Macabros 047: Formonatio - Welt des Unheils
Doktor.
Burger hatte seinerzeit die Untersuchung vorgenommen und den
Totenschein ausgestellt.
»Er war tot, Sheriff«, murmelte Doc Burger. »Ich
kann Ihnen nichts anderes sagen.«
»Dann müßte der Mann, den wir zerstückelt
gefunden haben, ein Doppelgänger Garry Shaws sein. Das wäre
die einzige Erklärung.«
»Und warum wurde er ausgerechnet hier in der Nähe der
Farm zerstückelt, Sheriff?« meldete sich Peggy Shaw. Ihr
Gesicht wirkte wie eine versteinerte Maske.
Caine zuckte die Achseln. »Den Grund kenne ich nicht. Es gibt
möglicherweise deren viele. Alles, was dem Fund vorausgegangen
ist, wird nun sehr wichtig für die Aufklärung.«
»Vorausgegangen sind meine Träume, Sheriff, wie Sie
wissen.«
Caine nickte. »Vielleicht waren es gar keine
Träume.«
Da zuckten Peggy Shaws Wangenmuskeln. »Dann kam seit einiger
Zeit Nacht für Nacht ein Fremder in mein Schlafzimmer, der
Garrys Aussehen hatte und der mir ein grausiges Spiel vorgaukelte,
wie?« Ihre Stimme nahm eine gewisse Schärfe an. »Nun,
vielleicht stimmt das auch. In dieser Welt ist ja nichts
unmöglich. Dann wollte man das Spiel so weit treiben, bis ich
den Verstand verlor und die Shaw-Farm aufgab. Wer könnte
Interesse daran haben, mich hier zu vertreiben, Sheriff?«
Ein Achselzucken. »Wir werden auch diesen Punkt
nachprüfen, Mrs. Shaw.«
»Es gibt vielleicht noch einen anderen. Vielleicht gibt es
auf der Shaw-Farm einen Schatz, hm?« Sie riß die Augen auf
und blickte jeden lange und groß an. Jetzt sah sie fast so aus,
als würde sie wirklich den Verstand verlieren. »Das alles
ist es nicht, Sheriff. Es gibt ein anderes Geheimnis. Es ist die Tat
der Vorväter, die uns Lebende nicht zur Ruhe kommen
läßt. Als Garry noch lebte, konnte er es unter Kontrolle
halten – er starb, und das Unheil begann wie ein schleichendes,
mörderisches Gift seine zersetzende Arbeit.«
»Was meinen sie unter ›es‹, Mrs. Shaw?«
»Die bösen Gedanken, die wie Gewürm hier in den
alten, brüchigen Mauern und Fundamenten hocken. Der Boden
darunter, der nicht nur von menschlichen Füßen betreten
wurde, sondern auch von denen des Leibhaftigen und seiner dienstbaren
Geister…«
Frank Holesh und Astritt Reven blickten sich nur an.
»Da gibt’s nichts zu lachen. Es ist mein voller
Ernst«, fuhr Peggy Shaw rauh und ungerührt fort. Sie schien
sehr genau zu ahnen, was in den Köpfen vorging. »Die Zeit
der Masken ist vorbei. Jetzt heißt es, der Wahrheit ins Gesicht
zu blicken. Vielleicht war mein Leben an der Seite Garry Shaws nur
ein Schattendasein, da Garry – nur ein Schatten war? Er hat sein
Glück anderswo gesucht – es aber nicht gefunden. Er ist
seinem unsichtbaren Henker in die Arme gelaufen – und hier, wo
er geboren wurde und sein Leben verbrachte, kehrt er als Ermordeter
zurück…«
Verwirrender konnte es nicht sein. So dachten Sheriff Caine und
der Doc.
Astritt Reven und ihr Begleiter allerdings reagierten da anders.
Peggy Shaw schien mehr zu wissen, als sie bisher zugegeben hatte.
»Haben wir damals Garry wirklich begraben – oder nur
seinen Geist?« fragte sie, noch ehe irgendjemand sonst eine
Bemerkung fallen ließ. »Ich will es genau wissen. Ich
lasse das Grab öffnen…«
*
»Dazu kann ich Ihnen beim derzeitigen Stand der Dinge nicht
die Erlaubnis geben«, widersprach Caine sofort.
»Welchen Stand müssen die Dinge denn haben, ehe Sie
reagieren, Sheriff?« fragte Peggy Shaw hart. »Garry Shaw
wurde hier auf der Farm beigesetzt, wie das seit Generationen der
Fall ist. Wir haben unseren eigenen Friedhof. Hier bin ich die
Herrin, hier bestimme ich.«
»Aber das Gesetz…«
»Ihr Gesetz interessiert mich einen Dreck, Sheriff!«
Ihre rauhe Reaktion führte jeder auf ihre große Erregung
zurück, unter der sie stand. »Ich werde das Grab
öffnen lassen. Jetzt! Und das hilft auch Ihnen. Dann werden wir
nämlich beide sehr schnell wissen, wer der echte Garry Shaw ist
– oder ob es seit dem Tod meines Mannes vor fünf Jahren
dann einen zweiten, mir unbekannten Garry Shaw gab, der mich seit
geraumer Zeit Nacht für Nacht aufsucht…«
*
Sie war durch nichts von ihrem Plan abzubringen. Sie beauftragte
zwei Farmarbeiter, das Grab aufzuschaufeln. Unter dem Licht einer
starken Lampe wurde die Arbeit erledigt.
Doc Burger, Sheriff Caine und sein schweigsamer, kaugummikauender
Deputy, Astritt Reven, Frank Holesh und Peggy Shaw waren anwesend und
beobachteten die Arbeit.
Die Farmersfrau starrte mit glühenden Augen auf
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