Lügen haben hübsche Beine
zusammen verbringen müssen, und ich finde es lächerlich, dass wir uns ständig gegenseitig aus dem Weg gehen. Vielleicht könnten wir uns darauf einigen, halbwegs normal miteinander umzugehen. Keine Fragen, keine Vorwürfe, und …«
»… keinen Sex«, fiel sie ihm energisch ins Wort.
»… keinen Streit wollte ich eigentlich sagen, aber gut, von mir aus, wenn du das gerne so möchtest, dann auch keinen Sex.«
»Ja, das möchte ich so«, betonte sie, und ignorierte das amüsierte Funkeln in seinen Augen. »Versprich mir das, sonst verschwinde ich sofort wieder nach oben.«
Er schaute sie einen Moment durchdringend an, dann nickte er. »Also schön, ich verspreche dir, dass nichts geschehen wird, was du nicht willst, zufrieden?«
Sekundenlang blitzte sie ihn ärgerlich an, damit hatte er sich ja sehr geschickt aus der Affäre gezogen und ihr den schwarzen Peter zugeschoben. Doch sie hatte keine Lust, darüber zu diskutieren, ihr Hunger überwog alles andere, und sie nickte. »In Ordnung – können wir jetzt essen?«
Sein typisches jungenhaftes Lächeln glitt über sein Gesicht, und er zog den Pizzakarton vom Tisch, legte ihn auf ihren Schoß. »Lass es dir schmecken.«
Er schaltete den Fernseher ein, zappte eine Weile durch die Programme, bis er schließlich an einem Remake des Klassikers »Wenn der Postmann zweimal klingelt« mit Jack Nicholson und Jessica Lange hängenblieb.
»Wollen wir uns den ansehen?«, fragte er, und Jill nickte.
Der Film hatte gerade erst angefangen, und während sie sich hungrig über die Pizza hermachten, ließen sie sich von der Spannung des dramatischen Thrillers gefangen nehmen.
Nachdem das Essen vertilgt war, kuschelte Jill sich gemütlich in die Sofakissen, legte ihre Füße auf Craigs Schoß und ließ es zu, dass er sie sanft massierte.
Wohlig und entspannt verfolgte sie die Handlung auf dem Bildschirm und fühlte sich beinahe wie an dem Wochenende in ihrer Wohnung.
Craig schien sich ebenfalls wohl zu fühlen, er wirkte sehr locker und ließ ab und zu einen spöttischen Kommentar vom Stapel.
Als die berühmte Sexszene auf dem Küchentisch begann, spürte sie, wie der Druck seiner Finger an ihrem Fuß plötzlich um einiges fester wurde. Sofort fing ihr Herz an zu klopfen und sie zog rasch die Füße weg.
»Willst du auch etwas trinken?«, fragte sie, während sie den leeren Pizzakarton nahm und zur Tür ging.
»Ja gerne«, nickte er und fügte dann anzüglich hinzu: »Brauchst du zufällig Hilfe in der Küche?«
»Nein danke«, sagte sie trocken, »Das hättest du dir vorher überlegen und lieber kochen sollen, statt Pizza zu bestellen.«
Als sie mit zwei Gläsern Orangensaft zurückkehrte, hatten Jack Nicholson und Jessica Lange sich glücklicherweise bereits ausgetobt, und Jill atmete erleichtert auf.
Sie setzte sich wieder hin, behielt aber ihre Füße bei sich und drückte sich in ihre Ecke der Couch.
Irgendwann war der Film zu Ende, und Craig schaltete den Fernseher aus. Er stand auf und streckte sich.
»Zeit fürs Bett«, gähnte er, und Jill fragte sich, ob es an ihr lag, dass diese Bemerkung sich so zweideutig anhörte.
Zusammen gingen sie nach oben, blieben am Treppenabsatz kurz stehen.
»Gute Nacht«, sagte er leise, »Ich bin froh, dass du den Waffenstillstand angenommen hast.«
»Gute Nacht«, murmelte sie, »Ja, ich bin auch froh.«
Einen Moment lang standen sie schweigend da, ihre Blicke tauchten ineinander, hielten sich fest, und Jill glaubte, eine unausgesprochene Frage in seinen Augen sehen zu können.
Für einen Augenblick wünschte sie sich, er würde sie küssen, oder in den Arm nehmen, oder irgendetwas anderes tun, das ihr erlauben würde, ihrer Sehnsucht nach ihm freien Lauf zu lassen.
Doch er schaute sie nur abwartend an, und schließlich drehte sie sich um und ging in ihr Zimmer.
63
A m Sonntag sah und hörte Jill den ganzen Tag nichts von Craig. Nachdem sie aufgestanden war und geduscht hatte, ging sie nach unten und machte sich eine Schüssel Cornflakes. Während sie am Tisch saß und frühstückte, hoffte sie, er würde irgendwann zur Tür hereinkommen, doch nichts geschah.
»Vielleicht ist er weggefahren«, dachte sie enttäuscht, und konnte sich nur mühsam davon abhalten, nach draußen zu gehen, und zu schauen, ob sein Auto vor dem Haus stand.
Irgendwie schlug sie die Zeit bis zum Abend tot. Sie las, sah fern und schlief zwischendurch, und ertappte sich immer wieder dabei, dass sie sich nach Craigs Nähe sehnte.
Energisch verbot sie sich,
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