Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
Vom Netzwerk:
Aber nicht nur das. Wie es aussah, stand
    sie im Apostolischen Palast auch noch unter Cibans Schutz, was
    wiederum erklärte, warum der Prozess sich derart verschleppte.
    »Lassen Sie sich davon nicht beeindrucken, Nicola. Auch Schwester
    Thea und Pater Darius haben über erstaunliche Fähigkeiten verfügt.«
    Mit einem grimmigen Lächeln erinnerte der Meister sich an die
    Begegnung mit Catherine auf Benellis Empfang. Er konnte nicht
    leugnen, dass ihm die Frau in gewisser Weise imponierte. Sie war klug,
    attraktiv und arrogant. So hatte sie seine Warnung nicht wirklich ernst
    genommen und ihm in seinem Leben schon einige Male gehöriges
    Kopfzerbrechen bereitet, ebenso wie Darius. War es nicht Ironie des
    Schicksals, dass ausgerechnet diese Ketzerin seine Vorliebe für die
    Sixtinische Kapelle teilte, wie er einmal beiläufig von Darius erfahren
    hatte, als dieser ihm in der Sixtina begegnet war?
    »Dann ist sie also das nächste Ziel?«
    Der Meister bedachte deRossi mit einem wissenden Lächeln. »Von nun
    an ist sie das Ziel schlechthin. Sobald wir sie beseitigt haben, ist der Weg frei. Allerdings müssen wir dabei bedacht vorgehen. Äußerst bedacht.
    Wie Sie gesehen haben, lebt sie zurzeit als Schwester Bernadette im
    Apostolischen Palast und gehört zum Stab des päpstlichen Haushalts. Es
    wird mehr als schwierig sein, an sie heranzukommen.«
    DeRossi dachte einen Moment lang nach, blätterte in dem Dossier und
    schenkte dem Meister und sich dann etwas Wein nach. »Ich glaube, ich
    hätte da eine Lösung.«
    Der Meister horchte auf. »Und die wäre?«
    »Es gibt im Vatikan einen Mann, dem Schwester Catherine
    bedingungslos vertraut.«
    Der Meister musterte seinen Protegé neugierig. Seine Eminenz Kardinal
    Ciban konnte er wohl kaum meinen. Dann dämmerte ihm, worauf sein
    Gegenüber hinauswollte: »Hawlett!«
    DeRossi schlug das Dossier zu. »Er wird mich noch heute zu Catherine
    führen, ohne dass er davon weiß.«
    »Noch heute?«
    »Das Überraschungsmoment.«
    »Wie genau wollen Sie das anstellen?«
    Der Monsignore erklärte dem Meister seine Idee, und daraus entwickelte
    sich ein Plan, derart kurz und prägnant, dass er, so unmittelbar nach der letzten Mission, äußerst erfolgversprechend klang.
    Der Diener kam herein und kündigte zur Überraschung des Meisters
    einen weiteren Boten an. Der junge Mann, der den Raum schließlich
    betrat, überreichte ihm einen kleinen versiegelten Umschlag, ehe ihn der Diener wieder hinausgeleitete.
    Der Meister brach das Siegel und förderte einen weiteren Umschlag
    zutage. Erst als er dessen Siegel brach, zog er die Kopie einer Akte und eine alte Farbfotografie heraus. Die Aktenkopie stammte aus dem Archiv
    eines katholischen Waisenhauses. Das Foto zeigte ein schlafendes Baby
    im Arm einer Nonne. Daneben stand ein freundlich in die Kamera
    lächelnder Priester: Pater Darius. Der Meister betrachtete das Bild wie
    hypnotisiert. Dann drehte er es um und las die mit Kugelschreiber
    verfasste Notiz auf der Rückseite: 11. Februar 1977, Catherine.
    Was für eine Offenbarung! Und was für eine Chance!
    Dieses Foto konnte eine Waffe sein!
    Zu deRossis Erstaunen betrachtete der Meister die Aufnahme, die der
    zweite Bote gebracht hatte, mehrere Minuten lang. Er schien wie
    besessen davon zu sein. Dann sagte er: »Mein lieber Nicola, ich hätte da noch eine kleine Ergänzung für Ihren Plan.«

71.

    Ben und Ciban saßen bei einem starken Kaffee im Büro des Kardinals
    zusammen und sahen sich die Akte mit den Tatortfotos an, die Coelho
    ihnen ergänzend ausgehändigt hatte. Es war später Nachmittag, und sie
    hatten die Nacht so gut wie nicht geschlafen. Nach dem Vorfall im
    Apostolischen Palast hatten sie sich den Tatort mit Theas Leiche über
    eine ziemlich katastrophale Videoaufzeichnung angesehen – da die
    Stelle, um Aufsehen zu vermeiden, nicht hatte direkt ausgeleuchtet
    werden können – und schließlich ein neues Täterprofil erstellt. Bis auf
    die Tote und die Fotos hatten sie kein Beweismaterial. Das war alles,
    was ihnen im Augenblick zur Verfügung stand, denn inzwischen war
    längst wieder Leben in den Vatikan eingekehrt. Zumindest hatte Coelho
    die Grotta di Lourdes durch das geschickte Vortäuschen einer
    Renovierungsaktion weiterhin vor den überall herumlaufenden Gärtnern
    und neugierigen Touristen abschirmen können. Die restlichen Spuren
    waren aber vermutlich schon verwischt.
    »Er muss über den Zugang zur Tiefgarage an Schwester Thea
    herangekommen

Weitere Kostenlose Bücher