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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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dann durch das Vollbringen einiger Wunder zu untermauern beabsichtigt.«
    »Weißt du, was passiert ist?«
    »Ich bin beeinflußt worden.«
    »Von wem?«
    »Von Jupiter.«
    »Richtig. Der hat gerade den Antrag zum Beschluß erhoben, daß du kein Gott mehr bist.«
    »Der hat was getan?«
    »Du hast mich schon verstanden. Du bist degradiert worden. Sobald die Sitzung vorbei ist, werden sie dich zurück auf den Olymp zerren, und dann steht dir eine Laufbahn als Immobilienmakler bevor. In der Zwischenzeit benutzt Jupiter dich als Sprachrohr, indem er dir von der Sonne aus Nachrichten ins Gehirn strahlt. Zum Glück ist die Sonne von mir/uns gerade mit einem grünen Billardtuch verhängt worden …«
    »Wie …«
    »Frag nicht. Dadurch hast du nach meiner/unserer Schätzung etwa noch drei Minuten Zeit. Auf wessen Seite stehst du, Apo?«
    »Degradiert?« Apollos Gemüt wurde von göttlichem Zorn ergriffen. Er köchelte leicht, und die Armlehnen des Stahlrohrstuhls, auf dem er saß, verwandelten sich in pures Gold. »Ich werde diesem aufgeblasenen Lackaffen schon zeigen, wo er mich mal kann …«
    »So ist’s gut. Das ist die richtige Einstellung, Apo! Also, warum erzählst du den Leuten zu Hause nicht einfach die Wahrheit?«
     
    »Los geht’s.«
    Jason kam es vor, als würde er gleichzeitig fliegen und sich nicht vom Fleck rühren. Die Luft schien an ihm vorbeizubrausen, doch war er sich keiner Bewegung seinerseits bewußt. Er stand auf der Stelle, und der Planet drehte sich mit großer Geschwindigkeit. Auf diese Weise konnte man sehr schnell reisekrank werden.
    Es klickte; der Planet hielt ruckweise an, blieb für den Bruchteil einer Sekunde, der einem wirklich den Magen umdrehen konnte, stehen und jagte daraufhin in die andere Richtung. Dann klickte es erneut.
    »Jetzt sieht es richtig aus«, sagte(n) die Stimme(n). »Gut. Schau ganz genau zu.«
    Inzwischen drehte sich der Planet wieder, aber diesmal mit seiner normalen Rotationsgeschwindigkeit; wäre Jason nicht bewußt geworden, daß die Bewegung zwischen den Klickgeräuschen fehlte, hätte er sie letztendlich gar nicht wahrgenommen. Dies war die mit normaler Wiedergabegeschwindigkeit laufende Zeit.
    Anscheinend hatte sich Jason nicht nur in der Zeit, sondern auch im Raum vorwärtsbewegt, denn er befand sich jetzt in so etwas wie einem Gebäude; einem dunklen, nicht besonders freundlichen Gebäude. Trotz seines angeborenen Optimismus glaubte Jason nicht so recht, daß es ein Restaurant darstellte. Damit wollte er keineswegs andeuten, es handle sich um ein Bauwerk, das nicht zumindest teilweise für die Nahrungsaufnahme bestimmt war; es war nur so, daß sich ein dort einkehrender Mensch mit gutem Recht gefragt hätte, an welchem Ende der Gabel er schließlich landen würde.
    »Der Jupitertempel in Londinium«, flüsterte(n) die Stimme(n). »Manche halten ihn nicht gerade für erste Sahne.«
    »Da wir gerade von Sahne …«
    Erst da wurde Jason gewahr, daß es im Tempel von Menschen wimmelte; Tausende waren zugegen, doch sie verhielten sich so überaus still und leise, daß sie einfach nicht bis in sein Bewußtsein vorgedrungen waren. Sie trugen ausnahmslos die gleiche Kleidung, ziemlich schäbige Wolljacken und knielange Schottenröcke. Die Köpfe der Frauen waren bedeckt. In den Gesichtern aller stand diese scheue Schicksalsergebenheit geschrieben, wie man sie normalerweise nur in den Wartezimmern von Ärzten und in Finanzämtern vorfindet. Jason wunderte sich, was die vielen Leute hier trieben.
    »Sich vergnügen«, flüsterte(n) die Stimme(n).
    Jason runzelte die Stirn. »Wirklich?« fragte er.
    »Der Begriff wird von mir/uns im weiten Sinne gebraucht«, antwortete(n) die Stimme(n). »Eigentlich gibt es hier so etwas wie Vergnügen nicht; die nächste Entsprechung ist Frömmigkeit, und davon haben die hier eine ganze Menge. Das ist populäre Unterhaltung im Stil von Betamax.«
    »Um was handelt es sich denn genau?«
    »Um eine Gameshow«, antwortete(n) die Stimme(n). »Hör zu.«
    Jason wollte gerade um weitere und genauere Einzelheiten bitten, als sich am anderen Ende der Halle ein gewaltiger Vorhang teilte und eine Prozession heraustrat. An ihrer Spitze schritten zwei riesige Männer mit schwarzen Masken und sehr großen Beilen, denen ein dritter Mann mit einem Gegenstand folgte, der eine erschreckende Ähnlichkeit mit einem Hackblock hatte; dann kamen drei sehr mürrische junge Frauen in höchst schicklicher Kleidung – in Jasons Welt wären sie

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