Lieblingsmomente: Roman
reagiert mein Körper darauf, das Flügelschlagen einer ganzen Käfer- und Schmetterlingsarmee überfällt mich wie aus einem Hinterhalt. Der Gedanke an Tristans markantes Gesicht, seine Nähe, seine Berührungen – all das überrollt mich und nimmt Besitz von meinen Gedanken. Ich liebe Oliver, und mir beim Sex vorzustellen, er wäre ein anderer Mann, ist noch schlimmer, als ihn wirklich zu hintergehen. Aber es passiert in meinem Kopf, und jedes Mal, wenn die Gesichter verschwimmen, ertappe ich mich dabei, es ein bisschen mehr zu genießen. Dann fühlen sich seine Berührungen schöner und intensiver an. Was ich hier tue, ist schrecklich falsch und gemein, aber es fühlt sich so gut an. So gut. Zu gut. Meine Gedanken machen sich selbstständig, und wieder sehe ich Tristans Blick auf mir ruhen, als ich für ihn in den Weinbergen gestrippt habe. Dieses Leuchten in seinen Augen. Wie er meinen Körper betrachtet hat, als ich vom Sommergewitter gänzlich durchnässt in einer fast durchsichtigen Bluse vor ihm gestanden habe. Ich erinnere mich daran, wie sein Körper in dem überfüllten Club an mich gepresst wurde und Stellen berührt hat, die jetzt förmlich zu brennen beginnen. Meine Hände wandern über seinen Rücken, ziehen ihn an mich, tiefer, schneller, und als ich sein Stöhnen an meinem Ohr höre, lasse auch ich los und muss mir dabei fast auf die Zunge beißen, um nicht … Tristan!
Wir brauchen beide einen kurzen Moment, um wieder zu Atem zu kommen. Langsam öffne ich meine Augen und sehe in Olivers Gesicht, das ganz nah an meinem liegt. Er schenkt mir ein entspanntes Lächeln und küsst meine Lippen. Wie konnte ich ihm das antun? Was habe ich da nur getan?
Er streichelt sanft meine Wange.
»Das war besser als mein Fallrückzieher im Spiel.«
Ich spüre, wie mir Tränen in die Augen steigen, und versuche, den bitteren Geschmack in meinem Mund zu ignorieren.
»Du warst phantastisch!«
Er zieht mich in eine feste Umarmung. Ich habe Angst zu sprechen, weil ich sonst sofort zu weinen anfange. Wie konnte das nur passieren? Er streichelt meinen Rücken und küsst meinen Hals.
»Das wäre jetzt der Moment, um auch ein kleines Lob für mich auszusprechen.«
Ich nicke und reiße mich zusammen.
»Du warst …
Wieder sehe ich Tristans Gesicht kurz aufflackern.
»… unglaublich.«
»Danke.«
Dann schließt er die Augen, und ich wische mir schnell eine Träne aus dem Augenwinkel. Ganz große Klasse, Layla, da kannst du so richtig stolz auf dich sein! Wenn ich könnte, dann würde ich mich ohrfeigen. Ich spüre Olivers Körper so nah an meinem, spüre seinen Atem an meiner Schulter und sollte eigentlich auf Wolke 7 schweben. Stattdessen würde ich am liebsten heulen. Wie konnte ich das nur zulassen?
Es ist kurz nach 21 Uhr, als ich mich aus dem Schlafzimmer auf den Balkon stehle, meinen Laptop in der Hand. Tristan wartet seit einer Stunde am Palast auf mich , und ich hatte keine Möglichkeit, ihm Bescheid zu geben, dass ich leider doch nicht kommen kann. Ich fühle mich unendlich mies. Mit einer Aktion habe ich gleich zwei Männer verletzt, und vermutlich wissen beide nicht einmal, wie weh ich mir selbst dabei getan habe. Während Oliver mir, nachdem wir miteinander geschlafen haben, liebevolle Dinge ins Ohr flüsterte, brauchte ich alle Kraft, um den Kloß in meinem Hals wieder hinunterzuschlucken.
Erst jetzt, hier an der frischen Luft, kann ich wieder richtig atmen. Mein Kopf will platzen, mein Herz zieht sich bedrohlich eng zusammen. Ich muss versuchen, Tristan eine Nachricht zu schicken, damit er nicht denkt, er wäre mir egal. Gerne würde ich mich anziehen und versuchen, ihn noch zu finden, aber das sollte ich jetzt wirklich nicht. Ich sollte bei Oliver bleiben. Ich muss bei Oliver bleiben, sonst …
Die ersten Tränen rollen über meine Wangen, und ich tippe, mit zitternden Händen, eine kurze E-Mail an Tristan, in der ich um Entschuldigung bitte. Ich sei verhindert, und wir würden das Treffen und die Übergabe der T-Shirts mit absoluter Sicherheit nachholen. Bald. Ich atme tief durch. Ich habe ihn innerhalb von zwei Tagen zweimal einfach stehen lassen, habe so getan, als sei er mir nicht wichtig und als könne ich einfach so auf ihn verzichten. Er muss denken, dass ich ein ziemlich fieses Spiel mit ihm spiele. Und wahrscheinlich hat er damit sogar recht. Was mache ich hier? Wie lange soll ich mir noch einreden, dass das mit der Freundschaft zwischen uns klappt? An seinen guten Freund denkt man
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