Liebessklavin
und in das Auto einstieg.
Der Himmel war voller Sterne, als sie die Einfahrt passierten und vor einer alten Steinvilla hielten. Der Duft von Lavendel, Pinienbäumen und Pfefferminze empfing sie, als Simon die Taschen aus dem Wagen holte und Erica den Weg ins Haus zeigte. Die kühle Luft ließ sie erzittern und der köstliche Geruch der italienischen Küche führte sie geradewegs ins richtige Zimmer.
Eine korpulente Frau mit glänzend roten Wangen lächelte ihr entgegen. Die Begrüßung fiel überschwänglich aus, als die Dame Erica in ihre Arme zog und in einer fremden Sprache auf sie einredete. Sie verstand kein Wort und lächelte, nickte und zuckte mit den Schultern.
Simon, der nach ihr die Küche betrat, tauschte in flüssigem Italienisch scheinbar vertraute Worte mit der Köchin und ließ sich ebenfalls von ihr umarmen. „Engel, das ist Theresa, die gute Seele auf diesem Weingut. Sie hat für uns gekocht, weil sie denkt, wir verhungern.“
Er stellte Erica der guten Seele vor, doch außer ihrem Namen verstand sie nichts von dem, was er sagte. Es war egal, allein die Beobachtung, wie gelöst er sich zeigte, seit sie hier waren, tat ihr im Herzen gut. Die Tatsache, dass in seiner Stimme plötzlich seine Herkunft anhand eines Akzentes deutlich zu hören war,rührte sie.
Simon führte sie im Haus herum. Das Weingut war riesig, typisch mediterran eingerichtet, gemütlich und heimelig. Im ebenerdigen Weinkeller lagerten große Fässer mit Rotwein. Simon zapfte zwei Gläser eines ausgewählten Weinfasses ab. „Hier, den musst du probieren.“
Der Wein lag süß, voll und fruchtig auf ihrer Zunge. „Wem gehört das alles hier?“
„Seit dem Tod meiner Eltern, mir. Aber ich verbringe viel zu wenig Zeit hier.“
Ein Stich fuhr ihr durch das Herz und die Frage nach seinen Eltern lag ihr auf der Zunge, doch sie sprach sie nicht aus.
Simon las so gut in ihrem Gesicht, dass er ihre Hand ergriff und sie mit sich zog. Das kleine Mausoleum stand mitten in einer kleinen beleuchteten Gartenanlage hinter dem Haus. Liebevoll gepflegt und mit frischen Blumen geschmückt ragte die weiße Marmorkapelle hinter einem Springbrunnen mit kleinen Putten empor.
Erica las die Inschriften links und rechts, in goldenen Buchstaben verewigt.
Marco Luigi DiLucca. Bella Ariella DiLucca
.
Simon legte seinen Arm um ihre Schultern. „Darf ich dir meine Eltern vorstellen. Lui und Bella!“ Traurigkeit lag in seiner Stimme und sie erkannte im Licht der Scheinwerfer, die auf die Kapelle gerichtet waren, die Bilder der beiden Verstorbenen unter den Namen. Es zeigte die beiden Eheleute am Tag ihrer Hochzeit, Aufnahmen ihrer strahlenden Gesichter am schönsten Tag ihres Lebens. Die junge Braut trug einen Schleier, der Bräutigam einen Zylinder.
Erica versuchte, die Inschrift der Tür zu verstehen. „Was bedeutet das?“
Simon übersetzte, ohne hinzusehen. „Das Leben geliebt, in Liebe gefunden und auch der Tod kann uns nicht trennen.“
Erica seufzte und umschlang Simons Hüfte.
„Ihr Eheversprechen, das sie sich gegeben haben, als mein Vater meine Mutter ein zweites Mal zum Altar führte zu ihrer Silberhochzeit.“
Eine Weile standen sie umschlungen und schweigend da, bis Simon ihre Schläfe küsste. „Wenn wir jetzt nicht zum Essen reingehen, wirst du die gute Seele von einer anderen Seite erleben.“
Erica hob die Augenbrauen.
„Du kennst italienische Frauen nicht, sie können unglaublich herzlich und liebevoll sein, aber beim Essen verstehen sie keinen Spaß.“ Kaum hatte er das ausgesprochen, ertönte aus dem Haus ein italienisches Fluchen und Rufen, das keiner Übersetzung bedurfte. Belustigt kehrten sie zurück und setzten sich an einen üppig gedeckten Tisch.
Als Theresa mit einem Topf Nudeln aus der Küche kam, deutete sie in ihrer liebenswürdigen Art an, dass Erica tüchtig zulangen sollte, umfasste mit ihren kräftigen Händen die schlanken Oberarme und schüttelte mütterlich lächelnd den Kopf. „Mangia, ragazza.“
Erica sah zu Simon und zuckte mit den Schultern, als die Köchin wieder zum Herd zurückkehrte.
„Sie sagt, du musst mehr essen. Theresa denkt, jede junge Frau ist viel zu dünn.“
Nach dem zweiten Teller Nudeln hob sie pappsatt die Hände und gab auf. Theresa versuchte, sie dennoch zu überreden, doch Erica winkte hilflos ab und stöhnte.
Auch Simon lehnte dankend ab und half Theresa beim Abdecken des Tisches. Noch bevor die Küchenfee sich ans Reinigen des Geschirrs machen konnte, schickte Simon
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