Loreley - Basalt
Frau haben Sie Fred Müller dafür verantwortlich gemacht«, fing Schuster seine Befragung an.
»Er ist dafür verantwortlich. Wenn ich es Ihnen doch sage!«, ereiferte Weinand senior sich erneut.
Schuster ermahnte ihn in einem ruhigeren Ton weiterzusprechen.
»Meine Frau war die Sekretärin von Müller gewesen. Sie hatte Einblick in alle Unterlagen. Eines Abends konnte sie nicht einschlafen. Ich fragte nach dem Grund ihrer Nervo …«, Weinands Stimme versagte plötzlich. Schuster hielt ihm ein Taschentuch hin und wartete geduldig. Gerade als Winfried Weinand weitersprechen wollte, läutete Schusters Telefon.
»Sekunde, bitte …« Er hob ab. »Hallo, Frau Augustin. Ich habe auch Neuigkeiten, die für Sie von Wichtigkeit wären. Wir könnten uns gegen siebzehn Uhr in Kamp-Bornhofen treffen, an der Fabrik.«
Weinand hatte Schuster während des Telefonates nicht aus den Augen gelassen. Kaum hatte der Kommissar den Hörer aufgelegt, sprach er hastig weiter. »Meine Frau erzählte mir von einem sonderbaren Mann, der an jenem Morgen mit einem schwarzen Aktenkoffer in Müllers Büro gekommen war. Sie war schon viele Jahre für Müller tätig, deshalb spürte sie sofort, dass etwas nicht stimmte.
Sie wollte wissen, was im Büro los war, und kam auf die Idee, Kaffee und Gebäck hineinzutragen«, Weinand machte eine Pause, zog das Taschentuch hervor und trocknete seine Augen.
»Hat Ihre Frau noch etwas über den Inhalt des Koffers gesagt?«, Schuster hatte mit seiner Frage gewartet, bis Weinand sich wieder etwas gefangen hatte.
»Meine Frau hat den schwarzen Koffer auf dem Schreibtisch von Müller liegen gesehen. Er war offen. In dem Koffer lag Geld, sehr viel Geld.«
»Woher das Geld war, hat Ihre Frau aber nicht erfahren?«, fragte Hoffmann.
»Nein. Doch sie dachte direkt an ein krummes Geschäft.«
»Ich kann mir vorstellen, dass diese Befragung sehr schmerzhaft für Sie ist. Aber es ist sehr wichtig für uns und unsere Ermittlungen, möglichst alles zu erfahren«, meinte Schuster und fügte gleich eine nächste Frage an. »Was hat Fred Müller später zu der ganzen Sache gesagt? Ihre Frau hat ihn doch bestimmt auf das Geld im Koffer angesprochen?«
»Ja, das ist richtig. Nachdem der Fremde weg war, ist sie sofort zu Müller geeilt. Der Koffer lag noch auf seinem Schreibtisch, allerdings verschlossen. Auf die Fragen meiner Frau habe er zuerst nicht geantwortet. Dann, nachdem sie nicht locker gelassen hat, warf Müller sie aus dem Büro. Das war drei Tage vor dem Unfall.« Winfried Weinand hatte den letzten Satz nur stockend über seine Lippen gebracht.
»Sollen wir Sie nach Hause fahren?«, erkundigte sich Schuster.
Doch Weinand meinte: »Ich habe meinen Wagen in Kamp-Bornhofen stehen, bis dahin werde ich mit der Eisenbahn fahren. Ich möchte jetzt alleine sein.«
»Sie halten sich aber in den nächsten Tagen noch zu unserer Verfügung. Machen Sie bloß nicht mehr so einen Unsinn wie heute Nachmittag in der Fabrik. Sie können froh sein, dass der Bürgermeister Sie nicht angezeigt hat«, ermahnte Hoffmann ihn zum Abschied.
Unterdessen war Jil Augustin auf dem Weg nach Kamp-Bornhofen. Die Kommissarin dachte über Sinz nach. Sie ärgerte sich, so viel Zeit mit diesem Mann verbracht zu haben, ohne wirklich weitergekommen zu sein, als plötzlich ihr Handy klingelte. »Jil Augustin.«
»Hallo Jil. Ich hatte Sehnsucht nach dir.« Jil hatte sofort die Stimme von Manfred erkannt. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
»Warum sagst du nichts, Jil?«
»Ich freue mich etwas von dir zu hören, Manfred. Wo bist du gerade?«
»Ich habe mich wieder auf meiner Arbeit zurückgemeldet. Mir geht es inzwischen viel besser. Den größten Anteil daran hast du, Jil.«
»Dann schreibst du den Artikel für morgen?«
»Ja. Ich schreibe auch den Artikel für die Ausgabe im Loreleyblatt. Die Kollegin ist erkrankt und man hat mich gebeten, über die beiden Mordfälle einen gemeinsamen Bericht zu schreiben.«
»Und, bist du schon ein Stück in dem Fall vorangekommen?«, versuchte Jil ihm etwas zu entlocken.
»Mit einer Kommissarin zusammen zu sein, ist nicht immer ganz leicht. Aber ich fahre nachher noch nach Bad Ems. Mehr verrate ich dir aber nicht«, antwortete Manfred und lachte laut. Dann wollte er wissen, ob sie sich am Abend sehen.
»Ich hoffe doch. Allerdings weiß ich nicht genau, wann ich wieder zu Hause sein werde. Wo könnten wir uns denn treffen?«
»Im Biergarten. Lass uns aber gegen neunzehn Uhr noch einmal
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