M A S H 02 - in der Heimat
schon immer interessiert.«
»Ich dachte mir, daß Sie jener Pierce seien, mit dem er im College befreundet war.«
»Barmherziger, nie werde ich den Tag vergessen, als er zur Luftwaffe einrückte. Eichkatz Moore und fünf riesige Footballspieler. Eichi war der einzige, der es zum Piloten gebracht hat und der Einzige, der nicht zurückkam. Im Südpazifik vermißt, stimmt’s?«
»Ja. Einen Monat ehe der verfluchte Krieg zu Ende war«, sagte Flocki. Er schwieg kurze Zeit. »Wir haben ihn aufgezogen wie unseren eigenen Sohn. Ich weiß nicht, ob er der einzige intelligente Finch–Brown war, oder ob daran bloß die veränderte Umgebung schuld war. Ist auch einerlei. Jedenfalls wissen Sie jetzt, warum ich Sie zu einem Hausbesuch am Bumskogel mitnehme.«
Der alte und der junge Doktor fuhren zwei Meilen schweigend dahin. Jeder hing seinen eigenen Erinnerungen nach. Sie kamen an schäbigen Hütten vorbei, die bis zu den Fenstern eingeschneit waren. Die Rauchfänge dampften. Zerlumpte Kinder spielten auf der Straße.
»Das ist die Bumssiedlung«, sagte Flocki.
»Warum machen Sie die Visite eigentlich?«
»Wegen eines kleinen Jungen, den Sie sich ansehen sollen.«
Der Kombi schob sich den Bumskogel hinauf. Vor einem langgestreckten Haus, das wie ein baufälliger Schuppen aussah, hielt Flocki an.
»Dies ist das Stammhaus der Finch–Browns. Übrigens kam hier auch der verstorbene Captain Eichkatz Moore von der US Army Air Force zur Welt. Drinnen werden Sie Elihu Finch–Brown kennenlernen. Er ist Eichis richtiger Vater.«
Flocki öffnete die Tür. Sie betraten eine große Baracke mit einem Lehmboden. Die Einrichtung bestand aus drei alten Holzöfen, wackligen Stühlen und einer Reihe von Schlafsäcken, Betten und schmierigen Matratzen, die auf dem Boden lagen.
»Herrje, bist du das, Flocki?« fragte Elihu Finch–Brown.
»Wer sollte es denn sonst sein, du hirnverbrannter Trottel?« antwortete Flocki.
»Freu mich richtig, dich zu sehen, Flocki. Hast du ’n Bier?«
»Im Wagen liegt eine ganze Kiste voll. Bedien dich.«
»Bist ein anständiger Mensch, Flocki.«
Ein etwa sechzehnjähriges Mädchen kam angelaufen und warf sich in Flockis Arme. »Die Medizin hat mich ganz gesund gemacht, Onkel Flocki«, sagte sie. »Wann wirst du mich ausprobieren?«
Flocki vergaß die Niedergeschlagenheit, in die er durch die Erinnerung an seinen Adoptivsohn geraten war. Sein rotes Gesicht färbte sich noch dunkler. Er stieß ein dröhnendes Lachen aus, schob das Mädchen von sich und sagte: »Nie, Herzchen, aber ich habe einen jungen Freund mitgebracht, der dir vielleicht die Freude machen wird.«
Das Herzchen stürzte sich auf Hawkeye, aber der schob sie zögernd weg. »Mich mußt du dir aus dem Kopf schlagen, Puppe. Ich bin schon vergeben.«
»Elihu«, brüllte Flocki. »Wo ist der Kleine mit dem eingedrückten Brustkorb?«
»Kann nicht weit sein«, antwortete Elihu und öffnete eine Bierflasche. Flocki machte zwei Flaschen auf und gab Hawkeye eine davon.
»Her mit ihm. Dr. Pierce möchte ihn sich ansehen.«
Während sie auf den Kleinen mit dem eingedrückten Brustkorb warteten, behandelte Dr. Moore die Finch–Browns. Er verteilte Antibiotika, punktierte zwei geschwollene Trommelfelle und nahm die erste Behandlung von zwei Tripperfällen vor.
Endlich erschien der gewünschte Patient. Eindeutig ein Eichkatz. Aber ein Eichkatz, dessen Brustbein sich gegen die Wirbelsäule durchbog, daß für Herz und Lunge nicht genügend Platz blieb. Das Bürschchen sah elend aus.
»Was halten Sie davon?« fragte Dr. Moore.
»Wie ist er mit Eichkatz Moore verwandt?« fragte Hawk.
»Ein Neffe; ums fünfte Eck.«
»Werfen Sie ihn in Ihren Wagen. Den krieg ich wieder hin«, sagte Hawkeye.
Etliche Tage später führte Hawkeye eine mühsame, aber erfolgreiche Operation an dem jungen Finch–Brown durch. Dr. Moore assistierte ihm dabei. Nach drei Wochen stellte er den Entlassungsschein aus. Der Junge verschwand aus dem Krankenzimmer. Zwei Wochen später lief Hawk auf dem Korridor Flocki in die Arme und sagte: »Heia, Flocki, ich sollte mir den Kleinen vom Bumskogel noch mal ansehen. Kann man ihn ins Krankenhaus bringen oder soll ich rausfahren?«
»Ach, das ist keine Affäre. Emma wird ihn in Ihre Sprechstunde bringen. Sie hat ihn nach der Entlassung nach Hause genommen.«
»Wer ist Emma?«
»Boy, Sie sollten nicht so abseits leben, dann wären Sie immer am laufenden. Emma ist das verdammte alberne Frauenzimmer, mit dem ich verheiratet
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