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Märchensommer (German Edition)

Märchensommer (German Edition)

Titel: Märchensommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Katmore
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kippte ich ins Land der Träume.
    Besser gesagt, in diesen einen besonderen Traum.
    Wieder einmal sah ich zuerst nichts außer diesen unendlich tiefen blauen Augen. Langsam formte sich dann auch das bekannte Gesicht drumherum. Ich wusste, es hatte keinen Sinn, doch ich konnte nicht widerstehen und hob meine Hand, um seine Wange zu berühren. Wie erwartet wich er zurück—gerade so weit, dass ich in nicht erreichen konnte. Auf seltsame, traumartige Weise wusste ich genau, dass ich den Rest der Nacht wieder hinter diesen hübschen Augen herjagen würde, solange, bis ich am nächsten Morgen mit einem Seufzen auf den Lippen aufwachen würde.
    Doch dieses Mal war etwas anders.
    Obwohl ich ihn nie erwischte, spürte ich, wie jemand sanft meine Wange streichelte. Finger schlossen sich um meine Hand. Sie waren warm und weich. Zärtlich. Die Empfindung fühlte sich so echt an, dass ich mit aller Kraft versuchte, aus meinem Traum aufzuwachen. Ich musste sehen, wer bei mir war.
    Es war ein unerbittlicher Kampf gegen die Losgelöstheit meines Geistes. Irgendwann schaffte ich es schließlich, meine Augen einen kleinen Spalt zu öffnen. Wie ein Meer aus grauem Dunst füllte der Morgen mein Zimmer. Nichts wirkte anders als sonst. Doch eine sanfte Berührung meiner Hand zog meinen Blick nach unten, wo mein Arm auf meinem Bauch lag.
    Neben mir kniete ein junger Mann auf dem Boden. Seine wunderhübschen Augen stahlen mir den Atem, genau wie jede Nacht in meinen Träumen. Es musste ein Schatten aus meinem Traum sein, den ich immer noch halb schlafend vor mir sah.
    Er lehnte mit dem Oberkörper auf meinem Bett und hatte sein Kinn auf seinen angewinkelten Arm gelegt. Unbeirrt sah er mich an. Seine langen honigblonden Strähnen fielen ihm über die Stirn in die Augen und zuckten mit jedem Wimpernschlag.
    Er war in eine lange weiße Robe gekleidet und aus seinen Schulterblättern entsprang ein gigantisches Flügelpaar. Es war über und über mit daunenweichen Federn besetzt. Wie eine Decke lagen die Flügel über den Fußboden ausgebreitet. Liebliche Wärme drang aus seinen Händen in meine.
    „Ich kenne dich“, flüsterte ich überraschend ruhig. „Du warst da … in meinem Traum.“
    Der Engel nickte.
    „Sterbe ich jetzt?“ Wahrscheinlich sollte ich Angst haben. Doch der Anblick des Engels strahlte eine Zufriedenheit aus, die ansteckend war.
    Ein Lächeln trat auf seine Lippen. „Nein.“
    „Dann träume ich?“ Oder meine Wahnvorstellungen waren einfach einen Schritt weitergegangen. Tiefer. Jetzt war alles zu spät.
    Er hob sein Kinn von seinem Arm und schüttelte leicht den Kopf. „Nicht mehr ganz“, hauchte er so zart wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. „Und ich kann auch nur so lange bleiben, bis du vollständig aus deinem Schlaf erwacht bist.“
    „Aber du siehst aus wie ein Engel. Was machst du in meinem Zimmer? Auf dem Fußboden?“
    „Ich bin gekommen, weil ich dir etwas zurückgeben möchte. Etwas, das ich dir vor einer Weile gestohlen habe.“ Er führte meine Hand sanft an seinen Mund und küsste meine geschlossene Faust.
    Ich blinzelte ein paar Mal und versuchte dabei endlich zu vollem Verstand zu gelangen, um zu begreifen, was sich hier gerade abspielte. Doch ich hätte besser seine Warnung ernst nehmen sollen. Einen Herzschlag später begann der Engel, der mit einem Nebel aus Licht ummantelt war, vor meinen Augen zu schwanken und löste sich langsam in nichts auf.
    „Bitte geh nicht! Bleib hier! Wie ist dein Name?“
    Als ich nach dem verschwindenden Engel griff, in der wirren Hoffnung, ihn zurückhalten zu können, fiel ein kleiner Papierball aus meiner Hand und rollte auf den Boden.

30. Der Engel kehrt zurück
     
     
    ALS DIE SONNE langsam hinter den Bäumen aufging, tanzten die Strahlen an den cremefarbenen Wänden in meinem Zimmer. Die Decke um meinen Bauch gewickelt, setzte ich mich in einem Ruck auf und suchte den Raum vergeblich nach einem Lebenszeichen des Engels ab. Die Begegnung war mir so real vorgekommen. Hatte ich wirklich noch geschlafen?
    Ich legte meinen Daumen und Zeigefinger auf meinen Nasenrücken und massierte die Stelle. Herrgott , was hatte Marie gestern nur ins Abendessen getan? Magic Mushrooms? Wenn diese Halluzinationen zukünftig noch schlimmer wurden, würde ich mir das mit dem Psychiater noch mal überlegen.
    Aber halt mal. War da nicht gerade etwas aus meiner Hand gefallen? Der kleine Ball musste doch noch irgendwo hier sein. Ich lehnte mich kopfüber aus dem Bett und

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