Liebessklavin
regelrecht den schmalen Steinweg entlang durch die eng stehenden Büsche hindurch und rang nach Atem, als sie stehen blieb.
Stuart war dicht hinter ihr geblieben. „Alles in Ordnung mit dir? Möchtest du gehen?“
Sie kämpfte den aufkeimenden Schwindel nieder und hob abwehrend die Hand.
Er zog sie auf eine kleine Steinbank unter einer Linde. „Hier findest du im Prinzip eine Versammlung der Extreme, Erica. Es gibt Sadisten und Masochisten, die stetig den Kick suchen und sich so hineinsteigern, dass es immer krassere Dinge benötigt, um sie zu erregen. Haben sie eine Grenze ausgereizt, braucht es neue Kicks. Verstehst du, was ich meine?“
Stuart saß mit vorgelehntem Oberkörper neben ihr und sah zu Boden.
Sie war so damit beschäftigt, die gesehenen Bilder in ihrem Kopf zu ordnen. „Pferde und Hunde?“
„Man nennt es Petplay. Ponyboys, Ponygirls, Hündinnen, Katzen, Schweine, im Grunde ist jede Tierart vertreten und ihre Besitzer achten auf artgerechte Haltung. Die Szene hat eine große Bandbreite und der Abend hat gerade erst begonnen.“
Simon hatte sie gewarnt, und so langsam bekam sie einen Eindruck davon. Selbst Stuarts Worte waren viel zu wenig für all das hier. Die finstere Erscheinung des alten Kirchengebäudes, die menschlichen Statuen im Eingangbereich des imposanten Kirchenschiffs, die unterkühlten, fast gelangweilten Blicke der Dominanten, Erica schüttelte den Kopf. „Nein, ich will das sehen.“
Stuarts Hände glitten durch sein glattes schwarzes Haar.
„Bist du dir sicher?“
Erica erwiderte seinen besorgten Blick.
„Simon …“ Er brach ab und atmete aus.
„Was ist mit ihm?“
„Ich weiß nicht, was das in dir anrichten kann, Erica. Du beginnst gerade, das Spiel zu genießen, dich fallen zu lassen, Simon blind zu vertrauen.“
Stuart zündete sich einen Zigarillo an und blies den blauen Dunst in die Höhe.
„Ist er deswegen nicht mit mir hier?“
Er nickte und lachte bitter auf. „Simon hat gehofft, dass seine Erzählungen reichen würden, dich davon abzubringen. Doch er hätte es besser wissen müssen. Deine Neugier ist zugleich ein Fluch und ein Segen. Mein bester Freund denkt, er begeht den gleichen Fehler zum zweiten Mal.“
Lydia
! Eine Gänsehaut kroch über ihre Arme bis in ihren Nacken. Selbst ihre Kopfhaut kribbelte unangenehm bei dem Gedanken, dass Simon in diesem Dilemma steckte. Wo war er? Was tat er jetzt? Woran dachte er?
„Er sitzt zuhause und wartet.“ Als erriete er, was in ihrem Kopf vor sich ging, blieb er vor ihr stehen. „Er rechnet damit, dass du ihm den Rücken kehren wirst, nach all dem hier.“
Erica stand auf. Die Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen und sie wandte sich abrupt um und kehrte zurück zu dem Fest.
Schreie empfingen sie, und als ihr Kopf sich in die Richtung der Laute drehte, sah sie Nägel, die durch einen Hodensack geschlagen wurden. Der Sklave schrie vor Schmerzen und sein Geschlecht war prall erregt. Erica rannte weiter, fing im Vorbeilaufen die Worte einer Versammlung auf.
„… eine Sklavenjagd in den Wald, sehr interessant.“
„… und wer das Mädchen fängt, darf mit ihr tun, was immer ihm vorschwebt.“
Die Stimme des Russen erhob sich aus der Versammlung und Erica blieb wie angewurzelt stehen. „Sir Derek hat an jeden Geschmack gedacht.“
In einem wollweißen Büßerhemd, das gerade die Scham bedeckte, brachten zwei in schwarze Kutten gehüllte Männer das Mädchen für die Jagd. Ihre Hand-und Fußgelenke waren mit Ledermanschetten versehen, und bevor das Jagdhorn ertönte, riss man ihr den Stoff vom straffen, unversehrten Körper.
„Lauf, kleine Hure. Lauf, so schnell du kannst.“
Erneut traf der Blick des Russen Ericas Augen. Die zu einem Strich verzogenen Lippen ließen sie ahnen, was er mit der Trophäe anstellen könnte, würde er sie erobern.
Als das Mädchen loslief, setzte sich auch Dragan in Bewegung, seine Entschlossenheit als Sieger aus diesem Spiel hervorzugehen, stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Erica wandte sich ab und prallte aus Versehen in den athletischen Oberkörper eines Mannes. Der Anzug, den er trug, besaß den typisch englischen Charme. Erica war überrascht, als ihr Blick an diesem Körper empor glitt, in das Antlitz einen unglaublich jungen Kerls zu sehen. Das Konterfei eines Engels, umrahmt von dunkelblondem, kurz geschnittenem Haar, strahlend blauen Augen und einem glatt rasierten Kinn. Sie konnte sich kaum an seinem Anblick sattsehen, so schön war er, doch als seine
Weitere Kostenlose Bücher