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Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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doch nicht etwa schon ...«
    »Schau«, sagte Eva ernst. »Schau mich an.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und schwankte ein wenig. Die Arme streckte sie etwas zur Seite aus, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Dann erhob sie sich langsam in die Luft und schwebte in die Arme ihrer Mutter.
    Wir lachten und applaudierten alle, und selbst Chell lachte fröhlich mit uns, nachdem sie ihre Tränen der Wehmut auf Evas dunklen Locken zerdrückt hatte.
    »Mein kleines Baby!« sagte sie und drückte sie noch fester an sich. »So früh schon kannst du schweben – und noch dazu am Erntetag! Weißt du, nicht jeder kann dieses glückliche Ereignis am Erntetag erleben!« Dann beruhigte sie sich und drückte den ersten zeremoniellen Kuß auf die Wangen ihres Kindes. »Auf daß du dich dein Leben lang in Freuden erheben mögest, Eva!« sagte sie.
    Eva paßte sich dem Ernst ihrer Eltern an, als ihr Vater sie jetzt auch sanft an sich drückte. »Bei der Gegenwart, dem Namen und der Kraft, erhebe dich im Guten und zum Ruhm, bis du gerufen wirst.« Und dann machten wir alle das Zeichen über sie.
    »Ich spreche als nächste für sie«, sagte ich und streckte die Arme aus. »Glaubst du, daß du bis zu Großmutter kommen kannst, Eva?«
    »Nun«, Eva betrachtete die Entfernung zwischen sich und mir – den Stuhl, den Frühstückstisch, all die Gegenstände vor meinen wartenden Armen, und dann lächelte sie. »Sieh mich an«, sagte sie. »Ich komme, Großmutter.«
    Vorsichtig erhob sie sich über den Tisch, machte einen so hohen Bogen über ihn hinweg, daß ihre Locken die Decke berührten. Dann war sie schon sicher in meinen Armen.
    »Das ist besser, als ich es konnte«, rief Simon durch das folgende Gelächter. »Ich landete mitten in der Marmelade!«
    »Ja, mein Sohn, das hast du getan«, lachte David und zerzauste Simons kupferrotes Haar. »In einer großen Schale Marmelade bist du gelandet.«
    »Da wir das jetzt geschafft haben, wollen wir unsere Pläne machen. Geht ihr alle zusammen?«
    »Nein.« Lytha, unser Teenager, errötete. »Ich – wir – unsere Party wird mehr – nun –« Sie hielt inne und strich sich eine dunkle Locke aus dem Gesicht. »Timmy und ich gehen zusammen mit Beckie und Andy. Wir gehen auf den Berg.«
    »Ach!« Erstaunt zog David die Augenbraue hoch. »Hast du gewußt, daß unsere Tochter sich paart, Mutter?«
    »Nicht direkt, Vater!« rief Lytha hastig. Obgleich sie wußte, daß er sie nur aufzog, ging sie in die Falle. »Wir gehen zu viert.«
    »Ach so!« Er stieß einen lauten Seufzer der Erleichterung aus. »Dann brauche ich mir ja nicht so große Sorgen zu machen!« Er lächelte ihr zu. »Viel Spaß«, sagte er. »Aber ich werde so schnell alt, daß ich es noch gar nicht fassen kann, daß meine Tochter schon soweit ist.«
    »Wir anderen gehen zusammen«, sagte Davie. »Wir gehen zu den Wiesen. Im letzten Jahr haben wir dort viel gefunden. Ich wette, wir drei finden mehr als Lytha! Sie wird wohl nach anderem Ausschau halten!« fügte er mit dem Zorn eines fast Zehnjährigen auf die Handlungen seiner älteren Schwester hinzu.
    »Das könnte sein«, sagte Simon. »Aber schließlich besteht ja der einzige Zweck dieses Tages darin, überhaupt etwas zu sammeln.«
    »Ich habe festgestellt, daß du deine Nase nicht mehr zu den Flahmen erhebst, nachdem sie einmal zu Marmelade verarbeitet sind«, sagte Lytha. »Aber warte nur, bis die Zeit kommt.« Ihre Wangen röteten sich ein wenig. »Einmal wird es so weit sein, daß du wünschst, du könntest einen Flahmen mit irgendeinem netten Mädchen teilen!«
    »Flahmen!« murmelte Davie. »Mädchen!«
    »Beide sind sehr süß, mein Sohn«, lachte David. »Warte nur, einmal kommst du auch drauf.«
    Zehn Minuten später standen Chell, David und ich am Fenster und blickten den Kindern nach. Lytha, die nervös ihre Girlanden arrangiert, wieder abgenommen und von neuem zurechtgelegt hatte, tauchte in einem kichernden Trio unter, das sich zusammen mit ihr über dem Weideland erhob und auf den mit dichtem Wald bewachsenen Berg zuschwebte.
    Davie wollte Eva aufheben, so wie er es bis jetzt immer getan hatte, aber sie weigerte sich und sagte immer wieder: »Ich kann jetzt schweben! Laß mich, ich bin groß!«
    Davie verdrehte die Augen in komischer Verzweiflung und lächelte, und dann machten sie sich alle in kurzen, hüpfenden kleinen Sprüngen auf den Weg zu den Wiesen. Eva hüpfte hinterher. Ihre Sprünge waren noch sehr kurz. Aber es dauerte nicht lange, da wurden

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