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Macht nichts, Darling

Macht nichts, Darling

Titel: Macht nichts, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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typische alte Querkopf, dachte Sally. Wie seine Augen Blitze schießen! Ich möchte nicht im Ernst mit ihm aneinandergeraten.
    Aber der Arzt, der zwischendurch draußen ein Wörtchen mit Sally geredet hatte, war unbeeindruckt.
    »Fällt mir nicht ein, Sie ins Krankenhaus zu schicken. Es ist sowieso überfüllt, und Sie brauchen keine Spezialpflege. Alles, was Sie brauchen, ist Ruhe, und dafür sorgt Miss Sally. Nun stellen Sie sich gefälligst nicht so an! Sie bringen hier niemanden um, wenn Sie ein paar Tage bleiben; aber Sie bringen sich unter Umständen selbst um, wenn Sie mit Gewalt wegdrängen.«
    Der alte Herr grunzte und knurrte in ohnmächtiger Wut, bis Sally ihm die Hand auf den Arm legte und ihm freundlich zuredete: »Bitte, machen Sie keine Geschichten. Wir freuen uns, wenn Sie hierbleiben — wirklich. Und in ein paar Tagen sind Sie wieder ganz munter, Sie werden sehen. Nun trinken Sie noch einen Whisky, statt sich mit dem Doktor herumzustreiten. Die ewige Streiterei ist für alle Beteiligten ungesund.«
    »Da hören Sie es«, lachte der Doktor. »Ich lasse Ihnen ein Medikament hier, und morgen, wenn die Apotheke auf ist, schicke ich mehr davon. Richtig, wie heißen Sie eigentlich?«
    Der Kranke sah mit düster glühenden Augen zu ihm auf. »Joseph Fraser. Den Joseph hab ich mir nicht ausgesucht. Weiß nicht, warum mein Vater mir nicht einen anständigen schottischen Namen gegeben hat.«
    Der Doktor empfahl sich lächelnd, und Sally schwatzte drauflos, um den Patienten von diesem kritischen Moment abzulenken:
    »Oh, Joseph ist doch ein sehr sinniger Name! Bedenken Sie, wie freundlich der biblische Joseph seinen bösen Brüdern verziehen hat...« Erst jetzt fiel bei ihr der Groschen, und sie wiederholte verdutzt den Nachnamen: »Fraser... sagten Sie Fraser? Sind Sie etwa zufällig Jans Vater? Waren Sie auf dem Weg nach Luthens?«
    »Stimmt beides. Ich bin Jans Vater, und ich wollte nach Luthens. Sie kennen meinen Sohn?«
    »Jan? Natürlich... ich kenne eine ganze Menge Leute auf Luthens«, antwortete Sally verwirrt. »Der Verwalter zum Beispiel ist ein alter Freund von mir. Wir waren gerade heute nachmittag dort.«
    »Ach, dann waren Sie wohl auf dem Rückweg, als Sie mich aufgelesen haben? Interessant. Haben Sie Jan gesehen?«
    »Nur von weitem«, sagte Sally, nun vorsichtiger. »Aber gestern abend hatten wir eine Party, und da war er hier.«
    »Hier im Hause? Und Sie kennen den Gutsverwalter? Was hält denn der von dem Jungen?«
    »Simon hält große Stücke auf ihn. Neulich hat er mir mal gesagt, er wüßte nicht, was Jan noch auf Luthens lernen will; er verstünde genauso viel vom Farmbetrieb wie er selbst.«
    Joseph Frasers Gesicht verzog sich zu einem Lächeln grimmiger Befriedigung. »Na ja, er ist nicht übel, und arbeiten kann er. Wenn er nur nicht immer mit dem Kopf durch die Wand wollte... Ich will ihn jetzt wieder nach Hause holen.«
    O je, dachte Sally. Und Judith? Wie sollte das unselige Paar sich dagegen wehren, daß Jan in weite Ferne entführt wurde und Judith einsam in ihrer Bibliothek sitzenblieb? Laut sagte sie: »Vermutlich wollen Sie Ihre Farm lieber in seinen Händen wissen als in fremden. Und ich weiß, daß er seine Heimat sehr liebt und an sich gern zurückkehren würde. Denken Sie jetzt daran, weil... weil es Ihnen nicht so ganz gut geht? In diesem Fall brauchen Sie natürlich seine Hilfe.«
    Der alte Mann wandte das Gesicht ab und sagte stockend: »Ziemlich demütigend, was? Wenn man dem eigenen Sohn nachlaufen und ihm etwas vorjammern muß... Ich dachte lange, es ginge auch so, und der Junge würde schon von allein zur Besinnung kommen. Aber seit einiger Zeit...« Er sprach den Satz nicht zu Ende.
    »Na, wenn er heimkommt, können Sie sich mehr Ruhe gönnen«, sagte Sally rasch, »und dann halten Sie sich noch viele, viele Jahre — lange genug, um ihre Enkel heranwachsen zu sehen und mit ihnen zu spielen.«
    Joseph Fraser zog die Brauen zusammen. »Mit den Enkeln hat’s keine Eile. Ich halte nichts von zu frühen Heiraten. Jan ist erst siebenundzwanzig. Er soll warten, bis er dreißig ist.«
    »Nanu, warum denn? Da kann ich Ihnen leider nicht zustimmen. Meiner Ansicht nach ist man mit siebenundzwanzig alt genug, um zu wissen, was man will. Dreißig! Sie könnten ja eher ein Urgroßvater sein, wenn Jan wirklich so lange wartet. Da haben Sie bestimmt nicht mehr halb soviel Spaß an Ihren Enkeln.«
    Er mußte wider Willen lächeln. »Sie plädieren ja mächtig für Enkel, junge

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