Lockruf Der Nacht
ist.«
Ich werde einen Teufel tun und ihr von Mo erzählen. Sie hat mir schon einmal zu verstehen gegeben, dass sie dafür keinen Sinn hat. Warum sollte sie ihre Meinung geändert haben?
Als ich wieder allein bin, gehe ich in mein Ankleidezimmer und betrachte mich von allen Seiten im Spiegel. Ich sehe gut aus. Schlanker, das mag sein, aber nicht schlechter oder beschissen, wie Lilith es sagte. Sie ist wahrscheinlich nur neidisch, weil sie viel tun muss, um ihre Figur zu halten und immer glücklich ist, wenn sie mal ein Kilo verliert.
Nach der Besichtigung fahre ich trotzdem im Spa vorbei und buche das volle Paket.
Während der Massage höre ich der entspannenden japanischen Musik zu und frage mich, wie es sein kann, dass Lilith mich reden gehört hat. Schlafwandle ich vielleicht und rede dabei oder ist Er tatsächlich in irgendeiner Form da gewesen und ich habe gar nicht geträumt?
Mein Innerstes schreit auf. Ich will endlich Antworten auf meine vielen Fragen haben. Komm zu mir in die Dunkelheit. Was bedeutet das? Wo ist dieser mysteriöse dunkle Ort? Meint er damit die Nacht? Wenn ich näher darüber nachdenke, fallen mir noch andere Orte der Dunkelheit ein. Die Hölle, der Tod, die Twighlight Zone, der Keller, der Wald … Überall wo er auftauchte, war es dunkel.
Die Hände des Masseurs massieren gerade meine Füße und ich versuche bei dem angenehmen Gefühl abzuschalten und mich zu entspannen, aber schon redet meine innere Stimme wieder mit mir. Denk nach Leia, denk nach . Vielleicht treibt Morpheus auch nur ein böses Spiel mit mir. Der Gott der Träume kann unterschiedliche Gestalten annehmen, das hatte ich gelesen. Warum kommt er immer in der gleichen äußeren Schale oder ist es schlicht und ergreifend meine eigene Fantasie, die mir etwas vorgaukelt, die mir diesen Mann formt? In meinem Bauch kribbelt es wieder, wenn ich an ihn denke. Verdammt, ich bin total verliebt.
Der Erholungstag im Spa hat meinem Äußeren gutgetan, aber meine Seele ist immer noch aufgewühlt und durcheinander.
Als ich nach Hause komme, schwebt ein herrlicher Duft von frischem Knoblauch und Garnelen im Treppenhaus. Je näher ich meinem Loft komme, desto intensiver wird er.
Lilith steht in der Küche und ist völlig in Gedanken versunken, während sie kocht. Der Tisch ist gedeckt mit schönen Servietten, Rosenblättern und brennenden Kerzen, wie bei einem romantischen Dinner für zwei. »Du bist schon zu Hause?«
Sie schreckt zusammen. »Leia! Kannst du das nächste Mal bitte vorher anklopfen?«
»Sorry, ich wohne hier.«
»Bei dieser vorsintflutlichen Abzugshaube hört man nicht einmal eine Bombe, wenn sie neben einem hochgeht. Wow, ich sehe, du hast meinen Rat befolgt.«
»Yes, Ma´am.«
»Ich habe mir zwei Tage frei genommen und war ein paar Möbel kaufen.« Sie macht eine kleine Pause und grinst breit »Und ein paar Schuhe.« Sie schiebt mir mit verschwörerischem Blick einen Karton hin. »Mach auf!«
Vorsichtig hebe ich den Deckel, als könnte mir etwas Gefährliches daraus entgegenspringen.
Es sind wunderschöne High Heel Sandalen aus Python mit rot-grünen strassverzierten Seesternen, die den Spann umschmeicheln. »Wow.«
»Für dich. Dafür musst du mir einen Dollar geben, damit du mir nicht wegläufst. Sie passen perfekt zu deinem roten Kleid, das ich letztes Jahr entdeckt habe und du gekauft hast.«
Die Wahrheit ist, wir haben es beide zum gleichen Zeitpunkt entdeckt und wollten es beide haben, aber wie ich immer so bin, ließ ich Lilith bei der Anprobe den Vortritt und es passte ihr nicht, deshalb ging es in meinen Besitz über. »Danke, Lilith. Das ist wirklich ein großartiges Geschenk. Womit habe ich das verdient?«
»Weißt du, Schätzchen, du bist unkompliziert, eine super Freundin, die immer da ist, wenn man sie braucht und … keine Ahnung ich hatte das Gefühl, sie dir mitbringen zu müssen.«
Lilith ist schon immer sehr großzügig gewesen, aber sie kauft nie jemandem etwas, wenn sie nicht selbst auch fündig geworden ist. »Okay, und wo ist deine Eroberung?«
Sie lacht, geht in ihr neues Zimmer und kommt mit zwei großen Tüten heraus. Ein paar dunkellila Krokoschuhe, dazu ein passender Schal und eine Tasche darf Lilith nun ihr Eigen nennen. Ich gebe zu, sie hat einen exquisiten Kleidergeschmack, ist, ohne Ausnahme, stilsicher wie kein anderer und greift nie daneben, wenn es um Farbkombinationen geht.
Das Essen und dazu der Weißwein ist ein Gedicht. Lilith erzählt mir von ihrer
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