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LIMIT - reich, gewissenlos, tot

LIMIT - reich, gewissenlos, tot

Titel: LIMIT - reich, gewissenlos, tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sullivan Mark T.
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hochkam. Der Wachmann stürzte rücklings auf die Schaltkonsole, vom Gewicht seines toten Kollegen nach unten gedrückt. Lerner erlebte noch einen Moment der Todesangst, dann erlöste ihn Radios dritter Schuss.
    Beide Leichen fielen übereinander zu Boden. Radio ging hinaus auf den Flur, packte den toten Ober am Kragen seines weißen Jacketts und schleppte ihn in den Kontrollraum. Er schloss die Tür hinter sich, zog Gummihandschuhe an und schob die Leichen in eine Ecke des Raums. Anschließend überprüfte er den Monitor, der den Flur außerhalb des Kontrollraums zeigte, sah, dass er noch leer war, ging vor die Tür und holte das Essen vom Servierwagen. Schließlich hatte er eine lange Nacht vor sich.
    Er zog die Tür hinter sich zu und schob den Riegel vor. Dann ließ er sich auf Lerners Stuhl fallen, setzte sein Headset auf und erweiterte das interne Kommunikationssystem des Clubs mit Hilfe einer Software um eine neue Frequenz.
    Als dies erledigt war, sprach er in sein Mikro: »Drei Minuten vor Mitternacht. Haupttor?«
    Sofort tönte Cobbs Stimme aus dem Headset: »Alles klar. Schneemobil vor Ort.«
    »Ostflanke?«
    »Positiv.«
    »Westen?«
    »Positiv.«
    »Norden.«
    »Bereit.«
    »General, hier ist Radio.«
    »Schieß los, Radio.«
    »Das Gelände ist in unserer Hand. Ihr könnt angreifen.«
     
    Im Dirty Shame Saloon rief Harry Armstrong, der Zauberkünstler aus Las Vegas: »Noch zwei Minuten, Jungs und Mädels, dann ist Mitternacht.«
    Die Kinder bliesen in ihre Partytröten, zündeten Knallfrösche und warfen Konfetti. Bridger ließ vor Connors Nase eine Konfettibombe platzen und erntete einen Schrei der Entrüstung. Nach einer wilden Verfolgungsjagd über Sessel und Sofas bekam Connor seinen Bruder endlich zu fassen, um schreckliche Rache zu üben, indem er ihm Konfetti in den Halsausschnitt stopfte.
    »He, ihr zwei! Hört auf herumzugaloppieren!«, rief Armstrong.
    Bridger rieb sich den Nacken und meinte stirnrunzelnd: »Redet der mit uns, Mann?«
    »Nein«, sagte Hailey ausdruckslos. »Dass sie euch alle anstarren, hat andere Gründe.«
    »Wo bleibt Dad?«, fragte Bridger unbeeindruckt. »Er wollte doch pünktlich hier sein.«
    »Noch eineinhalb Minuten bis Mitternacht«, sagte Connor. »Vielleicht schafft er es noch.«
    »Unwahrscheinlich«, sagte Hailey ungnädig. »Alte Gewohnheiten lassen sich schwer ablegen.«
     
    Draußen legte sich der Sturm ein wenig. Mickey spürte jede Schneeflocke als beißende Ermahnung, nüchtern zu bleiben. Dies gelang ihm nur, indem er sich zwang, positiv zu denken, eine Einstellung, die ihm bereits im Entzug geholfen hatte.
    Während er geduckt gegen den Sturm ankämpfte, erstellte er im Geiste eine Liste der Dinge, für die er dankbar war. An erster Stelle standen seine Kinder und die vergangenen zwei Wochen, die er mit ihnen hatte verbringen dürfen. Danach äußerte er seine einzige Bitte für das kommende Jahr: Er wollte eine Frau finden, wollte nicht mehr länger einsam sein. Die Scheidung lag nun schon fünf Jahre zurück, und die beiden Beziehungen, die er riskiert hatte, waren …
Wie spät ist es?
    Hennessy schob den Ärmel seines Parkas zurück. Es war kurz vor Mitternacht. Er fuhr herum, sah, dass er sich fast dreihundert Meter vom Haus entfernt hatte, und fing an zu rennen.
Du meine Güte, ich werd’s verpassen
, dachte er.
Dabei hab ich es ihnen versprochen. Und morgen sind sie fort!
     
    Im Kontrollraum wanderte Radios Blick von einem Bildschirm zum nächsten, erhielt überall sichere Zeichen von der Anwesenheit seiner Kameraden: der Sicherheitsmann Peters, erschossen vor seiner Baracke; ein weiterer Wachmann, auf seinem Kontrollgang erwürgt; bewaffnete Männer, die in weißen Tarnanzügen aus drei Richtungen auf das Clubhaus zustürmten.
    Radio entriegelte die Eingangstüren und rief in sein Mikro: »Klar zum Entern. Macht sie fertig, Leute.«
     
    Die Gäste im Saal, erhitzt vom Tanzen, standen klatschend auf dem Parkett und schrien gemeinsam mit dem Bandleader den Silvester-Countdown: »Fünf! Vier! Drei! Zwei! …«
    Punkt Mitternacht wurde das Feuer eröffnet: Maschinengewehrsalven aus allen Richtungen zerschlugen Deckenfliesen und Lüster. Kristallscherben prasselten wie kleine Dolche auf die völlig überraschten und erschrockenen Gäste, die panisch Deckung suchten, als maskierte Männer in Weiß brüllend den Saal stürmten. Einige Leute, darunter Aaron Grant und seine Frau Margaret, rannten auf die Ausgänge zu, die aber bereits versperrt

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