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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sich in der Haft durch Selbststudium fortgebildet hatte und dessen grausige Geschichten aus dem Gefängnisalltag, von Überfällen, Schlägereien und Messerstechereien mit zugefeilten Löffelstielen, nur allzu wahr waren. Und an manchen Tagen (der mit dem Händedruck war einer davon) war er überzeugt, Jim Dooley hätte nur eine große Klappe und das schwerste Verbrechen, das er je verübt habe, wäre wahrscheinlich der Diebstahl von ein paar Dosen Verdünner aus dem Wal-Mart in Monroeville gewesen, in dem er im Jahr 2004 ein paar Monate lang gearbeitet hatte. Deshalb war das alles für Woodbody kaum mehr als ein Scherz in halb betrunkenem Zustand gewesen, vor allem da Dooley ihm mehr oder weniger erklärt hatte, er werde Lisey den schriftstellerischen Nachlass ihres Mannes um der Kunst willen abschwatzen. Zumindest erzählte der König der Inkunks das Lisey an diesem Juniabend – aber dies war natürlich derselbe König der Inkunks, der mit einem Mann, den er kaum kannte, einem nach eigener Aussage »hartgesottenen Sträfling«, angetrunken in einer Bar gesessen hatte, wobei die beiden sie Yoko genannt hatten und sich darüber einig gewesen waren, dass Scott sie anschließend zu einem ganz bestimmten Zweck behalten hatte, denn was hätte er sonst mit ihr anfangen sollen? Woodbody stellte das Ganze mehr oder minder als Scherz dar, nur zwei Kerle, die in einer Bar über Gott und die Welt redeten. Gewiss, die beiden betreffen den Kerle hatten ihre E-Mail-Adressen ausgetauscht, aber heutzutage hatte doch jeder eine E-Mail-Adresse, nicht wahr? Nach dem Tag mit dem Handschlag war der König der Inkunks nur noch einmal mit seinem treuen Untertan zusam mengetroffen. Das war zwei Nachmittage später gewesen. Bei dieser Gelegenheit hatte Dooley sich auf nur ein Bier beschränkt und Woodbody erzählt, er wäre »im Training«. Nach diesem Bier war er mit der Bemerkung, er hätte noch »einen Termin bei einem Typen« von seinem Hocker geglitten. Und er hatte Woodbody zugesagt, sie würden sich voraussichtlich am nächsten Tag, ganz bestimmt jedoch kommende Woche wiedersehen. Aber Woodbody hatte Jim Dooley nie mehr gesehen und nach ein paar Wochen aufgehört, nach ihm Aus schau zu halten. Er hatte es noch einige Male mit der E-Mail-Adresse Zack991 versucht, aber vergeblich. Und in gewisser Weise, fand er, tat Jim Dooleys Verschwinden ihm nur gut. Er hatte in letzter Zeit zu viel getrunken, und irgendwas an Dooley war einfach nicht ganz koscher. (Das hast du ziemlich spät erkannt, was?, dachte Lisey säuerlich.) Woodbody trank wie früher nur noch ein bis zwei Biere pro Woche, und ohne eigentlich darüber nachgedacht zu haben, war er Gast in einer Bar geworden, die ein paar Blocks vom Place entfernt lag. Erst später erkannte er ( als mein Kopf wieder klar war, wie er selbst sagte), dass er unbewusst etwas Entfernung zwischen sich und den Ort legte, an dem er Dooley zuletzt gesehen hatte, und die ganze Sache tatsächlich bedauerte. Das heißt, falls sie jemals etwas anderes gewesen war als ein Hirnge spinst, nur irgendein weiteres Jim-Dooley-Luftschloss, das Joseph Woodbody ausstatten geholfen hatte, während er die letzten Wochen eines weiteren elenden Winters in Pittsburgh vertrank. Und das habe er tatsächlich geglaubt, schloss er, indem er seine Argumentation so ernsthaft zusammenfasste wie ein Verteidiger, dessen Mandant die Giftspritze droht, sollte er versagen. Er sei zu dem Schluss gelangt, dass Jim Dooleys Geschichten über Gewalt und den Überlebenskampf in Brushy Mountain von A bis Z erfunden waren, und seine Idee, Mrs. Landon zur Herausgabe des schriftstellerischen Nachlasses ihres Mannes zu bewegen, gehöre in dieselbe Kategorie. Ihr ganzer Deal sei nur ein kindliches Was-wärewenn-Spiel gewesen.
    »Falls das stimmt, würde mich eines interessieren«, sag te Lisey. »Hätte Sie das daran gehindert, zuzugreifen, wenn Dooley mit einer Lastwagenladung von Scotts Geschichten bei Ihnen aufgekreuzt wäre?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Das, vermutete sie, war in der Tat eine ehrliche Antwort, deshalb fragte sie ihn noch etwas anderes. »Wissen Sie, was Sie getan haben? Was Sie in Gang gesetzt haben?«
    Darauf antwortete Professor Woodbody nichts, und Lisey hielt auch das für ehrlich. Vielleicht so ehrlich, wie er über haupt sein konnte.
    7 Nach einer Denkpause fragte Lisey: »Haben Sie ihm die Nummer gegeben, unter der er mich angerufen hat? Habe
    ich auch das Ihnen zu verdanken?«
    »Nein! Definitiv nicht! Von mir hat er

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