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Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Titel: Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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sich aber gegenseitig in Italienisch anbrüllte, sobald sie die Schwingtüren zur Küche hinter sich hatten.
    Gwen hatte die Fettucine Alfredo mit frischer Sahnesauce und Pilzen kaum angerührt. Das Gericht roch wunderbar, doch im Moment sehnte sie sich nur nach der betäubenden Wirkung des Weines. Sie brauchte etwas, um die Erinnerung an das Gefühl des Bleistiftes an ihrem Hals loszuwerden und den Wunsch zu dämpfen, sich für ihre Dummheit zu treten. Allmählich verstand sie, warum Maggie sich so oft zum Scotch flüchtete. Sie musste eine weitaus längere Liste von grausamen Erinnerungen tilgen.
    „Tut mir Leid“, sagte sie schließlich. „Sie hätten mich besser in meinem Hotelzimmer gelassen. Ich fürchte, ich bin heute keine gute Gesellschaft.“
    „Ehrlich gesagt, bin ich an Frauen gewöhnt, die bei Tisch nicht mit mir reden.“
    Mit dieser Antwort hatte sie nun gar nicht gerechnet und musste lachen. Er lächelte, und ihr wurde erst jetzt bewusst, wie schrecklich dieser Nachmittag auch für ihn gewesen sein musste.
    „Danke“, sagte sie, „das Lachen hat mit gut getan.“
    „Freut mich, dass ich Ihnen helfen konnte.“
    „Ich habe unseren Auftrag hier versaubeutelt. Wir sind nicht weitergekommen.“
    „Das würde ich so nicht sagen. Pratt dachte, Vater Joseph hätte Sie geschickt, ihn zu töten. Das hat er gesagt. Das ist eine neue Erkenntnis für uns, die das Geschehen in der Hütte stärker mit Reverend Joseph Everett in Verbindung bringt. Vergeudet ist diese Reise allerdings, wenn Sie nicht wenigstens etwas essen.“ Er lächelte sie an, und sie fragte sich, ob er diesen Nachmittag auch so gern vergessen würde wie sie. Er sah sie erwartungsvoll an und fügte hinzu: „Wenn Sie möchten, können wir gern woanders hingehen, wenn das hier nicht Ihrem Geschmack entspricht.“
    „O nein, es ist schön hier, und das Essen riecht wunderbar. Ich warte nur auf meinen Appetit.“
    Sie erzählte nicht, dass sie sich während des Umziehens zum Dinner ein Glas Champagner gegönnt hatte. Das Hotel hatte ihr versehentlich einen Präsentkorb für frisch Vermählte geschickt. Als sie am Empfang angerufen und den Irrtum gemeldet hatte, war es dem Empfangschef so peinlich gewesen, dass er darauf bestanden hatte, sie solle den Korb behalten und den Inhalt genießen, man würde dem jungen Paar einen neuen schicken. Nun ja, sie konnte nicht alles genießen, der Korb enthielt auch Massageöle und ein Sortiment Kondome. Aber sie begnügte sich mit Champagner und Konfekt.
    Sie sah Tully mit seinen Spaghetti kämpfen und sie schließlich in kleine Stücke schneiden, anstatt sie um die Gabel zu wickeln. Es war schmerzlich mit anzusehen. „Stört es Sie, wenn ich Ihnen zeige, wie man das macht?“ fragte sie.
    Er sah sie kurz an und merkte leicht verlegen, was sie meinte. Ehe er antworten konnte, war sie bereits mit ihrem Stuhl an seine rechte Seite gerückt. Ohne viel Aufhebens legte sie ihre Hand über seine, wobei ihre kleine Hand seine große kaum bedeckte, und zeigte ihm, wie man die Gabel hielt. „Das Geheimnis“, begann sie, griff über seinen Schoß und nahm seine andere Hand, „ist der Löffel.“ Mit einem Nicken forderte sie ihn auf, den Löffel in die Linke zu nehmen. „Sie ziehen mit der Gabel wenige Spaghetti aus dem Haufen und wickeln sie mit langsamen, ruhigen Bewegungen gegen die Vertiefung des Löffels.“
    Sie spürte seinen Atem im Haar und nahm den schwachen Duft seines Aftershaves wahr. Seine Hände gehorchten ihren Befehlen und fühlten sich überraschend angenehm an. Sobald die Lektion beendet war, lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück und rückte wieder auf die andere Tischseite, wobei sie seinem Blick auswich. „Lektion beendet.“ Sie deutete auf die perfekt gewickelten Spaghetti auf seiner Gabel. „Sie lernen schnell.“
    Er zögerte und führte die Gabel zum Mund. Während er kaute, versuchte er es erneut mit der neuen Technik und hob die Gabel, um Gwen den Erfolg zu zeigen. Diesmal begegneten sich ihre Blicke, und keiner von beiden sah fort, bis sie von der Bedienung gestört wurden, die Wein nachschenken wollte, was Gwen gern annahm. Zweifellos war es gut, die unerwartete leidenschaftliche Regung zu betäuben, die sie plötzlich spürte.
    Zu diesem Glas Wein konnte sie endlich etwas von ihren Fettucine essen und später sogar eine Hälfte des Desserts. Während des Kaffees und auf der langen Taxifahrt nach Haus erzählte sie Tully von ihrer Praxis und dem alten Stadthaus, das sie

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