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LIMIT - reich, gewissenlos, tot

LIMIT - reich, gewissenlos, tot

Titel: LIMIT - reich, gewissenlos, tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sullivan Mark T.
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sah, dass seine gesamte rechte Seite voller Blut war. Der Ursprung war eine Fleischwunde im Oberarm. Er zog sich den Gürtel aus der Hose, schlang ihn unterhalb der Schulter um den Oberarm, packte das Ende der Schlaufe und zerrte daran, bis die Blutzufuhr in den Arm abgeklemmt war.
    Dann warf er sich den Parka wieder um, schlüpfte aber nur in den linken Ärmel und schaffte es irgendwie, den Reißverschluss zuzuziehen.
Die Kinder sind noch da drin!
, dachte er. Doch in diesem Zustand hätte er nicht die geringste Chance, sie zu retten; wie sollte er außerdem mit einer einfachen Pistole gegen eine Vielzahl Maschinengewehre ankämpfen? Er musste nach draußen, Verstärkung holen. Oder sollte er nach Süden laufen, zu einem der Chalets? Sein Generalschlüssel öffnete ihm fast jede Tür. Er würde telefonieren. Unterstützung anfordern.
    Nein!
Der Schlüssel lag ja in seiner Wohnung!
    Das Handy!
Im Eifer des Gefechts hatte er völlig vergessen, dass er es eingesteckt hatte. Er schob seine Pistole in die Anoraktasche, fischte das Handy aus der Hose, wählte 911 und sprach ein Stoßgebet. Stille, dann ein Knistern, und schließlich eine Stimme:
    »Jefferson County, Büro des Sheriffs …«
    Die Verbindung war schwach. »Hier spricht Michael Hennessy vom Jefferson Club«, rief er. »Wir sind überfallen worden. Sie haben Maschinenpistolen. Ich hab einen von ihnen erschossen und –«
    Schüsse, links von ihm. Grelle Blitze im dichten Schneetreiben, dicht gefolgt von knackenden Zweigen, als die Projektile die Bäume ringsum beharkten.
    Hennessy hetzte weiter, warf das Handy in den Schnee und riss die Pistole heraus. Er drehte sich um, schoss zweimal in Richtung Mündungsfeuer und rannte weiter. Wieder krachten Schüsse, wirbelten Projektile den Schnee und die Büsche um ihn herum auf.
    Er rannte geduckt, im Zickzackkurs, dankbar, dass hier der Schnee nicht ganz so tief war. Er rannte, bis er glaubte, seine Lunge werde platzen, und erreichte eine zweite Lichtung. Ihm war schwindlig, er würde dieses Tempo nicht halten können. Er hatte schon zu viel Blut verloren. Kein Zweifel, sie würden ihn kriegen.
    Hennessy blickte sich um, sah aber im dichten Schneetreiben zunächst nichts als vage Schatten. Da entdeckte er in etwa dreißig Metern Entfernung eine Baumgruppe und fasste einen Plan. Er rannte weiter, wieder am Waldrand entlang, an besagtem Hain vorbei, und nach etlichen Metern in der eigenen Spur wieder zurück und hinein in die kleine Bauminsel.
    Dort lockerte er eine Minute lang die Aderpresse, während er die Stelle in vierzig Metern Entfernung nicht aus den Augen ließ, wo der Mann, der ihm dicht auf den Fersen war, aus dem Dickicht kommen musste. Kaum hatte er den Gürtel wieder zugezurrt, war es auch schon so weit.
    In seinem Tarnzeug war sein Verfolger so gut wie unsichtbar. Doch dann erspähte Hennessy ein schwaches grünes Licht. Die Nachtsichtbrille.
    Er legte an, suchte den hellroten Punkt der Laserzielvorrichtung und richtete ihn auf das grüne Licht. Als die beiden Farben sich überlappten, drückte er ab. Die Beretta blockierte. Er verlor das grüne Glühen aus den Augen und warf sich flach auf den Boden. Maschinengewehrkugeln beharkten die Baumstämme ringsum. Hennessy sah das Mündungsfeuer und ballerte zurück.
    Das Maschinengewehr verstummte, und er hörte das Röcheln seines Feindes.
    Keuchend rappelte Hennessy sich auf und näherte sich vorsichtig seinem Gegner. Der Mann war tot. Hennessy nahm ihm das Nachtsichtgerät ab und setzte es selber auf. Sofort war die Landschaft in außerirdisches Grün getaucht.
    Hennessy ließ sich keine Zeit für Sentimentalitäten. Er dachte nur noch ans Überleben. Er nahm seinem Gegner Maschinenpistole und Munition ab. Nur noch knappe zwei Meilen bis zum Tor.
Sicher hatten sie es längst unter ihre Kontrolle gebracht
, dachte er und beschloss, lieber in Richtung Highway zu laufen und einen Wagen anzuhalten.
    Na los!
, sagte er zu sich selbst.
Hol Hilfe für die Kinder!
Dieser eine übermächtige Gedanke verlieh ihm die nötige Kraft, um durchzuhalten und weiterzulaufen.
     
    Im Dirty Shame Saloon lag der Zauberkünstler mit dem Gesicht nach unten auf dem Holzfußboden, die Arme hinter dem Rücken. Ein maskierter Mann fesselte ihm die Handgelenke mit Plastikkabelbindern. Auch die Kinder lagen wie versteinert mit den Gesichtern nach unten auf dem Boden; einige von ihnen weinten. Die Drillinge, in einer Reihe nebeneinander, wagten kaum, die Köpfe zu heben, während die

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