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Lola Bensky

Lola Bensky

Titel: Lola Bensky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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reichte in ihrer Reihe ein großes Tablett mit Wassermelonenstücken weiter. Lola und Janis Joplin nahmen sich beide eines. »Danke«, riefen sie Mama Cass zu.
    »Bei mir zu Hause konntest du niemals fuck oder so sagen«, sagte Janis Joplin zu Lola. »Meine Mutter wäre stinkwütend geworden. Sie hat mich schon eine Hure genannt, ohne dass ich geflucht hätte. Als sie es das erste Mal sagte, mussten Karleen und ich es im Lexikon nachschlagen, weil ich nicht glauben konnte, dass meine Mutter mich so nennen würde.« Sie hielt inne. »Sie hatte keinen Grund, mich so zu nennen«, fügte sie hinzu.
    »Mein Vater nannte mich eine Prostituierte, wenn ich abends nach zehn nach Hause kam«, sagte Lola. »Ich dachte, dass das Wort Prostituierte sich auf Polnisch vielleicht nicht so schlimm anhört und er nicht wusste, wie verletzend es war. Ich war so keusch und so gekränkt.«
    »Ich auch«, sagte Janis Joplin.
    »Deine Mutter klingt ziemlich schlimm«, sagte Lola.
    »Sie ist ein Kontrollfreak«, sagte Janis Joplin. »Und hartherzig. Ich kann es ihr nie recht machen. Sie will immer noch, dass ich züchtige Röcke trage und meine Haare in einem Knoten trage.«
    »Meine Mutter ist weder hartherzig noch distanziert«, sagte Lola. »Sie ist einfach nicht da. Man kann sie sehen, aber sie ist abwesend. Sie ist nicht da. Ich denke, dass sie wahrscheinlich gerne da wäre, aber nicht da sein kann. Sie ist nur dann da, wenn sie mir sagt, dass ich abnehmen soll.«
    »Na ja, das ist ein Grund, dick zu bleiben, oder?«, sagte Janis Joplin.
    »Vermutlich«, sagte Lola. Daran hatte sie noch nie gedacht.
    »Es macht dir nichts aus, dass ich dich dick genannt habe, oder?«, fragte Janis Joplin.
    »Ich bin dick«, sagte Lola. »Manchmal glaube ich, dass meine Mutter mich zu dick findet, um mich zu küssen. Sie küsst mich nie. Und berührt mich selten. Und manchmal denke ich, dass es vielleicht nichts damit zu tun hat, dass ich dick bin, sondern dass sie einfach zu oft angefasst wurde.«
    Eine Schale mit geschälten Karotten wurde durchgereicht. Lola freute sich, als sie die Karotten sah. Sie verkürzten das Gespräch über Renia und darüber, dass sie zu oft berührt worden war. Lola hatte bereits die sauber gerollten Joints abgelehnt, die sich alle geteilt hatten, und die Schachtel mit den weißen Pillen. Sie hatte das Gefühl, dass sie zu den Karotten ja sagen sollte. Sie nahm eine. Janis Joplin schüttelte den Kopf und lehnte die Karotten ab. Sie griff in ihre Tasche und zog eine Flasche Southern Comfort heraus. Sie nahm einen Schluck aus der Flasche. Lola musste schockiert ausgesehen haben, denn Janis Joplin sagte lachend: »Ich gehe nie ohne eine Tasche los, die groß genug ist für ein Buch und eine Flasche.«
    Lola hatte noch nie jemanden Whiskey aus der Flasche trinken sehen. Sie hatte noch nicht oft jemanden Whiskey trinken sehen. Janis Joplin nahm noch ein paar Schlucke. Lola dachte, es könne nicht gut sein für Janis Joplin, das zu tun. Es schien eine Menge Whiskey zu sein, die sie einfach so hinunterkippte.
    »Ist das gut für dich?«, sagte sie zu Janis Joplin.
    »Verdammt, ja«, sagte Janis Joplin. »Sehr gut. Möchtest du was?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Lola. »Ich mag keinen Alkohol. Ich ziehe Schokolade vor.« Janis Joplin lachte. Sie hatte ein seltsames Lachen. Es klang beinahe wie ein Gackern. Und beinahe wie ein Kichern.
    »Trinkst du nie?«, fragte Janis Joplin.
    »Nein«, sagte Lola. »Ich trinke überhaupt nicht.«
    »Nimmst du Speed?«, fragte Janis Joplin.
    »Nein«, sagte Lola.
    »Was denn dann?«, fragte Janis Joplin. »Was tust du, wenn du deprimiert bist?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Lola. Eigentlich war sie nicht oft deprimiert. In Zukunft würde sie ziemlich viel Zeit damit verbringen, deprimiert zu sein, doch davon wusste sie noch nichts.
    »Meistens bin ich ziemlich beschäftigt«, sagte Lola zu Janis Joplin. »Ich mache meine Interviews, verabrede noch mehr Interviews, schreibe die Artikel, und dann plane ich meine Diäten.«
    »Lieber Himmel«, sagte Janis Joplin. »Du planst Diäten?« Janis Joplins Reaktion überraschte Lola. Nicht, weil Janis Joplin sich wunderte, dass Lola Diäten plante. Lola wunderte sich über den Ausdruck, den Janis Joplin verwendet hatte. »Lieber Himmel.« Das klang so prüde. Und an Janis Joplin war überhaupt nichts prüde.
    »Ja«, sagte Lola. »Ich plane ständig Diäten.«
    »Speed könnte dir bei deiner Diät helfen«, sagte Janis Joplin. »Mich möbelt es

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