Liebeslist und Leidenschaft
im Büro hatten es bestimmt schon merkwürdig gefunden, als er sich am vergangenen Freitag krankgemeldet hatte, um mit Nicole zusammen zu sein. Wenn er jetzt am Montag auch nicht auf der Arbeit erschien, würden seine Mitarbeiter ihm garantiert einen Notarzt schicken.
Der zweite Grund war Nicole selbst. Ja, er wollte sie so sehr – fürs Bett und auch sonst. Sie war mehr, als er sich je erträumt hatte. Wie klug und fähig im Beruf sie war, wusste er ja schon aus der Akte, die Raoul über die Familie Wilson erstellt hatte. Wenn Nate die Chance gesehen hätte, sie auf herkömmliche Art und Weise aus dem Familienunternehmen abzuwerben, hätte er gar nicht aus Europa kommen müssen, um selbst die Führung von Jackson Importers zu übernehmen. Doch es war ja bekannt, wie sehr sie an ihrem Vater hing, wie treu sie ihm war.
Genau diese Treue war für Nate jetzt das größte Problem. Ursprünglich hatte er gehofft, aus Enttäuschung über ihre Familie würde sie mit fliegenden Fahnen zu ihm überlaufen und sich an seiner Racheaktion beteiligen, aber nein, er hatte Druck ausüben müssen, wofür er sich jetzt schämte. Dass ein schlechtes Gewissen so drücken konnte …
Noch hatte er die Hoffnung, dass die Loyalität zu ihrem Vater langsam nachlassen würde. Sie würde erkennen, dass Nate sie besser behandelte und ihr geschäftliches Talent mehr zu schätzen wusste. Wenn sie das verinnerlicht hatte – und wenn ihr klar wurde, dass die sexuelle Anziehungskraft zwischen ihnen übermächtig war –, würde sie sich auf seine Seite stellen. Noch war es ihr nicht bewusst, aber Nate fand, er war das Beste, was ihr je passiert war. Er musste nur geduldig warten, bis sie es einsah.
Das konnte ihrem zornigen Blick nach zu urteilen allerdings noch eine Weile dauern. Wenn er sie jetzt berührte, würde er es bereuen, daran gab es keinen Zweifel. Es gab kaum etwas Gefährlicheres als eine kluge Frau, die sich benutzt fühlte und auf Rache aus war.
Er würde auf der Hut sein müssen – aber das war nichts Neues für ihn, er war immer vorsichtig. Und jemandem aus der Familie Wilson würde er ohnehin nicht so schnell sein volles Vertrauen schenken.
„Miss Wilson hat jetzt alles“, sagte die Geschäftsführerin der Boutique zu Nate. Sie trug eine Menge Kleidungsstücke auf dem Arm und lächelte glücklich. Wahrscheinlich rechnete sie sich im Kopf schon ihre Profitmarge aus.
„Das ging ja relativ schnell.“
„Ja, sie hat einen exquisiten Geschmack und weiß genau, was sie will.“
Nate gab der Frau die Adresse seines Apartments in der Innenstadt, wohin die Waren geliefert werden sollten, und überreichte ihr seine Platin-Kreditkarte. In diesem Moment tauchte auch Nicole wieder auf. Sie trug bereits eines der neu ausgesuchten Stücke, ein rubinrotes Kleid, das zwar durchaus fürs Büro geeignet war, an ihr aber trotzdem unglaublich sexy aussah. Ihm stockte der Atem.
„Dann wären wir wohl mit allem durch?“, wollte er wissen.
„Für oben herum ja. Allerdings brauche ich noch Dessous und etwas für die Nacht.“
„Ach so, okay. Willst du das auch gleich jetzt noch kaufen, oder wollen wir vorher eine Kleinigkeit frühstücken?“
„Immer noch hungrig?“, fragte sie.
Er musterte sie eingehend und erwiderte zweideutig: „Auf einige Sachen habe ich immer Appetit.“
Sie verstand genau, was er meinte, und wurde rot.
„Tja, dann müssen wir wohl erst mal was essen gehen.“
Sie machten es sich in einem Café in der Vulcan Lane gemütlich. Nate ließ sich eine Portion Rührei mit Schinken bringen, während sie sich mit einem Muffin begnügte, in dem sie lustlos herumstocherte. Zwischendurch blätterte er in einer Zeitung, die im Café auslag. Als er die Seite mit dem Gesellschaftsnachrichten aufschlug, pfiff er plötzlich durch die Zähne.
„Sieht ganz so aus, als bräuchte ich deinen Vater gar nicht mehr anzurufen“, erklärte er und überreichte Nicole das Blatt.
5. KAPITEL
Sie zuckte zusammen, als sie das Foto sah. Der Fotograf hatte sie beim Tanzen erwischt, und auf dem Bild war eindeutig zu erkennen, wie angetan sie voneinander waren.
„Hast du das organisiert?“, fragte sie erbost.
Nate lachte auf. „Sehr schmeichelhaft, dass du mir so viel Macht über die Presse zutraust. Aber nein, damit habe ich nichts zu tun.“
Sie musterte ihn skeptisch und schien ihm kein Wort zu glauben.
„Dass du meinem Vater schaden willst, ist mir schon klar. Aber warum ist dir das so wichtig, dass du dafür so große
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