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Märchensommer (German Edition)

Märchensommer (German Edition)

Titel: Märchensommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Katmore
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Es war neu für mich, dass jemand diese starken Gefühle in mir weckte. Mein Schutzwall drohte einzustürzen. Und ich stand machtlos dahinter.
    Der Gedanke, vielleicht sogar etwas länger als nur noch eine weitere Woche hierzubleiben, schlich sich in meinen Kopf. Ich schloss meine Augen und rieb meine Hände über mein Gesicht. Diese Idee war einfach zu absurd. Und viel zu gefährlich.
    Ich wollte den Apfel, nicht die Trauben. Oder zumindest sollte ich ihn wollen. Dabei mochte ich Äpfel noch nicht einmal … Aah, was hatte Julian mir da nur für einen idiotischen Vergleich aufgezeigt. Das machte doch alles gar keinen Sinn. Und ich musste hier weg. Früher oder später würde es sowieso dazu kommen, also warum den Abschied länger als nötig hinausziehen?
    Aber genau wie dieses Zimmer und die Weinberge wuchsen mir langsam auch die Leute hier ans Herz. Marie … Albert … Und ganz besonders Julian.
    Mein Blick fiel auf seine graue Kapuzenjacke, die immer noch über meinem Sessel hing. Ich schwang meine Beine aus dem Bett und lief barfuß rüber. Der Duft von warmem, wilden Wind hing immer noch an dem Sweater. Wie konnte ein gewöhnlicher Mann nur so gut duften?
    Aber was war an Julian schon gewöhnlich?
    Ich schlüpfte mit den Armen durch die Ärmel, schob diese hoch, bis meine Hände zum Vorschein kamen und zog den Reißverschluss zu. Das Teil war drei Nummern zu groß für mich und hing mir bis zur Mitte der momentan nackten Oberschenkel. Die Bündchen fest umklammert, brachte ich den Stoff an mein Gesicht und atmete eine extra Dosis Julian ein.
    Im selben Moment schreckten mich Schritte auf dem Balkon auf. Panisch wirbelte ich herum. Was sollte ich tun? Gleich würde mich Julian erwischen, wie ich in seinem wunderbaren Duft verging. Oh nein, da klopfte er auch schon an meine offene Balkontür und steckte seinen Kopf durch den seidigen Vorhang. Schnell verschränkte ich die Hände hinter meinem Rücken und präsentierte das unschuldigste Lächeln, das ich in diesem Moment zu Stande brachte.
    „Hi“, rief ich wohl etwas zu laut.
    „Guten Morgen.“ Als er merkte, was ich gerade anhatte, verzog Julian seinen Mund zu einem verschmitzten Grinsen. Er wischte den Vorhang zur Seite und kam mit einem Tablett in der Hand in mein Zimmer. Darauf standen zwei dampfende Becher und ein Teller mit Marmeladentoast. „Du hast schon wieder das Frühstück verpennt. Und da wir auch beim Abendessen gestern gefehlt haben, dachte ich, du hast vielleicht Hunger.“ Er schwenkte das Tablett gekonnt vor meinem Gesicht hin und her.
    Der Duft von heißer Schokolade stieg mir in die Nase und sogleich gab mein Magen ein lautes Knurren von sich. Doch Julian zog das kleine Frühstück aus meiner Reichweite, sobald ich nach einer Tasse greifen wollte, und ging rückwärts raus auf den Balkon. „Ich dachte, wir könnten heut mal hier draußen essen.“
    Oh, diese Schlange. War das nun Teil zwei seines Kurses zum Thema Wie überwinde ich meine Höhenangst ?
    „Wir?“, fragte ich und blieb im Türrahmen stehen, während er bereits am Geländer lehnte und das Tablett neben sich abstellte. „Ich dachte, du isst morgens normalerweise nichts?“
    „Für dich mach ich heute mal eine Ausnahme.“ Er nahm eine Tasse und hielt sie mir entgegen. Um sie zu erreichten, musste ich schon auf den Balkon rausgehen.
    „Weißt du was?“, murmelte ich. „Ich glaub ich hab gar keinen Hunger. Ich werd einfach bis zum Mittagessen warten. Jap, das ist eine gute Idee. Kann ja nicht mehr allzu lange dauern.“
    Julian sah auf seine Armbanduhr. „Neun Uhr dreißig. Da wirst du wohl noch ein Weilchen warten müssen.“ Ohne den Kopf wieder hochzuheben, sah er mich durch seine langen Wimpern an. Sein Mundwinkel schob sich zu einem schiefen Lächeln nach oben.
    „Dann warte ich eben.“
    „Bist du sicher? Ich hab dir sogar Toast mitgebracht.“
    Mit einem finsteren Blick erklärte ich ihm, wo er sich den Toast hin stecken konnte. Ich würde da nicht noch mal rausgehen. Und wenn er nicht reinkommen wollte, dann sollte er bleiben, wo er war. Ich drehte mich im Stand um und marschierte Richtung Badezimmer.
    „Jona?“ Er sagte meinen Namen so auffordernd, dass ich stehenblieb, die Augen zur Decke verdrehte, seufzte und mich dann doch zu ihm umdrehte. „Du hast immer noch meine Jacke.“
    Ja, weil sie seit vorgestern mir gehörte. Die würde ich nie wieder rausrücken. Das konnte er vergessen. Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Und?“
    „Und?“,

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