Lilith Parker
Boden, denn dort oben hing kopfüber ein unglücklich wirkender Gargoyle und stieà wimmernde Laute aus.
»Da seid ihr ja endlich!«, rief Emma vorwurfsvoll, die quer über dem metallenen Kronleuchter lag.
Matt und Lilith verlieÃen ihre Deckung und starrten mit geöffneten Mündern zu ihr empor. »Wie bist du denn dorthin gekommen?«
»Ich stand gerade auf der Empore, als uns die Biester überrascht haben, und ich wusste keinen anderen Ausweg, als auf den Kronleuchter zu springen. Ich kann euch sagen, die Angst verleiht Flügel.«
Emma musste tatsächlich verrückt vor Angst gewesen sein, um so einen halsbrecherischen Sprung zu wagen.
Matt deutete auf den Gargoyle. »Und was ist mit dem passiert?«
»Er steckt fest. Zum Glück können Gargoyles nur fliegen, wenn sie von einem hohen Gebäude aus starten, und nachdem er mich von unten nicht erreicht hat, wollte er es überdie Decke versuchen. Um nicht herunterzufallen, musste er seine Krallen jedoch so tief in den Stein graben, dass er sie nun nicht mehr herausbekommt.«
Der Gargoyle starrte mit einer Mischung aus Schmerz und überschäumender Wut auf sie herab und bleckte die Zähne.
Matt und Lilith schoben hastig einige der noch unbeschädigten Lesesessel zusammen und Strychnin platzierte sie so, dass Emma sicher darauf landen konnte.
»Leute, ich habe etwas Tolles entdeckt«, erzählte ihnen Emma währenddessen. »Den originalen Wortlaut, den die Magier benutzt haben, um den Zauber für das Tor zu wirken. Darin gibt es einen kleinen, aber sehr bedeutenden Unterschied zu dem Spruch, der am Tor angebracht ist. Leider liegt die Mappe mit der Niederschrift irgendwo in einem der Bücherhaufen.«
Ein ohrenbetäubendes Brüllen unterbrach ihren Vortrag. Dem Gargoyle war es gelungen, eine seiner Tatzen zu befreien, doch nun machte ihm die Schwerkraft zu schaffen. Er fing an, mit seinen Flügeln zu schlagen, ein gewaltiger Luftzug fegte durchs Zimmer und brachte Emmas Kronleuchter ins Schwanken. Sie rutschte ab und klammerte sich mit beiden Händen an der metallenen Umrandung fest. Trotz seiner eigenen Probleme witterte der Gargoyle seine Chance: Er streckte seine freie Pranke aus und seine Krallen streiften schon fast über Emmas rechten Arm.
»Los, spring endlich!«, rief Matt von unten.
Emma lieà sich fallen, landete zielgenau in den Lesesesseln und Lilith half ihr, über die Lehnen zu klettern.
»Habt ihr schon einen Plan geschmiedet?«
»Ja, haben wir.« Lilith zerrte sie in Richtung Tür. »Und zwar abhauen, so schnell wie möglich.«
»Und die Niederschrift mit dem Zauberspruch?«, warf Emma ein.
Lilith zögerte nur einen kurzen Moment, dann hatte sie die Entscheidung gefällt: »Die müssen wir in der Bibliothek lassen. Jetzt ist nur wichtig, dass wir lebend hier herauskommen.«
Sie sausten los, den Flur entlang in Richtung Ausgang. Matt nahm gleich zwei Treppenstufen auf einmal, und als sie keuchend die Eingangshalle durchquerten, lieÃen schwere Schritte hinter ihnen den Boden erzittern. Lilith musste sich nicht umsehen, um zu wissen, dass ihr mindestens einer der Gargoyles dicht auf den Fersen war. Sie biss sich auf die Lippen und spurtete hinter Matt und Emma ins Freie, die schon den Weg zum Schuppen eingeschlagen hatten.
Erneut kämpften sie sich durch das Gestrüpp, rissen sich los, wenn Dornen sich in ihren Kleidern verfangen hatten, und versuchten, trotz der Unwegsamkeiten ihr Tempo zu halten. Nach einer halben Ewigkeit, wie es Lilith schien, tauchte der Schuppen vor ihnen auf. Sie konnte es kaum glauben: Nur noch wenige Schritte, dann waren sie in Sicherheit.
»Eure Ladyschaft, er hat mich gleich, zu Hilfe!«
Strychnin! Den kleinen Dämon hatte sie völlig vergessen. Wie ein Hase rannte Strychnin in einem wilden Zickzackkurs vor dem Gargoyle davon, doch mit seinen kurzenBeinen konnte er ihm nicht mehr lange entkommen. Unter dem Gewicht des jagenden Gargoyles zersprangen die Pflastersteine und die Steinsplitter wurden wie Gischt in die Höhe geschleudert.
»Er ist unkaputtbar!«, rief Emma ihr von Weitem zu.
Doch Lilith wusste, dass Strychnin genauso Schmerzen empfand wie ein Mensch, und die Angst stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben â¦
»Ach, verdammt!« Sie kehrte um und rannte zu ihm zurück.
Gerade als der Gargoyle zu einem Hieb ausholen wollte, schnappte sie ihm den
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