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Lustbeweise

Lustbeweise

Titel: Lustbeweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurora Estella Alvarez
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Gleichaltrige, wenn sie mich zum ersten Mal sahen. Ich erinnere mich an die erste Begegnung mit Sarah aus meinem Deutschkurs. Sie nahm neben mir Platz, ließ ihren Rucksack auf den Boden knallen und erkundigte sich:
    „ Bist du von Aliens entführt worden, die dein Gehirn manipuliert haben oder warum hast du so einen Stock im Arsch?“
    Sarah war war kein übles Mädchen. Sie sagte, was sie dachte und sie meinte, was sie sagte. Vielleicht wäre sie lieber ein Junge gewesen, denn sie kleidete sich so, wie alles es wohl von mir erwartet hätten. Sarah trug bevorzugt weite Baggy-Pants, eines dieser angesagten „Message-Shirts“, auf denen Weisheiten á la „Shit Happens“ oder „Anderer Wochentag, selbe Scheiße“ aufgedruckt waren.
    Im Grunde gehörte Sarah ebenso zu den „Outlaws“ wie ich. Die anderen Mädchen tuschelten hinter vorgehaltener Hand über sie und behaupteten, Sarah sei lesbisch.
    „ Obwohl sie ja immer mit diesem Freak abhängt. Naja, gleich und gleich gesellt sich gern.“
    Dieser charmante Ausspruch stammte von Charleene, dem umschwärmtesten Mädchen der Schule.
    Charleene war groß, schlank und immer perfekt gekleidet. In der Mittelstufe war ich heimlich in sie verliebt gewesen, doch sie hatte mich konsequent wie Luft behandelt.
    Seitdem war ich Mädchen grundsätzlich mit Skepsis begegnet. Sie waren für mich so unerreichbar wie Sterne am Himmel, daher hatte ich versucht, mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Ganz ausblenden konnte ich Frauen natürlich nicht. Mit 14 entdeckte ich erstmals seltsame Veränderungen an mir.
    Scheiße, die Pubertät!
    Auf einmal konnte ich mich nicht mehr konzentrieren, die Welt schien nur noch aus weiblichen Hintern und Brüsten zu bestehen. Ständig hatte ich eine Erektion, egal, ob ich in der Schule saß, zu Hause Spaghetti kochte oder einkaufen ging. Es war so gut wie unmöglich, diese ständige Geilheit loszuwerden: So viel wichsen konnte ich gar nicht. Das war zeitlich und logistisch nicht zu schaffen.
    Irgendwann lernte ich, meine Triebe soweit zu kontrollieren, dass ich nicht länger mehrere Unterhosen übereinander ziehen musste um meinen fordernden, verräterischen Schwanz im Zaum zu halten. Trotzdem blieb die Angst, eines der Mädchen aus meiner Klasse könnte irgendetwas bemerken. Ich zog mich zurück in die Einsamkeit meines Zimmers und beschäftigte mich mit Softwareprogrammierungen. Der typische Freak eben. So aber ging ich allen Problemen, die in der Welt außerhalb meiner Schaltzentrale lauerten, erfolgreich aus dem Weg.
    Das ging lange gut. Mein Vater hatte seine eigenen Probleme und ich konnte tun und lassen, was ich wollte. Mein Leben war eintönig, vielleicht sogar langweilig- aber immer vorhersehbar.
    Als ich fast 19 war, änderte sich der Rhythmus meiner Tage plötzlich schlagartig. Von heute auf Morgen kam ich in den Genuss, an verbotenen Früchten naschen zu dürfen, die ich besser niemals gekostet hätte. Auf der anderen Seite hat mich dieser Geschmack so sehr geprägt, dass ich ihn vermisse, wenn ich ihn lange nicht auf der Zunge gespürt habe. Ich war regelrecht berauscht von den sinnlichen Erfahrungen, die ich damals zum ersten Mal machte. Doch ich schweife ab. Alles begann an einem Sonntag im Mai, als mein Vater mich bat, unserer Nachbarin zu helfen, die ein Problem mit ihrem Computer hatte.
    Mrs. Stevens hatte vor etwa sechs Wochen eine Wohnung bezogen, die direkt über unserer lag. Bisher waren wir uns noch nicht begegnet, aber anscheinend war sie mit meinem Vater ins Gespräch gekommen, der natürlich prompt mit der technischen Versiertheit seines Sohnes angeben musste.
    Um es kurz zu machen: Ich war alles andere als versessen darauf, irgendeiner fremden Frau mit ihren Computer-Problemen zu helfen. Einzig und allein die Hoffnung auf eine anständige Entlohnung motivierte mich an diesem Tag, die Ruhe und die Abgeschiedenheit meines Zimmers zu verlassen, um Mrs. Stevens behilflich zu sein.
    Ich klingelte an der Tür und wartete, während ich nervös von einem Bein auf das andere trat. Das Leben in der Abgeschiedenheit meines Zimmers hatte nicht eben dazu geführt, meine interaktiven und sozialen Kompetenzen zu stärken. Ich war schüchtern und den Umgang mit Menschen nicht gewohnt.
    Auf den Anblick, der mich nun erwartete, hätte mich jedoch niemand vorbereiten können. Als Mrs. Stevens die Tür öffnete, musste ich mich am Türrahmen festhalten, um nicht über meine eigenen Beine zu stolpern.
    Scheiße! Diese Frau scheint

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