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Märchensommer (German Edition)

Märchensommer (German Edition)

Titel: Märchensommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Katmore
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alle mit einem langen Gesicht auf dem Weg zur Tür hinaus grüßte. Nicht einmal Maries liebliches Lächeln konnte meinen eiskalten Blick zum Schmelzen bringen und auf Julians provokantes Augenbrauenhochziehen antwortete ich nur mit einem mürrischen Knurren.
    Und dann stand ich vor ihr .
    Na ja, eigentlich war ich sogar geradewegs in sie hinein gekracht. Meine Mutter kam gerade zur Tür rein, als ich hinaus huschen wollte. Ein großes blaues Buch fiel ihr dabei aus der Hand und landete aufgeschlagen am Boden. Verärgert ballte ich die Fäuste und maulte etwas Unverständliches. Doch der Drache strahlte mich an, als wäre er gerade aus einem Atomreaktor gekommen. „Guten Morgen, Jona!“
    Oh, halt doch einfach die Klappe und geh mir aus dem Weg.
    Ich wollte über das Buch auf dem Fußboden steigen, da bemerkte ich, dass es eigentlich ein Fotoalbum war, und zu meinem unsagbaren Entsetzen war da sogar ein Bild von mir drin.
    Von. Mir!
    Vor diesem Haus.
    Da blieb einem doch die Spucke weg.
    Marie bückte sich schnell, um das Album aufzuheben. Als sie wieder hochkam, rief sie freudig überrascht: „Wo hast du das denn gefunden?“
    Charlene zuckte verlegen mit den Schultern. „Es ist eines der wenigen Dinge, die ich damals mitgenommen habe. Ich hab’s mir in all den Jahren immer und immer wieder angesehen. Sicher tausendmal.“ Bei ihrer ekelhaft süßlichen Stimme wollte ich am liebsten kotzen.
    „Sieh nur, Chérie .“ Meine Tante drehte sich mit dem offenen Album zu mir. „Das sind deine Mutter und ich, als wir noch jünger waren. Oh Charlene, hier musst du ungefähr in Jonas Alter gewesen sein.“
    Meine Knie gaben beinahe nach, als ich mir das Foto, das sie gerade herzeigte, genauer ansah. Die vergilbte Farbe deutete darauf hin, dass es wirklich schon vor vielen Jahren geschossen worden war, und trotzdem hätte ich schwören können, dass ich in dem Bild an der Hausmauer lehnte und in die Kamera lächelte. Dasselbe dunkelrot-braune Haar wehte um das Gesicht des Mädchens, dieselben braunen Augen glitzerten im Sonnenlicht. Das rote Kleid und die hochhackigen Schuhe sahen allerdings lächerlich an mir aus.
    „Ich kann nicht glauben, wie ähnlich Jona dir doch sieht“, stellte Marie fest.
    Mir wurde schlecht.
    „Kommt mit ins Wohnzimmer. Dann können wir uns das Fotoalbum gemeinsam ansehen.“
    Oder du könntest stattdessen eine Pistole holen und mir damit zwischen die Augen schießen.
    Ich bedachte beide Frauen mit einem verschrobenen Blick. „Ich passe.“ Schlimm genug, dass ich aussah wie eine jüngere Ausgabe von Charlene. Da würde ich mir sicher nicht auch noch anhören, wie sie in Erinnerungen schwelgten und dabei jedes blöde Detail bemerkten, das mich mit ihr verband.
    Vorsichtig zwängte ich mich an meiner Mutter vorbei, ohne sie zu berühren, und flüchtete nach draußen. Mit tiefen Atemzügen schaffte ich es, meinen Zorn schließlich unter Kontrolle zu bekommen. Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Wand und blickte in den Himmel. Ein Schwarm Vögel zog gerade über mir vorbei. Dies würde ein weiterer, unerträglich heißer Tag in den Klauen des Drachen werden. Ich musste weg. Je weiter ich von meiner Mutter entfernt war, umso besser. Dachte sie allen Ernstes, sie könnte einfach so in mein Leben zurückspazieren und wir würden die besten Freundinnen sein? Als ob die letzten zwölf Jahre nie passiert wären? Dann war sie wohl nicht nur krebskrank, sondern auch geistesgestört.
    Marie kam kurze Zeit später zu mir raus und gemeinsam gingen wir schweigend rüber in die Weingärten. Als ich mit meiner Arbeit begann, kam mir wieder mein Lied in den Sinn. Das, von dem ich den Titel nicht wusste, das mich aber immer irgendwie beruhigte. Ich summte es den ganzen Morgen vor mich hin.
    Wie versprochen, zeigte mir Albert später, wie man den Bodenscanner verwendete. Das Gerät hatte kleine Knöpfe und machte jedes Mal ein lustiges Piep-Geräusch, wenn es Bodenproben auswertete. Ich spielte ein wenig damit herum, doch in meinem Hinterkopf lungerte immer noch die Begegnung mit meiner Mutter herum, und es ärgerte mich umso mehr, dass ich es gestern Nacht nicht geschafft hatte, mich zu verkrümeln.
    Da Julian die Aufgabe zugewiesen wurde, mich aufzuheitern—und ich hatte gehört, wie Marie genau diese Worte gebraucht hatte, bevor sie ihn mit mir losschickte—blieben mir auch seine ständigen kurzen Trips zurück zum Haus nicht verborgen. Wenn das seine Art war, mich bei Laune zu halten, dann konnte ich

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