Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
von dem meine Mutter immer geträumt hatte?“ Ayleen kämpfte mit den Tränen.
Wieder war ein Rauschen am Fenster zu hören. Der Vogel war verschwunden.
Die Tochter des Halbengels ergriff nun dessen Hände.
„Vater, lass mich dieses Übel bekämpfen. Ich will diesen Schrecken nicht in die Welt setzen. Hör mir zu! Ich hatte lange Zeit nachzudenken und ich habe einen Plan“, flehte sie.
Leander nickte und hörte ihre weiteren Worte, von denen jedes einzelne einen kalten Schauer über seinen Rücken jagte.
„Du hast gesagt, dass ein Mensch sich aus Liebe für einen Vampir opfern kann. Ich bin zumindest zu einem Teil sterblich. Wenn ich nun mein Leben für Jason gebe. Ich weiß, dass er sich nichts sehnlicher wünscht, als wieder ein Mensch zu sein. Er war nie für dieses grausame Dasein bestimmt, das weißt du. Gib ihm durch mich seine Seele zurück!“
„Aber …“, wollte Leander sie unterbrechen, doch sie hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen.
„Nichts aber, ich weiß sehr wohl, dass ich dann zum Vampir werde und seine Verdammnis für ihn ertragen muss. Aber ich werde auch mächtig genug sein, um diesen Xavier zu vernichten. Wenn mein Werk vollendet ist, musst du mich töten, Vater, damit dieses Kind, dieses Überwesen, nie geboren werden kann!“
So eindringlich und bittend bohrte sich jedes Wort in sein Vaterherz, dass es schmerzte.
„Tu es, Vater, versprich es mir. Vielleicht ist genau das mein Schicksal. Vertrau mir bitte. Nur ein einziges Mal! Es gibt keinen anderen Ausweg!“
Ayleen Knight blickte ihren Vater in die dunkelblauen Augen und auch in diesen sah sie nun zum ersten Mal in ihrem jungen Leben Tränen schimmern. Leander nahm sie fest in seine Arme. Als sie sich langsam wieder löste, rang sie ihrem Vater ein weiteres Versprechen ab: „Du musst mir schwören, dass Jason nie etwas davon erfährt.“
Leander strich ihr zärtlich über das Haar.
„Er wird ein ganz normaler sterblicher junger Mann sein und sich nicht mehr an die dunkle Vergangenheit als Seelenloser erinnern. Er bekommt die Chance auf ein ganz neues Leben.“
Ayleen nickte zuversichtlich. Diese Aussicht war ihr ein stiller Trost.
„Und diese Chance soll er nutzen können. Ich möchte, nicht, dass sein Leben und das der anderen Menschen durch die Untoten bedroht wird wie in den früheren Jahrhunderten.“
Einige wesentliche Dinge hatte Ayleen ihrem Vater allerdings immer noch verschwiegen. Leander erhob sich. „Lass uns nach Hause gehen, Kleines.“ Er reichte ihr die Hand. Sie erhob sich von der unbequemen Liegestatt. In diesem Augenblick klopfte es erneut an der Zimmertür.
†
Mit Seilen und Ketten an Armen und Beinen gefesselt hingen die Geistlichen an den eisernen Wandringen wie die einstigen Gefangenen in den Kerkern der Inquisition. Sieben von ihnen waren noch am Leben. Ihre Kleidung war staubig und schmutzig wie ihre Gesichter. In den vergangenen Stunden hatten sie sich die Seele aus dem Leib geschrien und um Hilfe gerufen. Mit den Fäusten gegen das schwere Portal gehämmert. Vergebens! Das Atmen war ihnen hier unten schnell schwer gefallen. Die wenige Luft war staubig und abgestanden. Schließlich kam nur noch ein heiseres Krächzen aus ihren Mündern. Einer nach dem anderen sackte in sich zusammen. Dann war der blondgelockte Student mit einer Laptoptasche in der Hand wieder aufgetaucht. Erst glaubten sie an eine Rettung, dann hatte er seine wahre Identität und die furchterregenden Fangzähne vor ihnen enthüllt. Seine kristallblauen Augen leuchteten in der dämmrigen Dunkelheit wie blaue LEDs auf unheimliche Weise. Gier stand darin geschrieben. Die Geistlichen vermochten kaum noch, zu reagieren. Es war ein leichtes für ihn, die geschwächten Männer zu überwältigen. Eine Gegenwehr war kaum vorhanden gewesen. Voller Furcht hatten sie das Tun des Vampirs über sich ergehen lassen.
Ihre Augen waren nun halbgeschlossen, viele nicht mehr bei Bewusstsein. Die Lippen aufgeplatzt vor Durst. Ihre Glieder schmerzten. Der Hunger nagte in den Magengruben. Aber all das war unwichtig geworden. Die Arme in halber Höhe an die Wandringe gefesselt, lagen sie nun als hilflose Bündel da. Jedem von ihnen war eine der Urnen unter das rechte Handgelenk gestellt wollten. Wahllos hatte er sie die ältesten davon aus den Nischen gegriffen. Die Namen darauf waren kaum mehr zu entziffern gewesen. Vorsichtig hatte Xavier die Deckel davon abgenommen. Dann hatte er mitleidlos die rechten Pulsadern der Menschen
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