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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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die Dusche musst«, sagte Lisey und schob sie in Richtung Bad vor sich her. »Und du brauchst frische Sachen. Die hier sind … schmutzig.« Sie sah sich um und stell te fest, dass Darla die ausgezogene Bluse und Hose aufhob. Amanda tappte inzwischen gefügig ins Bad, aber der Anblick, wie sie vor ihr herging, versetzte Lisey einen Stich ins Herz. Das lag nicht an Amandas verschorftem und vernarbtem Kör per, sondern am Hosenboden ihrer einfachen weißen Boxer shorts. Amanda trug seit Jahren solche Jungenhosen; sie pass ten zu ihrem hageren Körper, waren sogar eigenartig sexy. Heute Abend war die rechte Hälfte des Hosenbodens schmie rig kastanienbraun verfärbt.
    O Manda, dachte Lisey. O du Ärmste.
    Dann war Amanda durch die Badezimmertür verschwun den: ein abweisendes Röntgenbild in BH , Boxershorts und weißen Baumwollsocken. Lisey blickte sich nach Darla um. Ihre Schwester war da. Einen Augenblick lang waren auch alle Jahre und alle lärmenden Debusher-Stimmen wieder da. Dann wandte Lisey sich ab und folgte der Frau, die sie einst Big Sissa Manda-Bunny genannt hatte, ins Bad, in dem ihre Schwester jetzt mit gesenktem Kopf und lose herabhängen den Armen auf der Badematte stand und darauf wartete, ganz ausgezogen zu werden.
    Lisey wollte gerade Mandas BH aufhaken, als Amanda sich plötzlich umdrehte und sie am Arm packte. Ihre Hände wa ren grässlich kalt. Einen Augenblick lang fürchtete Lisey, dass Big Sissa Manda-Bunny die ganze Sache – Blut-Bools und alles – preisgab. Stattdessen betrachtete sie Lisey mit einem Blick, der völlig klar, völlig vernünftig war, und sag te: »Mein Charles hat eine andere geheiratet.« Dann legte sie ihre wächsern kühle Stirn an Liseys Schulter und brach in Tränen aus.
    Der Rest des Abends erinnerte Lisey an etwas, was Scott als Landons Unwetterregel bezeichnet hatte: Wenn man morgens ausschlief, weil man dachte, der Schneesturm würde aufs Meer hin abziehen, schwenkte er landeinwärts und riss einem das Dach vom Haus. Stand man dagegen früh auf und sicherte alles gegen den vorausgesagten Schneesturm, gab es nur vereinzelte Schneeflocken.
    Und das bedeutet?, hatte Lisey gefragt. Sie hatten zusam men im Bett gelegen – in irgendeinem Bett, einem der frü hen Betten –, behaglich und von der Liebe wohlig erschöpft, er mit einer Herbert Tareyton in der Hand und einem Aschen becher auf der Brust, während draußen ein Sturm tobte. Wel ches Bett, welcher Sturm oder welches Jahr das gewesen war, wusste sie nicht mehr.
    Das bedeutet SUWAS , hatte er geantwortet – daran erinner te sie sich, obwohl sie damals zuerst dachte, sie hätte sich ver hört oder was falsch verstanden.
    So was? Was heißt: so was?
    Er hatte seine Zigarette ausgedrückt und den Aschenbecher auf den Nachttisch gestellt. Er hatte ihr Gesicht zwischen die Hände genommen, ihre Ohren bedeckt und so die ganze Welt ausgesperrt. Ihre Lippen geküsst. Dann seine Hände wegge nommen, damit sie ihn hören konnte. Scott Landon wollte immer gehört werden.
    Es heißt SUWAS , Babylove – schnall's um, wenn's angebracht scheint.
    Sie hatte darüber nachgedacht – sie war nicht so schnell wie er, aber sie kam meistens auch ans Ziel – und erkannt, dass SUWAS ein Akronym, ein aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildetes Wort war. Schnall's um, wenn's angebracht scheint. Das gefiel ihr. Es war ziemlich verrückt, was ihr erst recht gefiel. Sie begann zu lachen. Scott lachte mit, und wenig später war er in ihr, wie sie in dem Haus waren, während draußen der Sturm wütete und tobte.
    Mit Scott hatte sie immer viel gelacht.
    7 An seine Redensart von dem Schneesturm, der einen verschonte, wenn man sich wirklich auf ihn vorbereitete, wurde Lisey noch mehrmals erinnert, bevor ihr kleiner Aus flug zur Notaufnahme hinter ihnen lag und sie wieder in Amandas wetterfestes Cape-Cod-Haus zwischen dem Castle View und dem Harlow Deep Cut zurückgekehrt waren. Vor allem erleichterte Amanda ihnen die Sache, indem sie erheb lich heiterer wurde. Auch wenn das vielleicht morbid war, musste Lisey daran denken, wie eine trüb gewordene Glühbir ne manchmal noch ein bis zwei Stunden heller brannte, bevor sie endgültig erlosch. Der Wandel zum Besseren hatte unter der Dusche begonnen. Lisey zog sich aus und stellte sich neben ihre Schwester, die anfangs nur mit hängenden Schul tern und affenartig baumelnden Armen dastand. Obwohl Lisey die Handbrause so vorsichtig wie möglich benutzte, schaff te sie es, lauwarmes Wasser

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