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Liebesmaerchen in New York

Liebesmaerchen in New York

Titel: Liebesmaerchen in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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nehme an, Ihr Sohn hat auch nichts dagegen, nicht zur Schule zu gehen.« Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr er fort: »Nichts mögen die Kinder lieber als schulfrei, stimmt’s, Junge?«
    Er lachte in sich hinein, als er am Bürgersteig anhielt. »Da sind wir. Netten Hund hast du da, Junge.« Er gab Mitch sein Wechselgeld heraus und wartete pfeifend, bis sie ausgestiegen waren.
    »Er hat gedacht, du wärst mein Dad«, sagte Red, als sie die Straße entlanggingen.
    »Ja.« Mitch wollte Red die Hand auf die Schulter legen, zögerte aber. »Stört dich das?«
    Der Junge sah mit großen Augen zu ihm auf. Zum ersten Mal wirkte er scheu. »Nein. Dich?«
    Mitch beugte sich zu ihm hinunter, bis sich ihre Augen auf gleicher Höhe befanden. »Eigentlich nicht – wenn du nur nicht so hässlich wärst.« Gleichzeitig zog er eine Grimasse.
    Radley grinste erfreut und schob seine Hand in die seines Freundes. Er hatte sich bereits früher vorzustellen versucht, Mitch sei sein Vater. Auch den Lehrer, den er im zweiten Schuljahr gehabt hatte, hatte er sich schon mal als Vater vorgestellt, und der war nicht halb so nett wie Mitch.
    »Ist es hier?« Er blieb zögernd stehen, als Mitch auf ein großes, verwittert aussehendes Sandsteingebäude zuging.
    »Hier ist es«, bestätigte Mitch.
    Radley musste gegen seine Enttäuschung ankämpfen. Er hatte sich vorgestellt, das Verlagshaus sei zumindest mit den Fahnen von Perth oder Ragamond geschmückt. Mitch verstand sehr gut, wie Red zumute war. Er führte ihn hinein.
    Der Wärter in der Empfangshalle hob die Hand zum Gruß und biss erneut in sein Pastrami-Sandwich. Mitch zog Red zu einem Aufzug mit schmiedeeiserner Gittertür.
    »Der ist ja ganz nett«, meinte Red.
    »Er ist noch netter, wenn er funktioniert«, erwiderte Mitch. »Hoffen wir das Beste.«
    »Ist er schon einmal abgestürzt?« Die Frage klang halb ängstlich, halb hoffnungsvoll.
    »Nein. Aber manchmal streikt er.« Die Kabine stotterte und hielt abrupt im fünften Stock. Mitch öffnete das Gitter. »Willkommen im Irrenhaus«, sagte er, wobei er Red die Hand auf den Kopf legte.
    Und genau das war es. Red vergaß seine Enttäuschung über das Äußere des Verlags, als er sich ehrfurchtsvoll im Inneren des Gebäudes umsah. In einer Art Empfangsraum standen ein Schreibtisch und ein Telefonpult, hinter denen eine besorgt wirkende Frau in einem Prinzessin-Leilah-Sweatshirt saß. Die Wände ringsum waren über und über mit Postern bedeckt, auf denen die bekanntesten Helden des Universal-Verlags zu sehen waren: der Menschliche Skorpion, der Sanfte Säbel, die tödliche Schwarze Motte und natürlich Commander Zark.
    »Na, wie geht’s denn so, Lou?«
    »Frag mich nicht.« Sie drückte auf den Knopf eines der Telefone. »Ist es meine Schuld, wenn das Delikatessengeschäft sein Corned Beef nicht liefert?«
    »Wenn ich dafür sorge, dass seine Laune sich bessert, suchst du mir dann ein paar Muster zusammen?«
    »Universal Comics, bitte bleiben Sie am Apparat, ich verbinde.« Die Empfangsdame drückte auf einen anderen Knopf. »Wenn du das schaffst, bekommst du meinen Erstgeborenen.«
    »Nur die Muster, Lou. Setzen Sie Ihren Helm auf, Corporal, wir stürzen uns ins Getümmel.«
    Mitch führte Red einen kurzen Flur entlang und von dort aus in einen hellen Raum, der das Zentrum geräuschvoller Aktivitäten war und einen chaotischen Anblick bot. An den Wänden hingen Entwürfe, Mitteilungen und Fotos. In einer Ecke stand eine Pyramide aus leeren Sodawasser-Dosen. Irgendjemand warf danach mit einem Ball aus zusammengeknülltem Papier.
    »Der Skorpion hat sich noch nie mit jemandem zusammengetan. Warum sollte er sich plötzlich für Recht und Gesetz einsetzen?«
    Eine Frau mit rotem Haar, aus dem in gefährlichen Winkeln Bleistifte herausragten, schob ihren Drehstuhl zurecht, ihre ohnehin riesigen Augen wurden von Eyeliner und einer dicken Schicht Mascara noch betont. »Also lass uns doch einmal realistisch sein. Er alleine kann die Wasserversorgung der Welt nicht retten. Folglich tut er sich mit jemandem wie Atlantis zusammen.«
    Ihr gegenüber saß ein Mann, der gerade eine dicke saure Gurke vertilgte. »Sie hassen sich. Schon seit sie den Zusammenstoß wegen der Dreiecksgeschichte hatten.«
    »Aber das ist doch gerade der springende Punkt, du Dummchen. Für das Wohl der Menschheit müssen sie ihre persönlichen Gefühle hintanstellen. Das ist ihre moralische Pflicht.« Jetzt hatte die Frau Mitch entdeckt. »Hör zu, Mitch, Dr. Tödlich

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