Liebessklavin
das dunkle Haar gebürstet und ihr ein leichtes Make-up aufgelegt hatte, widmete sie sich geübt Ericas Augen. Den Abschluss bildete eine blonde Kurzhaarperücke.
Als Erica einen Blick in den Spiegel warf, erkannte sie sich nicht wieder. Eine Fremde mit Katzenaugen und blondem Bubikopf in einem extrem engen Latexkleid sah ihr entgegen. Erica drehte sich, betrachtete sich eingehend und schauderte. Kaum zu glauben, was Kleider und ein anderes Make-up sowie eineverändere Frisur aus einem Menschen machen konnten. Welchen Zweck erfüllte diese Verkleidung?
Danielle war mit der Holzkiste aus dem Raum verschwunden, ihre Arbeit war erledigt.
Erica saß vor dem Spiegel und konnte sich kaum an ihrem Anblick sattsehen. Die Minuten verstrichen und sie wartete, saß auf dem gepolsterten Stuhl und versuchte, in der engen Korsage eine regelmäßige Atmung zu erreichen. Dieses ungewohnte eingeschnürte Gefühl schickte wohlige Schauder ihre Haut entlang. Allein die Tatsache, wie sehr dieses Latexmieder Auswirkung auf ihre Haltung hatte, war verblüffend. Es gab in Ericas Leben Tage, an denen sie sich hässlich fühlte, aber auch Phasen, in denen sie sich gut aussehend fand, wie jede Frau. Dieses Outfit, so wie sie da saß, stolz, aufrecht und mit erhobenem Kopf, verschlug ihr die Sprache.
Ein Dienstmädchen räumte schweigsam das Frühstücksgeschirr ab. Die junge Blonde wagte es nicht, Erica anzusehen.
„Danke.“ Selbst nach diesem simplen freundlichen Wort, das Erica an sie richtete, hob das Mädchen nicht die Augen. Sie nickte nur, senkte noch tiefer ihren Kopf und verließ den Raum. Kurze Zeit später öffnete sich die Tür erneut. Erwartungsfroh wandte Erica sich auf ihrem Stuhl um, doch die Freude auf ihrem Gesicht wich dem Unverständnis, warum Simon noch immer nicht kam.
Der Chauffeur wahrte eine deutliche Distanz und sein Blick verriet nicht, ob ihm gefiel, was er sah. George sah über ihren Kopf hinweg in den Raum. „Miss Erica, bitte stehen Sie auf.“
Das „bitte“ wirkte zwar höflich, doch der Tonfall glich einem Befehl. Erica legte ihre Stirn in Falten und suchte den Blick des Fahrers, fand ihn jedoch nicht, denn er starrte stoisch über sie hinweg. „Wo ist Simon?“
Er stand steif und unbeweglich da, antwortete nicht, sondern wartete, dass Erica seiner „Bitte“ Folge leistete. Sie blieb sitzen. Warum sollte sie einem Bediensteten von Simon gehorchen? Stattdessen wandte sie sich dem Spiegel zu und zupfte einige Strähnen ihrer blonden Kurzhaarperücke zurecht. Die Stille legte sich wie Blei über den Raum.
George trat näher, blieb hinter Erica stehen und sah sie im Spiegel an. In seinen Augen funkelte eine Unnachgiebigkeit, die Erica verwunderte. „Ich habe die Befugnis, Sie zu bestrafen, wenn Sie meinen Wünschen nicht nachkommen, Miss Erica.“
Ihre Augen weiteten sich und sie schluckte.
Wie bitte?
Diese Frage sprach sie nicht aus, es war auch nicht nötig, denn George konnte in ihrer Mimik ablesen, was in ihr vorging.
„Mister DiLucca übertrug mir das Recht, Sie zu züchtigen, sollten Sie sich mir verweigern.“
Abrupt drehte Erica sich zu dem Chauffeur um und starrte ihn ungläubig an. „Aber …“
George fiel ihr ins Wort. „Für Fragen werden Sie noch Gelegenheit haben.Stehen Sie jetzt auf.“ Sein Tonfall klang härter, eisiger.
Ihr Herz schlug wild in ihrer Brust und die Fassungslosigkeit in ihrem Kopf bereitete ihr Schwindel. Nahezu schmerzhaft packte die lederbehandschuhte Hand in ihren Nacken und riss sie aus dem Sitz, zwang sie unbarmherzig in die Knie und hielt sie fest.
Georges Stimme enthielt eine unausgesprochene Drohung, der sie sich nicht entziehen konnte. „Wagen Sie es nicht, sich mir zu widersetzen.“
Die Überraschung und die Panik über diese Grobheit überzogen Ericas Körper mit einem eisigen Schauder. Ihr Herz schlug hart in ihrer Brust und da war es wieder, dieses dumpfe drängende Pochen in ihrem Schoß, dessen sie sich jetzt schämte. Wie konnte das sein? Wieso regierte ihr Körper auf diese Behandlung mit Erregung? Ihre Augen weiteten sich, als sie aus dem Augenwinkel die schwarze Reitgerte in der Hand des Chauffeurs erkannte. Ihr Atem beschleunigte sich und gleich erinnerte Erica sich an das Codewort, mit dem sie das Spiel beenden konnte. Sie sprach es nicht aus – noch nicht.
Vielleicht sah Simon ja zu? Vielleicht wollte er sie in dieser Situation testen? Warum sonst würde er seinem Chauffeur so etwas erlauben?
Die zwei Finger breite Lederschürze
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