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Lord Gamma

Lord Gamma

Titel: Lord Gamma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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wurde wieder breiter. Ich erwiderte seinen Blick, versuchte in seinen Augen zu lesen. Es war unmöglich. Träge schüttelte ich schließlich den Kopf und blickte zu Boden. »Nein, das glaube ich nicht«, stimmte ich ihm zu. Ich ließ die Waffe sinken, steckte sie langsam zurück in ihr Holster. Dann langte ich in mein Jackett, zog eine Zigarette heraus und steckte sie mir zwischen die Lippen. Mit der Rechten klopfte ich den Stoff ab, als suchte ich mein Feuerzeug, griff in die Tasche, zog den Strahler heraus und richtete ihn ohne zu zögern auf Nikobal. Der starrte ihn an, zeigte jedoch keine erkennbare Reaktion, behielt sogar sein Lächeln bei. Bleicher als er bereits war, konnte er sowieso nicht mehr werden.
    »Woher hast du diese Waffe?« fragte er gefährlich leise. Sein Lächeln schien eingefroren.
    Ich zuckte die Schultern, hatte mit der freien Hand das Feuerzeug geangelt und entzündete die Zigarette. »Du kennst seinen Namen«, antwortete ich zwischen zwei Zügen.
    »Seinen Decknamen«, korrigierte Nikobal. »Aber wir finden noch heraus, wer er ist und wo er sich verborgen hält.«
    Ich trat zu ihm hin, ließ die Spitze der Waffe über seinen Körper wandern. Die Gewißheit, daß der Lord Respekt vor dem Strahler zeigte, verlieh mir wieder Selbstvertrauen. »Ich hätte große Lust, abzudrücken, um zu sehen, was passiert. Wo ist dein Nervenzentrum, Fettwanst? Hier etwa? Oder hier?«
    Nikobal hob herausfordernd den Kopf und schwieg.
    »Vielleicht tötet sie dich nicht, aber sie sorgt dafür, daß deine menschliche Gestalt hops geht. Das wäre eine bewußtseinserweiternde Erfahrung für dieses Volk hier, findest du nicht? Der Höhepunkt von Babalon …«
    Der Lord blickte ausdruckslos und nickte wie zur Bestätigung. »Du weißt über vieles Bescheid, Stan«, stellte er fest. »Wenigstens vertraust du deinem Informanten, und er vertraut dir. Aber Gammas Wirklichkeit ist nicht unsere Wirklichkeit, und schon gar nicht deine. Du hast uns bereits mehr geholfen als ihm. Dein Vertrauen in die Worte deines Gewährsmanns macht alles noch komplizierter – für dich, für uns, für das Sublime. Dein Wissen und die Narben, die du seit dem Zwischenfall an der Grenze trägst, bedeuten vielleicht schon das Ende deiner Wirklichkeit.«
    »Ich habe nicht erwartet, daß es einfach sein würde«, konterte ich. »Wenn du nun so freundlich wärst …« Ich bedeutete Nikobal, aufzustehen.
    »Willst du mich erschießen? Mach dir dabei keine Sorgen um den Sessel, Stan.«
    »Ich erschieße dich nicht. Keine Ahnung, was passiert, wenn ich die Waffe auslöse, aber das, was möglicherweise von dir übrig bleibt, könnte immer noch gefährlich genug sein. Es wird reichen, dich einzusperren.«
    »Oh!« Nikobal wirkte erheitert. »Ein wundervolle Idee. Sie entspricht deinem Intellekt. Vielleicht in der Dekontaminationskammer?«
    »Was hältst du von einer kleinen Reise?«
    Ich vollführte eine einladende Geste in Richtung der Babalon-Sphären. Endlich wich dieses dämliche Grinsen aus Nikobals Gesicht. Ihm schien diese Idee ganz und gar nicht zu gefallen. Er hatte seine fetten Finger zu Fäusten geballt, sah sich von einem niederen Wesen in Schach gehalten und im nächsten Zug sogar matt gesetzt.
    Zugegeben, ich hatte tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, ihn in die Kammer zu sperren, war jedoch schnell zum Schluß gekommen, daß Wände – ob aus Stein oder Metall – kaum ein Hindernis für ihn darstellen würden. Babalon hingegen, die Sphären und der Parcours waren Lordkonstrukte, die unmittelbar mit dem Sublime verbunden sein mußten. Daran hatte selbst Nikobal einige Zeit zu kauen. Ich sah ihm an, daß es ihm widerstrebte, sich einer der Sphären zu nähern.
    »Du begehst einen großen Fehler, Stan«, sagte er, als ich ihn unmißverständlich aufforderte, eine der Kugeln zu betreten.
    Ich schnippte die niedergerauchte Zigarette in seine Richtung. »Das sehe ich nicht so.«
    »Ohne meine Kenntnisse kannst du Prill nicht aus Babalon herausführen. Wurdest du ausgebildet, ehe man dich der Projektebene ausgesetzt hat? Lehrte man dich unsere Schrift und unsere Sprache? Weder das eine, noch das andere, Stan. Und sämtliche Radioempfänger in dieser Station wurden beseitigt. Du bist hilflos.«
    Ich ging nicht auf seine Worte ein, drängte ihn zu einer der Sphären. Hoffentlich aktivierte sie sich selbständig, sobald jemand sie betrat. Und – hoffentlich war sie nicht nur für Klone konstruiert …
    »Selbst, wenn du imstande sein

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