Luc - Fesseln der Vergangenheit
dem Boden gesessen hat. Die bluten irre stark, müssen aber nicht lebensgefährlich sein.«
Auf dem staubigen Boden gab es keine eindeutigen Hinweise auf das Geschehen in dem Raum, trotzdem musterte Luc jeden Millimeter und wurde schließlich fündig. »Sekunde. Sieh mal da drüben.«
Scott betrachtete die rechteckige Fläche, die glatter als der restliche Untergrund wirkte. »Fast, als ob da jemand Sand und Staub zusammengeschoben hat. Mir fällt nur ein Grund ein, warum man das tun sollte.«
Luc kniete bereits neben der Stelle. »Um etwas zu verbergen.« Mit der Hand fegte er den Staub und Sand zur Seite. Unbeholfene Striche waren in den harten Untergrund eingekratzt.
»Was ist das?«
Im Gegensatz zu seinem Freund verstand Luc den Sinn des scheinbaren Gekritzels. »Das sind arabische Schriftzeichen. Ein Name.«
Scott benötigte keine Übersetzung. »Kalil?«
»Richtig. Er muss das hier als Hinweis hinterlassen haben. Offenbar rechnet er damit, dass er gesucht wird. Na los, wir sehen uns hier weiter und dann noch mal draußen um. Wenn sie ihn nicht hier entsorgt haben, und das hoffe ich, werden wir in dem Feldlager jeden Stein umdrehen, bis wir ihn haben.«
Es gelang Luc nicht, seine Angst um Kalil und Wut über das Vorgehen der Amerikaner zu verbergen. Beruhigend legte Scott ihm eine Hand auf die Schulter. »Vielleicht sind Pete und Sam oder dein deutscher Freund schon einen Schritt weiter, wenn wir dort eintreffen.«
Ein scharfer Pfiff ließ sie nach ihren Waffen greifen und nach draußen eilen. Seine Männer und Jasmin waren in Deckung gegangen, die Gewehre auf einen Punkt in westlicher Richtung gerichtet. Nur Azad stand offen vor dem Gebäude und starrte angestrengt durch ein Fernglas.
Von der Lässigkeit des Afghanen war nichts übrig geblieben, als er Luc das digitale Gerät reichte. »Sieh selbst. Ich bin nicht ganz sicher«, flüsterte er Luc zu.
Irritiert über den leisen Ton runzelte Luc die Stirn und blickte durch das Fernglas. Er konnte mindestens zwei Männer und ein Fahrzeug erkennen und war sich trotz der Entfernung und des Staubs sicher, dass neben dem Wagen Hamid stand und reglos in seine Richtung blickte. Das erklärte Azads Verhalten. »Ich gehe davon aus, dass du nicht wusstest, dass wir hier auf Hamid und seine Männer treffen würden.«
Azad schnappte nach Luft. »Natürlich nicht. Für mich ist das genauso schwierig wie für dich. Vielleicht sogar noch problematischer. Aber wenn Hamid seine Männer richtig platziert, sitzen wir hier fest.«
Luc setzte das Fernglas erneut an. »Das wird ihm nicht gelingen. Außerdem sind wir ihm mit unseren Waffen und der Munition haushoch überlegen. Aber so weit wird es nicht kommen.«
»Was hast du vor?«
»Da Hamid und wir das gleiche Ziel haben, wäre es ziemlich dumm, sich gegenseitig umzubringen.«
Bisher hatte Scott geschwiegen, obwohl er von der leisen Unterhaltung mit Azad nicht allzu viel mitbekommen haben konnte. »Hör zu, Boss, wenn das auf einen deiner berühmten Alleingänge hinausläuft, dann … «
Grinsend vollendete Luc den Satz. »Dann liegst du richtig. Du bleibst mit Azad und Jasmin hier am Gebäude. Chris und Timothy sollen die Zufahrt weiter oben sichern. Wenn Hamid glaubt, uns taktisch oder strategisch überlegen zu sein, wird es Zeit, ihm zu zeigen, dass er sich geirrt hat. Damit haben wir ihn in der Zange, wenn er vorrückt.«
»Soweit klingt das vernünftig, aber was hast du vor?«
»Einen alten Freund gebührend begrüßen. Ich nehme einen der Jeeps. Sorg dafür, dass Jasmin zurückbleibt. Was ist mit dir, Azad? Ist es ein Problem, wenn Hamid uns hier zusammen sieht?«
»Dafür ist es zu spät. Er weiß ohnehin, dass ich mit Kalil und Joss befreundet bin. Zumindest wird er mir die Chance zu einer Erklärung geben, ehe er abdrückt.«
»Darauf setze ich auch.« Sie wechselten ein grimmiges Grinsen, ehe Luc zu Jasmin ging, die hinter ihrem Range Rover Stellung bezogen hatte. »Kalil war hier. Und ich gehe davon aus, dass er lebt. Wir sind nicht die Ersten, die sich hier umsehen, das heißt, sie hätten ihn gefunden, wenn er hier wäre. Außerdem hätten sich Meltons Männer kaum die Mühe gemacht, in diesem steinigen Boden ein Grab auszuheben.«
Jasmin atmete erleichtert auf, hatte aber ihre möglichen Gegner nicht aus den Augen gelassen. »Wer ist das da hinten?«
Wenn Luc ihr die Wahrheit sagte, würde sie darauf bestehen, ihn zu begleiten. »Ein möglicher Verbündeter. Das werden wir gleich genauer wissen.
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