Lotterie der Liebe
ich hätte Juliana erzählt, dass Sie die dreißigtausend Pfund bei der Lotterie gewonnen haben? Wie kommen Sie auf diesen Gedanken?”
Amy warf einen Blick über die Schulter. Der Earl hatte beinahe so wütend geklungen wie sie selbst.
“Sie müssen es gewesen sein. Wer sonst hätte Ihre Schwester davon informieren können?”
Jonathan ergriff Amy am Arm und zog sie durch die offene Terrassentür. Er hielt nicht bei der Balustrade an, sondern drängte sie die Freitreppe hinunter. Der Vollmond stand hoch am Himmel. Daher war es nicht ganz dunkel. Amy fröstelte in der kühlen Luft.
“Oh! Warum haben Sie das getan? Ich dachte, Sie wollten Tratsch vermeiden.”
“Ich war der Ansicht, dass wir viel mehr ins Gerede kommen würden, wenn wir uns in der Öffentlichkeit streiten”, erwiderte Jonathan mit zusammengebissenen Zähnen. “Ich halte Sie jedoch nicht fest, Miss Bainbridge. Wenn Sie in den Ballsaal zurückgehen wollen, können Sie das umgehend tun.”
Schweigend betrachtete sie den Earl. Ihr Ärger war verflogen, nachdem sie ihn beschuldigt hatte, und nun stellte sie fest, dass sie nichts mehr vorbringen mochte, obwohl er ihre Behauptung nicht widerlegt hatte.
“Haben wir uns gestritten?”, fragte sie kleinlaut.
“Natürlich. Und wir werden es weiterhin tun, wenn Sie mich beschuldigen, Ihr Vertrauen missbraucht zu haben.”
Sie sah ihn unsicher an. “Sie haben es Ihrer Schwester nicht erzählt?”
“Nein. Was den Schuldigen betrifft, so gibt es viele Möglichkeiten, wer es gewesen sein kann. Zum Beispiel Ihre Mutter oder Ihr Bruder, oder sogar Lady Amanda Spry. Ich nehme an, ihr haben Sie die Wahrheit gesagt, nicht wahr?”
“Ja, aber …” Amy hatte Gewissensbisse. Vielleicht hatte sie eine voreilige Schlussfolgerung gezogen und musste Lord Tallant um Verzeihung bitten. Da er jedoch so wütend war, fiel es ihr schwer, dies zu tun. So hatte sie ihn noch nie erlebt.
“Auch Mr. Hallam und Dainty oder Seine Gnaden hätten es Juliana erzählen können”, fuhr Jonathan fort. “Aber Sie glaubten, ich hätte mich mit ihr verschworen, um Sie lächerlich zu machen, obwohl ich Ihnen bereits versichert hatte, das träfe nicht zu. Das alles beweist mir, dass Sie kein Vertrauen zu mir haben.”
Amy schluckte. “Es tut mir leid, wenn ich einen Fehler begangen habe.”
“Unter diesen Umständen ist es wahrscheinlich besser, dass wir alle Pläne für diese Woche fallen lassen und ich Ihnen die Spielschuld meiner Schwester in voller Höhe begleiche”, erwiderte Jonathan förmlich. “Morgen Vormittag werden Sie die zweihundert Guineen haben, Miss Bainbridge.”
“Oh nein!”, entgegnete sie rasch. “Das heißt, ja, wenn es Ihnen so lieber ist.”
“So ist es mir
nicht
lieber. Aber Sie scheinen es vorzuziehen, Miss Bainbridge.”
Sie machte eine hilflose Geste. “Es ist richtig, dass ich Sie falsch beurteilt habe, Mylord. Ich habe nicht den Wunsch, die Sache noch schlimmer zu machen, indem ich darauf bestehe, das Geld zu bekommen, statt Ihre Gesellschaft zu haben. Außerdem ist morgen Mittwoch. Wir haben bereits zwei Tage miteinander verbracht …”
“Wollen Sie damit andeuten, dass ich deswegen einen geringeren Betrag zu zahlen hätte, Miss Bainbridge?”, fragte der Earl in heftigem Tonfall. “Einen Rabatt für bereits geleistete Dienste?”
Amy legte ihm die Hand auf den Arm. “Bitte, ich will mich nicht mit Ihnen streiten.”
Er legte seine Hand auf ihre. Die Berührung war warm.
“Haben Sie Vertrauen zu mir, Amy?” Seine Stimme hatte weicher geklungen.
“Ja.”
“Und wollen Sie, dass unser Abkommen beendet wird?”
“Nein.”
Jonathan neigte sich zu ihr und küsste sie. Einen Moment lang war sie sich nur der weichen, zärtlichen Berührung durch seine Lippen bewusst. Dann begann ihr zu dämmern, was sie da tat, und die Knie wurden ihr schwach. In diesem Augenblick schlang Seine Lordschaft die Arme um sie und zog sie an sich.
Das Gefühl seiner Lippen auf ihren war fremd und ein wenig beängstigend, denn sie hatte nie einen Kuss bekommen. Ungeachtet der befremdlichen Empfindungen hatte sie nicht den Wunsch, sich aus der Umarmung zu lösen, und nach einem Moment legte sich ihre Angst. Sie empfand köstliche Reize. Wärme durchströmte sie, und die süßesten Wonnen, die sie je erlebt hatte, wühlten sie auf. Als die Zunge des Earl sacht die ihre berührte, lief ihr ein wohliger Schauer über den Rücken.
Dann straffte Jonathan sich, jedoch ohne sie loszulassen.
“Es tut
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