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Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Titel: Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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sie war schon seit Monaten nicht mehr anschaffen gegangen.
    »Der Broker will mit dir reden.«
    Nika seufzte. Schon wieder der Broker. Sie machte ein paar Schritte in Richtung der Stimme und versuchte, jemanden durch den Regen zu erkennen. Vor ihr stand ein Mann mit einem Anorak, den er sich eng um die Schultern gezogen hatte. Ein Van parkte mit offener Beifahrertür auf dem Gehsteig.
    »Wo?«, fragte Nika. Sie hatte nicht vor, mit diesem Hünen und seinem riesigen Auto irgendwohin zu fahren.
    »Hier, in meinem Van. Er wartet auf dich. Schnell, Mädchen, es gießt hier draußen.«
    Sie machte einen Schritt auf den Van zu und spähte hinein. Doch sie brauchte nur einen Herzschlag, um zu begreifen, dass niemand darin saß. Zu spät. Sie spürte, wie sie von hinten in den Wagen geschubst wurde. Nika schrie, doch dann wurde ihr etwas auf den Mund gepresst – etwas Kaltes und Feuchtes, das wie das Labor von Mr. Thompkin, ihrem Chemielehrer, roch. Ein süßer, antiseptischer Geruch, der ihr durch den Mund in die Atemwege kroch und ihre Schreie hinter dem Knebel verhallen ließ. Sie schrie erneut, doch es kam ihr vor, als hörte sie ihre eigene Stimme meilenweit entfernt. Die Geräusche der Straße entfernten sich langsam. Nika. Nika! Rief da jemand ihren Namen? Sie war sich nicht sicher. Es schien, als ginge sie unter, während Regen und Donner auf den Van niederprasselten und die Beine unter ihr nachgaben.
    Sie tauchte in die Tiefe des Sturms ab, der draußen wütete. Alles wurde schwarz.

22
    D er Regen war stärker geworden, und der Himmel erinnerte an ein schwarzes Zelt, unter dem unablässig der Donner grollte. Mitch hielt Dani die Tür auf. Sie trat nach draußen und zog sich schützend den Blazer über den Kopf.
    »Warte hier«, sagte Mitch. »Ich hole den Wagen.«
    »Warum?«
    »Weil ich ein Gentleman bin? Bleib, wo du bist.«
    Er hielt einen Arm über den Kopf und joggte durch den strömenden Regen. Nachdem er vorgefahren war, lehnte sich Mitch über den Beifahrersitz und öffnete ihr die Tür von innen. Dani schlüpfte in den Wagen und schlug die Tür zu.
    »Danke«, murmelte sie.
    Er verzog keine Miene und beobachtete den prasselnden Regen auf der Windschutzscheibe. »Willst du mir vielleicht erzählen, was da drin los war? Was hat es mit Rosies Operationen auf sich?«
    Dani hielt den Atem an. Diese Fakten waren Teil der laufenden Ermittlungen. Sie besaß Kenntnisse, die der allgemeinen Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht werden durften. Und Mitch war ein Zivilist.
    Aber im Augenblick war sie das, streng genommen, auch.
    »Rosie ist die Kehle zerstochen worden«, sagte sie. »Aber das ist nicht alles. Ihre linke Gesichtshälfte wurde verstümmelt, und von der linken Kopfseite wurde ein Büschel Haare abgeschnitten. Als ich diese Fotos sah, geriet ich ins Grübeln …«
    »Mein Gott.« Mitch fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, als könnte er nur so einen sinnvollen Gedanken fassen. »Also hat das Ganze mit Rosies Kindheit zu tun?«
    »Keine Ahnung. Ich meine, der Killer könnte auch nur irgendein Verrückter sein. Jemand, der sein Opfer entstellt und sich zufällig jemanden ausgesucht hat, der als Kind bereits entstellt gewesen ist. Der Killer ist Rechtshänder. Die linke Seite würde also ins Schema passen –«
    »Aber das ist doch Quatsch. Und selbst wenn es stimmt, warum schneidet er ihr dann die Haare ab?«
    Dani seufzte. »Genau das bringt mich auch zum Nachdenken.«
    Mitch betrachtete sie mit zusammengekniffenen Augen. »Wer ist die Blonde?«, fragte er dann.
    Dani sah das helle, lockige Haar vor ihrem inneren Auge. Erneut packte sie das Grausen, das sie bereits erfasst hatte, als sie den Umschlag bei sich zu Hause entdeckte. »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Aber die Nachrichten an mich enthalten Haare. Im ersten Umschlag am Flughafen, das war Rosies Haar. Im zweiten … blondes Haar.«
    Mitch schnappte nach Luft. »Was meinst du mit, ›der zweite‹?«, hakte er nach.
    »Ich habe gestern eine zweite Nachricht erhalten.«
    Mitch schloss die Augen, dann sah er sie an. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Sicher«, erwiderte sie. »Ich denke nur, dass irgendwo ein weiteres Opfer liegt, und wir wissen noch nicht einmal, wo wir anfangen sollen zu suchen, weil wir nicht wissen, wer die Frau ist. Da bislang niemand als vermisst gemeldet wurde, handelt es sich wahrscheinlich um eine Prostituierte, eine Drogenabhängige oder eine Ausreißerin – irgendjemand, dessen Verschwinden niemandem

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