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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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nicht wahr wären. Aber schließlich fragte sie leise: »Ist es – ist es wirklich so schlecht von mir, daß ich mich davor fürchte, ihn zu verlieren?«
    »Ja.«
    Judith legte ihre Hände in die seinen. »Ich – ich habe es wohl noch niemals von dieser Seite aus angesehen.«
    Philip lächelte, küßte sie und ging aus dem Zimmer.
    In diesem Herbst nahm David sich zusammen und spielte nicht soviel Karten. Er wettete auch nur in bescheidenen Grenzen bei den Hahnenkämpfen, die man nach dem Muster von Neuorleans in Dalroy eingeführt hatte. Judith freute sich darüber und sagte Philip, daß der Junge jetzt vernünftig würde. Philip, der mit dem Stand der Zuckerfelder sehr zufrieden war, gab ihr mehr oder weniger recht. Die Neger schnitten jetzt schon Davids vierte Ernte, und die anderen, die nicht auf den Feldern arbeiteten, waren dabei, die Zuckerraffinerie zu vergrößern. David hatte jetzt drei Zuckerquetschvorrichtungen mit starken Hölzern, Rädern und langen Deichseln für die Maulesel, und an Stelle der einen Reihe großer Kessel standen nun sechs Reihen unter dem Palmblattdach. Die Sklaven hatten auch in der Nähe einen Lagerschuppen für das ausgepreßte Zuckerrohr errichtet. Auch dieses war wertvoll, obwohl es unscheinbar aussah. Wenn es getrocknet war, nannten die Kreolen es Bagasse und benützten es als Brennstoff zum Kochen des Zuckersaftes. Selbst das harzreichste Holz konnte keine so starke Hitze erzeugen wie Bagasse.
    »Er ist ein geborener Pflanzer«, sagte Philip an einem Dezemberabend wieder zu Judith, kurz bevor sie sich schlafen legten.
    »Ich habe dir ja von Anfang an gesagt, daß er tüchtig werden würde«, erwiderte sie glücklich.
    »Wenn Zucker gekocht wird, ist er die ganze Zeit unten bei den Öfen. Gleich nach dem Abendessen ist er wieder zurückgegangen, um die Feuer zu beobachten.«
    Judith stützte sich auf einen Ellbogen. In der Ferne sah sie bei den Zuckerfeldern einen schwachen Lichtschimmer, den sie für den Widerschein des Mondlichts hätte halten können, wenn sie nicht genau gewußt hätte, daß dort die Zuckerschuppen standen. Bei der Zuckerfabrikation brannten die Feuer Tag und Nacht, aber sie mußten dauernd beaufsichtigt werden. David hielt gewöhnlich abends Wache und wurde gegen Mitternacht von den Negern abgelöst.
    Judith schmiegte sich wieder in die Decken. Mit geheimer Genugtuung und mit Stolz dachte sie an Philip und an David. Mit welch großem Erfolg hatten sie die frühere Wildnis in fruchtbaren Ackerboden verwandelt und unter ihre Herrschaft gebracht! Die Felder von Ardeith dehnten sich nun so weit aus, daß sie nur an sehr klaren Tagen vom Fenster ihres Schlafzimmers aus den Waldsaum sehen konnte. Nur eine ungewisse dunkle Linie war zu erkennen, die sich am Ende der Plantage hinzog. Und auch dieser Wald gehörte noch zu Ardeith, viele Meilen weit. Von dort holten sie ihr Feuerholz. Und noch weiter hinunter lagen die Wälder, die Christoph gehörten. Ritas Mitgift war auf dreihundert Acker erhöht worden. Mit leisem Schmerz dachte Judith daran, daß ein Teil dieses Landes das Erbe des kleinen Philip gewesen wäre, wenn er am Leben geblieben wäre. Aber die drei Kinder, die sie noch hatte, waren so wohlgeraten, daß jede Mutter darauf stolz sein konnte. Mit einem Gefühl freudiger Genugtuung schlief sie schließlich ein.
    Aber plötzlich erwachte sie verwirrt und angstvoll. Die Nachtlampe brannte noch in dem tiefen Glase. Beim Schein der trüben Flamme sah Judith, daß Philip sich eilig ankleidete, und sie hörte die lauten, schrillen Stimmen der Neger in der Halle.
    »Was ist denn geschehen?« rief sie.
    Philip zeigte nur mit dem Arm nach dem Fenster, dann knöpfte er schnell die Weste zu. Judith richtete sich im Bett auf und sah, daß helle Flammen bei den Zuckerschuppen aufloderten. Große, dunkle Rauchwolken stiegen zum Himmel auf. Glühende Funken mischten sich in den schwarzen Qualm, und Neger eilten vor dem hellen Feuer hin und her.
    »Aber wie ist denn das geschehen?« fragte sie atemlos.
    »Dieser wahnsinnige David hat die Feuer in den Zuckerschuppen unbewacht zurückgelassen, und nun ist die ganze Bagasse in Brand geraten«, sagte Philip über die Schulter, als er die Tür öffnete.
    Sie sprang aus dem Bett und hielt ihn zurück.
    »Ist David verletzt worden? Wo ist er?«
    »Niemand hat ihn gesehen«, entgegnete Philip grimmig. »Laß mich gehen, Judith! Wer weiß, welchen Schaden das Feuer noch anrichtet, wenn es nicht sofort eingedämmt wird. Bleib du

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