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Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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herauszuzerren. Seine Finger umklammerten den Türgriff fest, während er wartete. Jesus, war sie häßlich! Diese Gesichtszüge, die Haut, der ganze Körper. Nie war sie ihm so abstoßend erschienen wie jetzt. »Ich sagte, komm!« stieß er zwischen den Zähnen hervor. Es gelang ihm nicht völlig, seine Wut zu unterdrücken.
    Carrie stieg aus, und er schlug die Tür zu. Es war kalt. Greg zog den Kragen seines Mantels hoch; er zitterte, als sie die Auffahrt zum Hause entlangschritten. Ich könnte einen wärmeren Mantel gebrauchen, dachte er, mit einem hübschen, dicken Futter. Einen richtig schicken, vielleicht schwarz. Aber er würde sich schon einmal einen kaufen können – vielleicht schon sehr bald. Er warf einen Blick auf Carrie und fragte sich, ob sie etwas von seinen Plänen ahnte. Er bezweifelte es, obgleich sie besorgter denn je aussah. Was, zum Teufel, war in sie gefahren? So schlecht hatte sie sich noch nie benommen. Lag es vielleicht daran, daß es sich diesmal um ein Kind handelte? Er zuckte die Achseln. Was machte das schon; Hauptsache, sie machte ihre Sache gut.
    »Reiß dich zusammen«, befahl er. »Heute ist ein Schultag, du wirst ihn nicht zu Gesicht bekommen.« Sie gab ihm keine Antwort.
    Sie stiegen die Stufen zu dem Vorbau hinauf und blieben vor der Tür stehen. Greg drückte auf den Klingelknopf und hörte im Inneren des Hauses ein melodisches Läuten. Während sie warteten, griff er in seine Manteltasche und berührte das kleine lederne Notizbuch. Komisch, daß er sich immer wie eine Art unheimlicher Vertreter vorkam, wenn sie ihren Plan ausführten. Ein Vertreter mit einem verdammt seltsamen Artikel, dachte er amüsiert. Niemand hatte das anzubieten, was er verkaufte, das war ganz sicher.
    Er blickte Carrie an. »Los, zieh nicht so ein Gesicht«, befahl er. »Schließlich helfen wir ihnen doch, oder?«
    Carrie zitterte. »Eigentlich nicht sehr viel, nicht wahr, Greg?«
    »Das entscheide ich –«
    Er unterbrach sich, als sich Schritte näherten. Einen Augenblick verspürte er wütende Enttäuschung darüber, daß die Tür nicht von einem Dienstmädchen geöffnet wurde. Dann dachte er: Ach was, Hauptsache, das Geld ist da. Lächelnd blickte er die Frau, die vor ihnen stand, an. »Guten Tag«, sagte er.
    Die Frau begegnete seinem Blick mit einem halb höflichen, halb mißtrauischen Lächeln, wie es die meisten Frauen taten, die ihn das erstemal sahen. »Bitte?« fragte sie.
    »Es ist wegen Paul«, sagte er.
    Das Lächeln verschwand vom Gesicht der Frau. »Ja, was ist?« fragte sie.
    »So heißt doch Ihr Sohn, nicht wahr?«
    Die Frau blickte Carrie an. Schon jetzt geriet sie aus der Fassung, stellte Greg fest.
    »Er schwebt in Lebensgefahr«, sagte er. »Sind Sie daran interessiert, Näheres zu erfahren?«
    »Was ist ihm geschehen?«
    Greg lächelte leutselig. »Bis jetzt nichts«, entgegnete er. Die Frau hielt den Atem an, als versuchte man, sie zu erdrosseln.
    »Sie haben ihn entführt«, murmelte sie.
    Gregs Lächeln wurde breiter.
    »Nichts dergleichen«, sagte er.
    »Aber wo ist er dann?« fragte die Frau.
    Greg blickte auf seine Armbanduhr, Überraschung vortäuschend. »Ist er denn nicht in der Schule?«
    Verwirrt und besorgt starrte ihn die Frau einen Moment an, bevor sie sich umdrehte und die Tür zuschlagen wollte. Greg stellte seinen Fuß dazwischen. »Hinein!« befahl er.
    »Können wir nicht hier warten –?«
    Greg packte Carrie mit einem rohen Griff am Arm und zog sie in die Eingangshalle. Während er die Tür schloß, hörte er mit Genugtuung, wie die Frau in der Küche hastig den Telefonhörer aufnahm und eine Nummer wählte. Er lächelte und führte Carrie am Arm in das Wohnzimmer. »Setz dich!« befahl er.
    Carrie ließ sich ängstlich auf einer Stuhlkante nieder, während er das Zimmer bewunderte. Von überallher blickte ihm Geld entgegen; von dem Teppich und den Vorhängen, den modernen Möbeln, den Nippsachen. Greg zog den Atem ein und bemühte sich, nicht wie ein erwartungsfrohes Kind zu grinsen: dies war tatsächlich seine große Chance! Er ließ sich auf das Sofa fallen, räkelte sich genüßlich, lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander, während er die Titelseite eines Magazins betrachtete, das auf dem kleinen Tischchen neben ihm lag. Aus der Küche hörte er die Stimme der Frau: »Er ist in Zimmer 14, in Fräulein Jennings Klasse.«
    Ein plötzliches klickendes Geräusch ließ Carrie zusammenzucken. Greg wandte den Kopf und sah durch die Vorhänge, wie

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