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Lockruf der Finsternis

Lockruf der Finsternis

Titel: Lockruf der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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zu ihm gelangen konnte!
    »Es tut mir so leid«, flüsterte er in ihr Haar. »Ich habe es nicht gewusst.«
    »Ich weiß, dass du es nicht wusstest.«
    Noch immer wollte er, dass sie begriff, wie leid es ihm tat. »Warum bist du nie zu mir gekommen?«
    »Als ich jünger war, hatte ich Angst, du wärst wütend auf mich. Jedes Mal, wenn du hierhergekommen bist, warst du so zornig. Du hast Artemis gehasst, und ich hatte Angst, dass du mich dafür hassen würdest, dass ich dich an sie fessle.«
    Er trat zurück und nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. »Ich könnte dich niemals hassen.«
    Kat hatte ihr ganzes Leben lang darauf gewartet, diese Worte zu hören, und es sammelten sich neue Tränen in ihren Augen. Sie hatte darauf gewartet, dass ihr Vater sie berührte. Es war so viel schöner, als sie es sich jemals vorgestellt hatte. »Ich liebe dich, Dad.«
    Ash schluchzte, und Schmerz durchzuckte ihn. Diese Worte gingen durch jede Faser seines Seins. »Es tut mir so leid, Katra.«
    »Mir auch. Ich hätte es dir sagen sollen, das weiß ich. Aber ich wusste wirklich nicht, was du Mom antun würdest. Ich hatte Angst, du würdest sie töten.«
    Er lachte bitter. »Das hätte ich wahrscheinlich auch getan.« Er schüttelte den Kopf und schaute sie von oben bis unten an. »Du bist so schön. Ich wünschte, ich hätte dich als Kind gesehen.«
    Sie grinste ihn schüchtern an. »Da hast du nicht viel verpasst. Ich hatte Überbiss und strähniges Haar.«
    Er lachte. »Das bezweifle ich aber ganz gewaltig!«
    »Es stimmt, und ich war als Jugendliche wirklich schrecklich, groß und schlaksig. Ich bin überall dagegengestoßen. Das passiert mir heute noch manchmal.«
    Er schüttelte den Kopf. »Du bist meine Tochter.«
    »Natürlich«, spottete sie. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass du dich jemals unkoordiniert bewegst.«
    »Oh, ich versichere dir, dass ich mit meinem Kopf schon einige Schilder regelrecht an die Wand genagelt habe. Es ist erstaunlich, dass auf meiner Stirn nicht die Buchstaben ›Ausgang‹ zu sehen sind.«
    Ihr melodisches Lachen klang in seinen Ohren und ließ sein Herz schmerzen.
    Ash kam nicht darüber hinweg, wie ähnlich ihre Eigenarten den seinen waren. Es war, als schaute man in einen Spiegel und sah anstelle seiner selbst das Gesicht eines anderen.
    Aber seine Freude wurde von Angst durchbrochen, als er merkte, wie ähnlich sie sich waren und was das für das Aufwachsen von Katra bedeutet haben mochte. »Hat deine Mutter dich gut behandelt?«
    Ein Lächeln breitete sich über ihr Gesicht aus. »Für ihre Verhältnisse ja. Zwar konnte ich sie niemals ›Mutter‹ nennen, außer wenn wir allein waren, aber davon abgesehen war sie wirklich gut.«
    Wie schrecklich, sich nie in der Öffentlichkeit zu Artemis bekennen zu dürfen. Er kannte diesen Schmerz gut, und es machte ihn noch zorniger, dass Artemis, nachdem sie ihm das angetan hatte, es auch noch seinem Kind angetan hatte.
    Wie egoistisch konnte man eigentlich sein?
    »Verhält sie sich dir gegenüber liebevoll?«
    Kat schluckte bei seiner Frage. Sie wusste genau, was er damit meinte. Er hatte Angst, dass ihre Mutter ihr gegenüber distanziert war. Aber trotz aller Fehler von Artemis war das nie der Fall gewesen.
    Sie wollte ihn beruhigen, also nahm Kat seine Hand in ihre und schloss die Augen, sodass sie ihm alles zeigen konnte.
    Ash zuckte zusammen, als er Katras Erinnerungen in seinem Kopf sah. Sie war vielleicht sieben Jahre alt und allein mit ihrer Mutter in deren Schlafzimmer. Sie kuschelten sich im Bett aneinander.
    Katra runzelte die Stirn, als sie ihre winzige Hand auf die feuchte Wange ihrer Mutter legte. »Warum weinst du, Matisera ?«
    »Du bist zu klein, als dass du das begreifen könntest, meine Kleine.«
    »Sag mir trotzdem, warum du weinst. Dir geht es dann besser, und du wirst glücklicher.«
    Artemis lächelte durch ihre Tränen und zog die Decke höher über Kats Schultern. »Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht.«
    Kat war ratlos. »Aber du bist eine Göttin, du kannst doch gar keine Fehler machen.«
    Artemis nahm Kats kleine Hand und küsste sie zärtlich. »Glaub mir, Kleines, jeder macht Fehler, sogar die Götter. Und unsere Fehler sind viel schlimmer als die Fehler der Menschen. Anders als die Menschen leiden wir nämlich nicht allein darunter, sonder wir teilen unsere Schmerzen mit Tausenden anderen. Darum musst du lernen, wie dein Vater zu sein. Lernen, deine Tränen und deine Wut zurückzuhalten. Versuche, nicht das zu

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