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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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bestimmt war. Er rief erneut, heulend, versprach Informationen – ihr einziges Laster –, und sie flötete eine Antwort, nun näher. Er spürte den vertrauten leichten Schauder ihrer Richtungssuche, eine Art von Sonar, mit dem sie seiner einmaligen Ätherspur bis zu ihrem Ende folgen konnte. Auch Geister reagierten darauf und kamen aus den Tiefen. Er konnte spüren, wie sie sich Kondenswasser gleich in den Regionen in seiner Nähe formten, zusammenzogen, und trieb beiseite, unsicher wie ein Schwimmer an der Oberfläche des Ozeans, in dem er Haie befürchtete. Er erinnerte sich an Lilas Dokumentation von Zals Begegnung mit einem Waldgeist, einer der alten Geisterformen, die in Otopia am verbreitetsten waren. Er hatte Zal einen Teil seiner Substanz gestohlen, aber der hatte den Verlust relativ mühelos überlebt – nur eine Handvoll seiner ätherischen Andalun- Kraft war verschwunden gewesen, und er hatte sie problemlos regenerieren können, vermutlich durch seine Verbindung zu Zoomenon.
    Das war ein Phänomen, das Malachi nicht ganz verstand; auch wenn er eine ähnliche Verbindung zu den Elementaren hatte, war er nicht in der Lage, Energie aus ihnen zu ziehen. Aber Elfen konnten das, wenn sie wussten wie oder das Talent dazu hatten. Wie so oft bei den unterschiedlichen Spezies war das, was vom anderen weithin bekannt war, das am wenigsten mächtige Wissen.
    Nun, im Austausch für ihr Erscheinen würde Malachi Calliope nützliche Leckerbissen zuwerfen müssen. Dieses eine Mal war er sich sicher, dass das Publikum gut sein würde. Da gab es beispielsweise all das, was er über Zal wusste.
    Die Geister dehnten sich aus. Er spürte ihre wachsende Dichte als frostiges Schaudern. Der Äther lief um ihn herum zusammen und veränderte seinen Zustand in einer Kettenreaktion exponentiell wachsender Macht. Er tanzte zur Seite, leichtfüßig, von Jones’ Sonar vorangetrieben und verraten. Obwohl bisher noch niemand einen Funken Verstand bei den Geistern hatte feststellen können, waren sie fürchterliche Räuber organisierter Ätherenergie – von Wesen wie Malachi beispielsweise oder Wesen wie Jones.
    Malachi verglich sie mittlerweile mit Viren, wenn er sie Menschen erklärte, aber auch wenn das eine gute Metapher war, um ihre Ähnlichkeit mit parasitären Lebensformen aufzuzeigen, erfasste es doch ihre Besonderheiten und ihre Komplexität nicht richtig. Viren waren DNA-Replikatoren. Geister waren etwas ganz anderes. Sie bildeten sich aus ungebundenem Äther – vielleicht zu Beginn mit einem virusähnlichen Samen – und nahmen Formen an, die für ihre Opfer oder an den Orten, an denen sie gern jagten, eine Bedeutung hatten. Wie dies genau passierte, war das Forschungsgebiet der Geisterjäger, einer weltenübergreifenden Organisation, durch die Malachi Calliope ursprünglich kennen gelernt hatte. Er hatte mit ihnen wegen seiner Geheimdienstarbeit zu tun gehabt, und sie war eine von ihnen.
    Ihre Sonar laute waren nun zu einem beinahe durchgängigen Lied geworden. Sie befand sich in der Nähe. Ein eisiger Schauder kroch über seine Flügel. Malachi spürte, wie seine ständige, aber geleugnete Anspannung sich in Angst verwandelte. Er hoffte, dass Jones nah genug war, um seine Position zu orten, dann glitt er hinaus. Er hatte den Eindruck, als würde ein großes Schiff, schwarz und kaputt, auf einer stillen See auf ihn zuhalten. Seine zerfetzten Segel heulten mit offenen Mündern. Vor seinem Bug trieb es eine Welle bitteren Hungers vor sich her, und er wurde angehoben und spürte den gewaltigen Sog des nicht existenten Wassers eines untoten Ozeans.
    Er sprang, ohne zu zögern, hinaus und riss die Augen auf, packte die Armlehnen seines Stuhls und sog einen tiefen Atemzug der warmen, feuchten Luft im Zelt ein. Die Präsenz des Geistes, die den Raum durchschnitt, den er im Äther innegehabt hatte, war in seinem Geiste schrecklich, aber nur dort.
    Sein Herz klopfte wie wild, weil sein Entkommen diesmal so knapp gewesen war, und er grinste. Knapper konnte es nicht mehr werden. Nur wenige Momente länger, und der Geist hätte ihn weit genug umschlungen, um mit ihm zusammen nach Otopia gezogen zu werden.
    »Machst dich immer noch in der letzten Sekunde aus dem Staub, was, du Schisser?«, sagte eine sanfte, heisere Stimme neben ihm und lachte ein raues Lachen, das in ein Kichern überging.
    Malachi drehte der Stimme seinen Stuhl zu. Jones saß auf dem Tuch, das seine Kiste mit magischen Gegenständen bedeckte. Lichtfäden gingen von

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