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Madame Fabienne

Madame Fabienne

Titel: Madame Fabienne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnny70
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ein dumpfes Geräusch, wahrscheinlich hatte er also getroffen.
    Nun wälzte sich auch jemand am Boden, und man hörte wieder diese Schreie. Aber da war noch jemand: eine Gestalt, wahrscheinlich dieser Hector. Der andere stürmte auf ihn los, und er schlug zu, so fest er konnte. Seine Faust traf, und der Angreifer wurde gegen die Wand geschleudert.
    Im nächsten Moment lösten sich zwei Schüsse, offenbar gingen sie in die Decke. Irgendwer fluchte auf Französisch. Wieder löste sich ein Schuss— wie das dröhnte. Jean Claude schlug noch mal zu und spürte, wie er den anderen traf.
    Jetzt verschwanden die Schreie allmählich, und es blieb nur noch ein Winseln. Auf einmal stand jemand dicht bei ihm, und Jean Claude konnte für einen Moment Hectors Gesicht erkennen, seine kalten Augen und die Wangen, die schlaff nach unten hingen. Der Kerl hatte eine Pistole, Vorsicht. Jean Claude griff mit beiden Händen danach, und sie rangen um die Waffe: Ein Schuss ging los und schlug wohl in den Fußboden ein.
    Hector traf ihn mit dem Ellbogen gegen Hals und Schlüsselbein, und er stürzte rückwärts aufs Parkett. Der Aufprall war so hart, dass ihm die Luft weg blieb. Er wollte auf die Beine kommen, aber es ging nicht. Er rang immer noch nach Atem, als eine Gestalt über ihm erschien. Für einen Moment konnte er diese braune Augen sehen, die ganz kalt waren.
    Das war dieser Hector. Der Kerl wollte wieder angreifen.
    Doch jemand packte Hector von hinten und zog ihn ein Stück weit weg. Dabei füllte ein Schrei das Zimmer und übertönte den prasselnden Regen. Hector versuchte, nach hinten zu schlagen, aber es gelang ihm nicht. Man konnte sehen, dass er schwächer wurde. Er fing an zu taumeln, und schließlich gaben seine Beine nach. Rücklings und mit ausgestreckten Armen kippte er auf den langen Esstisch; einen Moment blieb der Körper dort hängen, riss dann aber noch zwei Stühle um und fiel auf den Boden.
    Jean Claude kam wieder auf die Knie und konnte einen Luftzug auf seinem Gesicht spüren. Die Kugeln mussten einige der Scheiben zerschlagen haben, denn der Wind blies in den Raum und blähte die Vorhänge. Die Tür war immer noch halb offen, und man sah einen hellen Schein, der aus dem Flur kam. Er stand nun ganz auf und betastete seinen Oberkörper: War er verletzt worden?
    Es roch nach Blut, wie eklig.
    Er strich sich nun auch über die Arme, konnte dabei aber keine Wunde finden. Man hörte nur, wie der Regen prasselte und der Wind durchs kaputte Fenster ins Esszimmer blies. Der Luftzug brachte Regentropfen mit und schwächte so den Blutgeruch. Ein Seufzer glitt ihm über die Lippen, was ihm überlaut vorkam. Er wollte etwas sagen, doch es ging nicht. Wo war eigentlich Fabienne? Was war denn mit ihr passiert?
    Er tat einen einzigen Schritt nach vorne und konnte im Halbdunkel etwas erkennen, einen gekrümmten Körper, der am Boden lag— das musste dieser Didier sein. Wie regungslos der Mann da lag, der war doch tot, oder? Sollte er nachschauen? Nein.
    Und jetzt fiel ihm auch der Arm und die Hand auf, die man im schwachen Lichtschein sehen konnte, das musste doch dieser Hector sein. Er ging einen einzigen Schritt näher heran und konnte den anderen erkennen. Als der Kerl zu Boden gestürzt war, hatte er noch zwei Stühle umgerissen, und die lagen jetzt neben ihm.
    Ob dieser Hector auch tot war? So sah es zumindest aus, denn man konnte keinerlei Regung an ihm feststellen. Aber wer hatte die beiden denn... umgebracht? Doch nicht er, oder? Nein, er hatte zwar zugeschlagen, aber das wäre nicht tödlich gewesen.
    Was war denn mit Fabienne geschehen? Er räusperte sich und wollte sprechen, hielt aber dann inne. Er war nicht allein in diesem Zimmer.
    Jetzt hörte man auch Schritte, und im nächsten Moment erschien Fabienne in dem Lichtstreifen, der durch die offene Tür fiel. Sie stand ganz gerade da und betrachtete ihn, ohne etwas zu sagen. Bei ihrer weißen Bluse hatte es zwei oder drei Knöpfe abgerissen, und auf einer Seite gab es ein paar rote Flecken, aber sie schien keine Schmerzen zu haben— offenbar stammte das Blut von einem anderen. Ihre braunen Augen hatten sich auch verändert und sahen nun so aus, als wären es die Luken eines Ofens, in dem Feuer loderte.
    Warum sagte sie denn nichts?
    Vielleicht sollte er ein Gespräch anfangen, aber irgendwie hatte er dabei ein mieses Gefühl. Er sah sich schnell um, so gut wie es ging in dem Halbdunkel, aber sonst war niemand mehr hier. Und da er nicht die beiden... umgebracht

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