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Lustnebel

Lustnebel

Titel: Lustnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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erledigen.
    „Du kannst umgehend nach Barnard Hall abfahren, Pete. Ich werde nach meinem Besuch zu Fuß nach Hause zurückkehren“, wies sie ihn an.
    „Aber Mylady“, protestierte der Kutscher.
    Rowena winkte ab. „Keine Widerrede.“
    Der Fahrer gehorchte widerstrebend, und Rowena wandte sich Richtung Eingang. Der Türklopfer donnerte kaum auf das Holz, als die Pforte geöffnet wurde.
    „Rowena, Liebes!“ Alice wirkte überrascht, stieß aber die Tür weiter auf und ließ sie eintreten.
    „Ich komme doch nicht ungelegen?“, wollte sie wissen.
    Alice sah nach draußen, ehe sie sich Rowena zuwandte. „Natürlich nicht“, bestritt Alice. Sie rieb sich die Hände und zupfte an ihrem Rock. Aus dem Salon waren Stimmen zu hören.
    „Ihr habt Besuch“, erkannte Rowena. Sie wandte sich ab. „Ich gehe besser. Es tut mir leid, dass ich unangekündigt vor Eurer Tür erschienen bin.“
    „Nein, bitte.“ Alice ergriff ihren Arm und hielt ihn mit erstaunlicher Kraft fest. „Wir haben einige Freunde aus London zu Gast. Lasst mich Euch mit ihnen bekannt machen.“ Rowena zögerte. Sie fühlte deutlich, dass ihre Anwesenheit unwillkommen war. Alice streichelte ihren Arm auffordernd.
    „Kommt, Rowena! Ich lasse Euch nicht unverrichteter Dinge ziehen. Setzt Euch auf eine Tasse Tee zu uns. Vielleicht sind alte Bekannte von Euch unter meinen Gästen?“ Alice meinte es offenbar ehrlich, und so ließ sich Rowena Mantel und Retikül abnehmen. Sie folgte Alice in den Salon.
    Auf dem Sofa saß ein junges Paar. Der Mann besaß sorgfältig onduliertes Haar und wirkte kühl und abweisend, während seine Frau große, rehbraune Augen hatte, deren verschreckter Blick zur Tür flog. Sie musterte Rowena verwirrt.
    Auf dem Sessel vor dem Kamin saß eine schwarzhaarige Schönheit im besten Alter und hielt Hof. Zwei Herren standen bei ihr und flüsterten auf sie ein, einer der beiden machte eine lustige Bemerkung, worauf die Fremde ihren Kopf in den Nacken legte und lachte. Ein perlendes Lachen, das ebenso verführerisch war wie die Frau selbst. Der andere Herr ergriff die Hand der Schönen und küsste sie, worauf sie ihn neckisch auf den Arm schlug.
    Rowena wandte sich Alice zu. Alice verschlang die Schwarzhaarige förmlich mit Blicken. Rowena schluckte und kämpfte gegen das ungute Gefühl an, das sie überkam. Eine Erinnerung drängte sich an die Oberfläche, doch sosehr Rowena sich bemühte, es wollte ihr nicht bewusst werden.
    „Rowena, das sind Edward Greaves, Earl of Sufferton, und seine Gattin Esther”, stellte Alice Rowena die beiden auf der Chaiselongue vor. Sie grüßten sich, und Alice führte Rowena zu der Schwarzhaarigen und ihren Verehrern. „Annabelle Bouché, Sir Frédéric Satchmore und Mr. Louis Gallagher.”
    Louis Gallagher war derjenige, der Annabelle zum Lachen gebracht hatte, und als er Rowena begrüßte, blitzte der Schalk in seinen Augen. Der blond gelockte Mann war ihr bei Weitem der Sympathischste im Raum. Er lächelte sie an und warf Alice einen fragenden Blick zu.
    „Lady Windermere ist nur zum Tee unser Gast“, erklärte sie und deutete auf den Lehnstuhl gegenüber der Greaves. Während Rowena sich niederließ, holte Alice einen Servierwagen herein und begann Tee auszuschenken.
    „Herrjeh, Alice, Ihr solltet Euch endlich eine verschwiegene Haushälterin suchen.“ Lady Esther beobachtete Alice missbilligend.
    „Wilson und ich fühlen uns wohler, wenn wir allein hier leben. Einige Frauen aus Finsthworth kommen regelmäßig zum Putzen. Ein Gärtner kümmert sich um den Garten. Es ist netter, wenn man nicht unter den Argusaugen von Bediensteten leben muss.“
    „Unsinn“, bestritt die Countess und zupfte an ihrem Spitzenkleid. „Gute Dienstboten sehen nichts und hören nichts. Ich möchte fast sagen, sie sind wenig mehr als Möbelstücke.“
    Annabelle lachte. „Wie naiv du bist, Esther“, hielt sie dagegen, ein Kichern in der Stimme. „Selbst der beste Dienstbote weiß mehr über seine Herrschaft, als diese von sich. Es ist nur eine Frage des Preises, und jeder, ausnahmslos jeder, ist bestechlich. Auch Diener sind Menschen.“
    Esther schnaubte. An ihrer Miene war abzulesen, dass sie es Annabelle gern heimgezahlt hätte, weil diese nicht mit ihr übereinstimmte.
    „Habt ihr von der armen Abigail Cockreign und Mortimer und Henriette Brickton gehört?“, wechselte Sir Frédéric das Thema.
    „Von Abigails Tod stand in der Zeitung. Es ist unmöglich, nicht davon gehört zu haben“, konterte

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