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Maenner in Freilandhaltung

Maenner in Freilandhaltung

Titel: Maenner in Freilandhaltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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war geplant, auch Läden in Düsseldorf, Hamburg und München zu eröffnen. Aus diesem Grund war Lenski auf der Suche nach einer deutschen Steuerkanzlei. Leider Gottes war es gar nicht so leicht, ihn als Mandanten zu gewinnen, denn Gustav Lenski wusste genau, was er wollte: nur das Beste! Seit Wochen versuchte ich ihn davon zu überzeugen, dass er exakt das bei uns bekommen würde – sofern er uns die Chance dazu gab und unsere Kanzlei anheuerte. Ich hatte bereits etliche Zeit in die Akquise investiert und hoffte, dass meine Beharrlichkeit sich irgendwann auszahlen würde.
    »Weißt du, was Lenski wollte?«, fragte ich leicht beunruhigt.
    Simon zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Das musst du Hans-Hermann fragen. Weil du nicht da warst, hat er Lenski zur Chefsache erklärt und sich um ihn gekümmert.«
    »Na, dann ist es ja gut.« Sicher hatte es Lenski gefallen, vom Boss persönlich betüddelt zu werden. Ich bemühte mich, den Gedanken an die Arbeit schnell beiseitezuschieben. Wahrscheinlich war Lenski zufällig in der Nähe gewesen und wollte nur mal wieder ein bisschen gepampert werden. Falls es wichtig gewesen wäre, hätte Hans-Hermann mich bestimmt angerufen. »Lass uns doch mal über etwas anderes reden als über die Kanzlei«, schlug ich Simon vor und nippte an meiner Cola.
    »Gute Idee!«
    Dann herrschte Stille. Stille ... und abermals Stille.
    Ausgerechnet jetzt stellte sich meine anfängliche Befangenheit wieder ein. Während ich nervös mit meiner Serviette herumspielte, durchforstete ich mein Großhirn und mein Kleinhirn abwechselnd nach einem brauchbaren Gesprächsthema, mit dem sich das Schweigen, das sich wie Kaugummi in die Länge zog, beenden ließe. Aber irgendwie wollte mir so ad hoc nichts Passendes einfallen, ja nicht einmal etwas Unpassendes! Kein versauter Witz, kein peinliches Anekdötchen, nichts dergleichen. In meinem Kopf herrschte gähnende Leere. Plötzlich fiel mir auf, dass ich, obwohl wir bereits ein halbes Jahr zusammenarbeiteten, so gut wie nichts über Simon wusste. Mal abgesehen von seinem Faible für Sport, der Marke seines Autos und seiner Vorliebe für Designeranzüge – alles Themen, zu denen ich nicht allzu viel beizusteuern hatte. Unruhig rutschte ich auf meinem Stuhl herum. Und nun? Wir konnten uns doch nicht den ganzen Abend schweigend gegenübersitzen! Kein Grund zur Panik, versuchte ich mich zu beruhigen, es ist völlig normal, dass man sich erst einmal besser kennenlernen muss. Dafür sind die ersten Dates schließlich da! Und eigentlich kann es doch sogar ganz spannend sein, etwas über den anderen in Erfahrung zu bringen.
    Angestrengt überlegte ich, was ich Simon fragen könnte. Ich beschloss, mit seinen Hobbys zu beginnen und mich von da aus langsam vorzuarbeiten.
    »Treibst du eigentlich Sport?«, kam Simon, der offenbar den gleichen Gedanken gehabt hatte wie ich, mir in diesem Moment zuvor.
    »Nicht, wenn es sich vermeiden lässt.« Das war bestimmt nicht das, was Simon hören wollte. Aber hätte ich deshalb lügen sollen?!
    Nun war ich an der Reihe. »Liest du gerne?«, startete ich auf der Suche nach Gemeinsamkeiten einen Gegenversuch. Ich war ein richtiger Bücherwurm, bei dem stattlichen Betrag, den ich jeden Monat für frischen Lesestoff ausgab, hätte man mir in meiner Lieblingsbuchhandlung anstelle von Kaffee eigentlich längst eine Beteiligung anbieten müssen.
    »Nicht, wenn es sich vermeiden lässt«, ahmte mich Simon nach.
    Irgendwie erinnerte mich diese Fragerei ein bisschen an Christophers Lieblingsspiel: Schiffe versenken.
    Wasser also. Mist!
    Simon grinste verschmitzt, wobei als kleiner Trostpreis erneut das süße Grübchen auf seiner Wange zum Vorschein kam. »Keine Sorge, ich kann lesen. Ich tue es bloß nicht, zumindest nicht in meiner Freizeit. Hinweisschilder, Speisekarten, Tageszeitungen und Fachliteratur sind die Ausnahme.«
    Bevor die nächste Fragerunde beginnen konnte, wurde das Essen serviert.
    Die kleinen Röllchen und Häppchen, die dekorativ auf einem quadratischen weißen Porzellanteller angerichtet waren, sahen sehr appetitlich aus. Rein optisch bekam das Essen von mir die volle Punktzahl. Das Auge aß bekanntermaßen auch mit. Nun denn, hoffentlich hatte es ordentlich Appetit mitgebracht und verputzte den Löwenanteil. Ich hegte nämlich gewisse Zweifel, ob meine Geschmacksnerven genauso begeistert reagieren würden.
    Wie früher beim Handarbeitsunterricht, in dem ich so hilflos mit den Stricknadeln herumgefuchtelt hatte, dass

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