Lola Bensky
zu tun, der mit seinem Motorrad ins Haus der Benskys hineingefahren war. Lola hatte gehört, Sonny sei Cher untreu, und sein jüngster Seitensprung sei die neue Sekretärin, und Cher habe sie in flagranti erwischt. Vielleicht war das der Grund für Sonnys Stirnrunzeln.
Lola fragte Cher, ob sie in L. A. viele Freunde habe. »Wir haben keine engen Kontakte zu anderen Popstars«, sagte Sonny. Lola verkniff sich die Frage, ob sich seine engen Kontakte auf Sekretärinnen beschränkten. Etwas an Sonny fing an, ihr auf die Nerven zu gehen. »Wir haben nur zu fünf oder sechs Leuten näheren Kontakt, und dabei handelt es sich hauptsächlich um Geschäftspartner«, sagte Sonny. Sonnys Sprache, erkannte Lola, war ausweichend und ein wenig undurchsichtig. Sie verkehren gesellschaftlich nicht mit Popstars. Haben nur eine Handvoll nähere Bekannte. Hauptsächlich Geschäftspartner, schrieb sie in ihr Notizbuch.
»Wir gehen nicht oft aus«, sagte Sonny. »Wir genießen die Gesellschaft des anderen sehr. Ich finde, für das persönliche Glück ist es entscheidend, dass man etwas tut, was einem Spaß macht, und, in unserem Fall, viel Zeit miteinander verbringt.«
Das Telefon klingelte. Sonny nahm es und ging in ein anderes Zimmer.
»Ich bewundere Sonny«, sagte Cher. »Er beruhigt mich.«
»Beruhigt dich inwiefern?«, fragte Lola.
»Beruhigt mich, wenn ich auf der Bühne stehen muss«, sagte Cher. »Ohne ihn könnte ich nicht auftreten.«
»Wovor hast du Angst?«, fragte Lola.
»Ich fühle mich auf der Bühne eingeschlossen, eingesperrt. Ich habe das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Dann bekomme ich Panik bei dem Gedanken, was passieren würde, wenn ich mitten in einem Auftritt von der Bühne müsste. Solange Sonny da ist, geht es mir gut.«
Lola war überrascht, Cher so reden zu hören. Sie hatte gedacht, dass Cher mit ihrem Aussehen, ihrem schönen Gesicht und dem perfekten, vollendet schlanken Körper sich in der Welt aufgehoben fühlen würde. Sie hätte nicht vermutet, dass Cher Angst davor hatte, in einer Falle zu sitzen. »War das schon immer so, wenn du aufgetreten bist?«, fragte Lola.
»Ja«, sagte Cher. »Ich war schon zu Tode erschrocken, wenn ich nur im Studio Background singen sollte. Ich verlasse mich wirklich in allem auf Sonny«, sagte Cher.
»Du bist mit Sonny zusammen, seit du sechzehn warst, nicht wahr?«, fragte Lola.
»Ja«, sagte Cher.
»Er ist zwölf Jahre älter als du. Macht dir dieser Altersunterschied etwas aus?«, fragte Lola.
»Ich bin froh darüber«, sagte Cher. »Sonny gibt mir ein Gefühl der Sicherheit.«
»Hilft es dir bei deiner Bühnenangst, dass du so berühmt und erfolgreich bist?«, fragte Lola.
»Ich glaube schon«, sagte Cher. »Aber eigentlich ist Sonny dafür verantwortlich, dass es mir besser geht.« Es ermüdete Lola ein wenig, sich ständig anhören zu müssen, wie wunderbar Sonny war und was für ein wunderbarer Beschützer. Irgendetwas an Sonny war ihr zu glatt, zu opportunistisch und zu chauvinistisch.
»Ich habe auch Angst vorm Fliegen«, sagte Cher. »Sonny
musste früher stundenlang auf mich einreden, bevor ich in ein Flugzeug steigen konnte. Inzwischen klappt es besser. Ich nehme Schlaftabletten, dann bekomme ich nichts von dem Flug mit.«
»Du siehst nicht aus wie jemand, der sich vor irgendetwas fürchtet«, sagte Lola. »Du bist so wunderschön.«
»Danke. Das ist sehr nett von dir«, sagte Cher.
»Ihr habt ein tolles Haus«, sagte Lola.
»Ja, nicht wahr?«, sagte Cher. »Ich bin froh, dass ich so leben kann. Unter der Woche haben wir eine Frau, die zum Kochen kommt. Ich bin nicht der hausfrauliche Typ. An den Wochenenden kann sie nicht kommen, deshalb muss ich dann kochen und die Betten machen. Sonny nennt das meine weiblichen Pflichten.« Lola war froh, dass sie die diamantbesetzten falschen Wimpern nicht erwähnt hatte. Irgendwie tat Cher ihr leid.
»Ich finde, wir sehen uns ein wenig ähnlich«, sagte Cher und sah Lola an. Sonny kam wieder ins Zimmer. Er blieb in Chers Nähe, als sei er nervös wegen irgendetwas, das sie gerade zu Lola gesagt hatte. »Findest du nicht, dass wir einander ähnlich sehen, Son?«, fragte Cher und sah Lola an.
»Das haben auch schon andere gesagt«, sagte Lola. »Ich antworte dann immer, dass ich doppelt so dick bin wie Cher.«
»Ich kann eine Ähnlichkeit erkennen«, sagte Cher. »Du auch, Son?«
»Nein«, sagte er und wirkte verblüfft. »Ich erkenne überhaupt keine Ähnlichkeit.«
»Es ist schon gut«, sagte Lola
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