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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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auf der LÖWENHERZ und hielten die Taue des Bootes fest. Dann kletterte Hugo hinunter, während Robert seinen Platz am Tau einnahm. Zuletzt hangelte sich auch Sire Guy nach unten. Ungeschickt plumpste er zwischen die sitzenden Männer und das Boot begann hin und her zu schaukeln. Keuchend klammerte er sich an das Erste, was er zu fassen bekam, unglücklicherweise den Bart des Steuermanns. Der brüllte vor Schmerz und schlug nach Sire Guys Hand, die vor lauter Panik zur Stahlklaue wurde. Ein Handgemenge entstand, das Boot schaukelte noch bedenklicher. Schließlich riss jemand Sir Guys Hand los – eine Menge Bart blieb darin hängen – und der Normanne krallte sich an der Bordwand fest. Robert und Johnny ließen die beiden Haltetaue los und warfen sie ins Boot.
    Schnell begann die kleine Nussschale hinter die LÖWENHERZ zurückzufallen. Sire Guy starrte in den wolkenverhangenen Herbsthimmel. Seine Brust hob und senkte sich krampfhaft, und sein Gesicht zuckte, als eine Welle einen Schwall Salzgischt über ihn sprühte.
    »Die Ruder!«, schrie Hugo.
    Die Ruder wurden ins Wasser geworfen. Die Seeleute hängten sich über die Bordwand und paddelten und schaufelten mit den Händen, bis sie die Ruder zu fassen bekamen und ins Beiboot ziehen konnten. Als sie endlich in den Zwingen lagen und die Matrosen zu rudern begannen, stabilisierte sich das wild schaukelnde Boot. Sire Guy riss sich zusammen und richtete sich auf. Die LÖWENHERZ war noch immer erstaunlich nahe. Der Normanne wusste, dass das Boot vom Kielwasser des Schiffs mitgezogen wurde. Das würde sich ändern, wenn die LÖWENHERZ mehr Vorsprung gewann.
    »He!«, rief er dann. »Ihr paddelt in die falsche Richtung, ihr Idioten! Die Küste ist da hinten!«
    »Meint Ihr, ich gebe mein Schiff so schnell auf?«, brüllte Hugo. »Rudert, ihr faulen Säcke! Die drei Grünschnäbel haben keine Ahnung. Sobald der Wind sich auch nur ein bisschen dreht, beginnen sie zu treiben, und dann holen wir sie ein und machen sie fertig.«
    »Die brauchen doch bloß wieder mit Feuer zu drohen und Ihr macht Euch ins Hemd«, sagte Sire Guy.
    »Sie sind Kinder. Irgendwann müssen sie mal schlafen«, meinte Hugo grinsend. »Und dann …«
    Etwas knackste. Sire Guy und Hugo spähten ins Wasser und sahen ein Ruderblatt vorbeischaukeln. Einer der Matrosen starrte die nutzlose Stange in seiner Hand an, die eben noch ein Ruder gewesen war.
    »Angesägt«, murmelte der Steuermann. Er stieß einen Schwall von Verwünschungen aus.
    Hugos Schultern sanken herab.
    »Und jetzt?«, fragte Sire Guy. Er hörte, wie schrill seine Stimme klang. »Und jetzt?«
    »Kehren wir um«, murmelte Hugo kaum hörbar. »Mit einem Ruder können wir mühsam die Küste erreichen, aber nicht die Verfolgung aufnehmen. Ich hab mein Schiff verloren, Sire Guy, und beim heiligen Nikolaus, Ihr oder der Sheriff werdet mir jeden einzelnen Nagel darin ersetzen!«

11
    E ins der beiden Ruder hab ich angesägt«, sagte Johnny stolz. »Mit nur einem Ruder müssen sie sich ganz schön anstrengen, um zur Küste zurückzukommen. Sie werden uns nicht verfolgen.«
    Robert ließ sich erschöpft auf den Deckplanken nieder. Das Schwert glitt aus seiner Hand, als wäre es plötzlich zu schwer für ihn geworden. »Wir haben sie in die Flucht geschlagen«, flüsterte er. »Wir haben geblufft, aber wir haben’s geschafft.«
    »Du hast es geschafft«, sagte Edith. Sie legte ihrem Bruder die Hand auf den Arm und spürte sein Zittern.
    »War ein guter Plan«, lobte Johnny.
    Roberts Miene erhellte sich. »War es, oder?«, fragte er. »Besonders der Trick mit dem Tran. Da haben sie’s mit der Angst zu tun gekriegt. Such dir Lappen und wisch schleunigst das Zeug auf, Johnny, damit wir das Schiff nicht jetzt noch aus Versehen anzünden!«
    »Erstens bin ich Sir John de Loxley und möchte deshalb ein ›Bitte‹ hören …« Johnny stemmte die Hände in die Hüften und machte ein entschlossenes Gesicht. »Und zweitens hab ich den Tran gar nicht auslaufen lassen. Ich weiß sehr wohl, wie gefährlich Feuer auf einem Schiff ist.«
    Edith lachte, nahm Johnny in den Arm und drückte ihm links und rechts einen Kuss auf die Wange. »Sir John Greenleaf de Loxley – Ihr habt alle reingelegt! Bravo!«
    Johnny wurde knallrot.
    Edith holte tief Luft. »Und nun«, sagte sie wieder ganz nüchtern, »nachdem wir die eine Gefahr gemeistert haben, stellen wir uns der anderen: Wer von euch beiden kann ein Schiff segeln?«
    Johnny zuckte mit den Schultern.
    Robert

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