Lust de LYX - Ergebener der Lust (German Edition)
schnappte nach Luft.
»Was für ein Spiel treibst du,
noor?
«
Furcht übermannte sie und schnürte ihr die Kehle zu. »G-gar keins.«
»Weshalb solltest du mir dann helfen wollen? Du hast selbst eingeräumt, dass du mich nur benutzen wolltest, so wie alle es tun. Du bist ein Engel, auch wenn du verstoßen wurdest. Und ich bin eine rauchlose Flamme. Es gibt einen guten Grund, warum wir beide keinen Umgang miteinander haben sollten.«
Das bezweifelte sie inzwischen.
Als er den Griff der Hände verstärkte, um sie zu einer Erwiderung zu nötigen, flüsterte sie: »Ich weiß. Aber …«
»Aber was?«
»Als ich dich beschwor, tat ich das aus einem speziellen Beweggrund. Ich … ich konnte ja nicht ahnen, dass ich so für dich empfinden würde.«
Ashur kniff die Augen zusammen. »Du …
empfindest
etwas für mich?«
Sie lief rot an. »Ja.«
»Du meinst … Abscheu?«
Der Sarkasmus in seiner Stimme ließ sie fast schon schmunzeln. »Nein. Abscheu ist es ganz gewiss nicht.«
»Also hasst du mich nicht«, murmelte er, und seine Miene wurde noch misstrauischer. »Wieso solltest du irgendwas für mich empfinden? Du kennst mich doch kaum!«
Das stimmte; sie kannte ihn so gut wie gar nicht. Claire überlegte, was sie darauf antworten sollte, ohne wie eine Irre zu klingen. Sie begriff, dass das nicht möglich war, darum presste sie hervor: »Als man mich verbannte, hat mich das anfangs emotional kein bisschen berührt. Es war eben, wie es war. Ich hatte kein Problem damit, weil ich wusste, dass meine Bestrafung irgendwann enden und ich zurückgeholt werden würde. Doch dann … dann änderte sich die Lage und …«
»Und was?«
Nun schwang aufrichtige Neugier in seiner Frage mit. Als ihre Blicke sich trafen, schien es, als sähe Ashur sie zum ersten Mal. Er wollte es so dringend wissen, wie sie es fühlen musste. Seine Reaktion gab ihr neuen Mut. »Ich wurde zornig. Wirklich zornig. So zornig, wie du vorhin auf Tariq warst. Ich fühlte mich verraten. Ich wollte etwas unternehmen, die Sache bereinigen. Aber du hast …«
»Was?«
Die Schnelligkeit seiner Frage, die Hoffnung in seinen Augen, als er darauf wartete, dass sie weitersprach … Ihr Herz schlug Purzelbäume. Vielleicht hatte sie sich doch nicht getäuscht?
»Du hast mich berührt. Ich meine, nicht körperlich – obwohl du auch das getan hast –, sondern gefühlsmäßig. Ich wusste, wie du empfindest, weil ich dasselbe durchmachen musste. Ashur, deine Brüder haben wirklich verzweifelt versucht dich zu finden! Sie wollten dich nie in Zoraidas Gewalt wissen. Im Gegensatz zu mir hast du eine Familie, die dich liebt und vermisst. Ich beneide dich darum, würde alles dafür geben. Du hast diese Familie, trotzdem bist du bereit, alles wegzuwerfen, nur weil du unbedingt einen Sündenbock brauchst! Manchmal gibt es keine eindeutige Erklärung, warum Dinge passieren. Sie tun es einfach.«
Ashur schwieg perplex. Claire fragte sich, ob sie einen Fehler gemacht hatte. Ob sie auf verlorenem Posten kämpfte, oder ob der Dschinn – der er gewesen war, bevor Zoraida ihn versklavt hatte – noch irgendwo in ihm schlummerte.
»Ich möchte dir helfen«, wiederholte sie leise. Sie wusste nicht, woher dieses Gefühl der Verbundenheit rührte, doch sie kam nicht dagegen an. »Weil du nicht so leiden sollst, wie ich gelitten habe. Weil ich finde, dass zumindest einer von uns … frei sein sollte.«
»Und was gewinnst du dabei?«, fragte er dumpf.
Tja, was gewann sie? Claire war sich nicht mehr sicher. »Vielleicht die Bestätigung, ausnahmsweise einmal das Richtige getan zu haben.«
Obwohl er sie noch immer gegen den Baum drängte, ließ der Druck ein wenig nach. Sie versuchte, in seinem Gesicht zu lesen und herauszufinden, was er dachte, doch darin war sie noch immer nicht gut. Er senkte den Blick zu ihren Lippen, und seine Augen nahmen eine noch dunklere Färbung an, als sich eine Glut in ihnen entzündete, die sich direkt auf ihr Becken übertrug.
Ashur würde sie küssen. Ihr Herz wummerte wie verrückt. Sie sehnte sich danach, dass er sie küsste, wollte ein weiteres Mal seine Lippen auf ihren spüren. Aber nicht, um ihn davon zu überzeugen, sie in sein Reich zu führen. Nein, dieses Mal wollte sie ihn küssen, weil
er
danach hungerte. Weil er nach
ihr
hungerte.
Die Stille dehnte sich eine gefühlte Ewigkeit aus. Ashur neigte sich nicht nach vorn und machte keine Anstalten, die Kluft zwischen ihnen zu schließen. Er starrte auf ihre Lippen und leckte leicht
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