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Lovesong

Titel: Lovesong Kostenlos Bücher Online Lesen
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bist?« – »Adam, du hast in früheren Interviews erwähnt, dass du nicht diesen ›finsteren Pfad einschlagen willst wie andere Rockstars‹, aber wie schaffst du es, dass du nicht an dir selbst zerbrichst?«
    Mike ist total ausgeflippt. »Du hast die Band total hintergangen!«, brüllte er mich an, als wären nur wir beide in diesem Zimmer, als wäre der Reporter gar nicht anwesend. »Das ist hier nicht die Adam-Wilde-Show, verstehst du? Wir sind eine Band ! Eine Einheit. Wir sind zu viert. Oder hast du das vergessen auf dem ›finsteren Pfad der Rockstars‹?«
    Dann wandte Mike sich an den Journalisten. »Willst du alles über den illustren Adam Wilde wissen? Dann hör mal zu. Ich hab da ein paar äußerst interessante Details für dich. Unser Rockstar da drüben muss zum Beispiel immer erst mal so eine verrückte Voodookacke veranstalten, bevor er auf die Bühne geht, und er ist solch eine Primadonna, dass er völlig ausrastet, wenn man hinter der Bühne vor einem Auftritt pfeift, weil das nämlich Unglück bringt …«
    »Mike, lass das«, unterbrach Liz ihn scharf. »Jeder Künstler hat so seine Rituale.«
    Der Reporter schrieb unterdessen alles eifrig mit und saugte es in sich auf, bis Aldous schließlich, diplomatisch wie immer, sagte, dass alle sehr müde seien, und dann schickte er alle bis auf die Bandmitglieder raus aus der Bar und versuchte Mike und mich dazu zu bringen, Frieden zu schließen. Mike aber legte mit der zweiten Runde Beleidigungen los und ereiferte sich darüber, was für ein publikumsgeiles Arschloch ich doch inzwischen sei. Ich sah zu Liz rüber in der Hoffnung, sie würde mir helfen, doch sie starrte nur konzentriert in ihren Drink. Also wandte ich mich Fitzy zu, doch der schüttelte bloß den Kopf. »Ich hätte nie gedacht, dass ich derjenige sein würde, der es ausspricht, aber werdet endlich erwachsen, ihr zwei.« Dann verließ er den Raum. Flehend sah ich zu Liz. Traurig, aber auch müde, erwiderte sie meinen Blick. »Mike, das war echt daneben«, sagte sie tonlos zu ihm. Dann aber wandte sie sich mir zu und schüttelte den Kopf. »Ach, Adam, komm schon, sieh es doch mal aus seiner Sicht. Aus unser aller Sicht. Es ist schwer, das noch zu ertragen, vor allem, weil du dich so von uns zurückgezogen hast. Ich verstehe ja, warum du das tust, aber das macht es nicht unbedingt leichter.«
    Sie alle – sie waren alle gegen mich. Ich gab mich geschlagen und stürmte aus der Bar, und seltsamerweise war ich den Tränen nahe. In der Lobby wartete dieses italienische Model, das mit uns abgehangen hatte – Raffaela hieß sie –, auf ein Taxi. Als sie mich sah, lächelte sie mich an. Und als ihr Taxi eintraf, gab sie mir mit einer kurzen Handbewegung zu verstehen, ich solle doch einsteigen. Und das tat ich. Am nächsten Tag zog ich in ein anderes Hotel, weg von der Band.
    Die Story war schon bald auf rollingstone.com zu lesen, und ein paar Tage später auch in der Klatschpresse. Unsere Labelchefs flippten aus, genau wie unsere Tourpromoter, und sie alle drohten uns, dass wir höllisch würden blechen müssen, wenn wir unseren Konzertverpflichtungen nicht nachkamen. Aldous ließ eine professionelle Vermittlerin kommen, die sich mit Mike und mir zusammensetzen sollte. Aber sie konnte absolut nichts bewirken. Sie hatte eine geniale Idee, die Fitzy nur »Die Scheidung« nannte, und die haben wir bis zum heutigen Tag beibehalten. Ich sollte den Rest der Tour immer in einem anderen Hotel schlafen; der Rest der Band durfte zusammenbleiben. Und unser Pressesprecher war der Ansicht, es sei sicherer, wenn Mike und ich getrennte Interviews gaben. Deshalb unterhalten die Journalisten sich inzwischen recht häufig mit mir allein. Ja, all das hat uns ganz schön geholfen!
    Als wir von der Collateral-Damage -Tour wieder heimkamen, hätte ich die Band beinahe verlassen. Ich zog aus dem Haus aus, in dem ich zusammen mit Fitzy in Portland gewohnt hatte, und suchte mir eine eigene Bleibe. Ich ging den anderen aus dem Weg. Ich war wütend, aber ich schämte mich auch. Ich war mir nicht ganz sicher, wie ich es geschafft hatte, aber mir war klar, dass ich alles ruiniert hatte. Ich hätte es genauso gut gleich beenden können, doch dann kam eines Nachmittags Liz bei mir vorbei und fragte mich, ob ich mir nicht eine fünfmonatige Auszeit gönnen wolle, bis ich mich wieder besser fühlte. »Es würde jeden aus der Bahn werfen, der ein paar so heftige Jahre wie wir hinter sich hat, und ganz besonders schlimm waren

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