Macabros 014: Knochensaat
Flüssigkeit mehr zu
sich.
Mediziner aus allen Teilen der Welt hatten sich angemeldet, um den
unheimlichen Prozeß der Auflösung mitzuverfolgen.
Macabros führte mit Dr. Hiller ein offenes und gutes
Gespräch. Hiller war von seinem Gegenüber sehr angetan,
ohne zu ahnen, daß es nur eine Kopie jenes Menschen war, der in
Wirklichkeit rund tausend Kilometer weiter in seinem Haus saß
und auf die Ankunft seiner Gäste wartete.
Der Arzt war bereit, die Hinweise seines Besuchers
äußerst ernstzunehmen. Macabros erwähnte die totale
Auflösung der Erkrankten. Dagegen sei kein Kraut gewachsen,
soweit er jedenfalls die Lage überblicke.
Der Abschied von Dr. Hiller geschah auf scheinbar ganz normale
Weise. Macabros verließ das Hospital auf dem üblichen Weg,
und der Doppelkörper löste sich erst auf, als er
registrierte, daß er unbeobachtet war.
Die Verdoppelung nach Southampton war ohne Schwierigkeiten
gelungen.
Er versuchte eine Verdoppelung an jenem Ort, den James Owen so
genau beschrieben hatte.
Da brachte er es nicht zustande…
Das erfüllte ihn mit Nachdenklichkeit. Unbekannte und
unfühlbare Kräfte standen ihm entgegen. So war es noch nie
gewesen! Dies war der Beweis dafür, daß sein Interesse im
vollem Umfang angebracht war und er davon abgehalten werden sollte,
in den Dschungel nach Yukatan zu gelangen.
*
Doch er ließ sich nicht abschrecken. Einmal einen Weg
eingeschlagen, ging er ihn bis zum Ende.
Es war ungeheuerlich, welchen Elan und Einsatz dieser Mann an den
Tag legte. Innerhalb von weiteren zwölf Stunden war alles zur
Stelle, was notwendig war, die große Reise anzutreten.
Der Weg führte über Mexico City nach Mérida, wo
bereits zwei Landrover bereit standen. Bis nach Peto würde es
auf jeden Fall möglich sein, mit dem Wagen zu fahren, ohne auf
die langsamere Eisenbahn angewiesen zu sein. Von Peto aus aber
würden sie sich nur noch auf die eigenen Beine verlassen
können.
Professor Richard Thury, Alan Forster, Rani Mahay und Björn
Hellmark traten ein Abenteuer an, von dem keiner wußte, wie es
ausging.
Vier Männer waren auf der Suche nach der Herkunft des
Grauens. Nach den abschließenden Vorbereitungen stand eine
Sondermaschine bereit, die Hellmark gechartert hatte und die nur zu
kurzen Zwischenlandungen ansetzen würde, um wieder
aufzutanken.
Vier Männer waren mit von der Partie – und eine
Tigerkatze. In einem Spezialkäfig war sie im Frachtraum
untergebracht.
Thury und Forster fühlten sich etwas komisch bei dem
Gedanken, von einer Raubkatze begleitet zu werden.
Doch der breitschultrige Inder beruhigte sie. »Da brauchen
Sie wirklich keine Angst zu haben, meine Herren. Ich kenne Leute, die
nehmen ihren Schäferhund oder ihre Siamkatze mit auf die Reise.
Bei mir ist’s eben ein Tiger. Chitra ist gut verträglich.
Sie gehorcht aufs Wort, das kann ich Ihnen versichern. Aber Sie
werden noch Gelegenheit haben, das selbst festzustellen. Nur
während des Fluges möchte ich nicht auf den Käfig
verzichten. Chitra fühlt sich darin sicherer. Am Ziel werde ich
sie frei laufen lassen. Sie wird nicht von meiner Seite
weichen.«
Rani Mahay strahlte über das ganze Gesicht.
Richard Thury und Alan Forster blickten sich unruhig an.
Es sah gerade so aus, als ob die Reise mehr Überraschungen in
sich barg, als sie in ihren kühnsten Träumen erwartet
hatten.
*
Der Flug verlief gut. Sie sparten Zeit ein, da sie nicht auf den
normalen Flugplan der Gesellschaft angewiesen waren.
Während des Fluges wurden all die Dinge noch besprochen, die
während des kurzen Aufenthaltes in Genf nicht zur Sprache
gekommen waren.
Der Weg war weit, er kostete Zeit. Wieder und wieder versuchte
Björn es mit seiner Fähigkeit, sich zu verdoppeln.
Es bereitete ihm keine Schwierigkeiten, sich während des
Fluges nach Mérida und Peto zu versetzen, und er bekam einen
ersten Eindruck von diesen Städten, noch ehe er wirklich dort
landete. Aber sobald er jene von Owen bezeichnete Stelle als Macabros
aufsuchen wollte, blieb er erfolglos. Es war als ob eine unsichtbare
Barriere aufgerichtet wäre, die ihn jedesmal zurückwarf,
die er nicht passieren konnte.
Irgend etwas im Dschungel stimmte nicht.
Sie schliefen während des Fluges, um bei der Landung
ausgeruht und frisch zu sein.
Sie kamen bei Tagesanbruch in Mérida an. Umgehend ging es
mit den beiden Landrover weiter.
Rani Mahay machte seine Ankündigung wahr und ließ
Chitra frei neben sich herlaufen. Die Raubkatze wich in der Tat
Weitere Kostenlose Bücher