren Robe zustoßen konnten vor dem ganz großen Auftritt.
    Sarah selbst war todmüde, nachdem sie ihre zahlreichen Besorgungen zunächst eifrig, dann mit zunehmend erlahmendem Enthusiasmus innerhalb von fast vier Stunden erledigt hatte, um anschließend restlos erschöpft in ihr Apartment zurück zu kehren.
    Es war fast elf Uhr, sie hatte die Balkontüren geöffnet, als der Regen schwächer wurde und lehnte nun dort, als hielte sie nach irgendetwas oder irgendjemand Ausschau. Aber vielleicht suchte sie auch nur einen Moment der Ruhe und Stille, um einmal mehr in sich hinein zu horchen und Bilder der zurückliegenden Wochen vor ihrem inneren Auge vorüber gleiten zu lassen.
    Sie sah sich noch einmal im Sprechzimmer von Maren Schellhorn setzen, hörte wieder, was Maren ihr zu erklären versuchte und erinnerte sich doch nur an Wortfetzen, gerade so, als ob ihr Gedächtnis weitere Informationen einfach verweigerte.
    Dann hörte sie Hoffmüller sagen, dass irgendjemand Ilka Steffen gesehen hätte, aber wann und wo wusste sie auch nicht mehr, und sie sagte sich, dass daran ihre Müdigkeit schuld war, die sie jetzt endgültig zu überwältigen drohte.
    Die nächste Viertelstunde verbrachte sie unter der Dusche, schloss anschließend alle Fenster und Türen, um sich dann in das Bett zurück zu ziehen, das sie normalerweise mit Robert teilte und in dem sie sich, wenn sie alleine darin lag, doppelt verlassen und verloren vorkam.
    Die elektronische Weckuhr auf dem Nachtschrank zeigte eine halbe Stunde vor Mitternacht an. Dreißig Minuten, dachte Sarah, dreißig Minuten noch bis zum Vierzigsten, und als sie anfangen wollte, darüber nachzudenken, was sie mit diesen vierzig Jahren eigentlich angefangen hatte, fiel ihr nichts ein.
    Weitere fünf Minuten später stand sie noch einmal auf, um sich aus einer Schublade der Herrenkommode ein Paar warme Socken von Robert und das alte Flanellhemd zu holen, das er schon längst nicht mehr trug, sich andererseits aber immer noch weigerte, es an die Altkleidersammlung abzugeben.
    Sarah dankte ihm insgeheim dafür, denn sowohl Socken als auch Hemd hatten ihr schon durch so manche einsame und kalte Nacht geholfen, und genau das würde auch jetzt geschehen. Sie wickelte sich in das Hemd, schloss die Augen und atmete Roberts Geruch ein, glaubte sogar seine Stimme zu hören und sah ihn auf seine typische, unvergleichliche Art lächeln. Dieses Lächeln, in das sie vor etwas mehr als zwei Jahren hilflos hinein gestürzt war, so, wie sie auch in seine tiefseeblauen Augen stürzte, um sich für immer darin zu verlieren.
    Robert, dachte sie in plötzlicher Verzweiflung. Robert, wo bist du jetzt? Ich brauche dich. Warum bin ich immer alleine, wenn ich dich so brauche?
    Während sie auf ihn wartete, grübelte sie darüber nach, ob auch für sie und Robert der Tag kommen würde, an dem sie einander mit Gleichgültigkeit und Abneigung betrachteten und sich nicht mehr sehen wollten.
    Sie würde es wissen, wenn es so weit war, sagte Sarah sich. Sie

Weitere Kostenlose Bücher