Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele
Garrison, ich freue mich, dass wir endlich das kleine Treffen vereinbaren konnten, an dem Ihnen so lag“, begann Racine. „Das hier ist Spezialagentin Maggie O’Dell vom FBI. Ich dachte, Sie hätten nichts dagegen, wenn wir einen Dreier daraus machen.“
„Tut mir Leid, Racine. Wenn Sie glauben, mich auf diese Weise einschüchtern zu können, muss ich Sie enttäuschen. Ich krieg nur’n Steifen.“
Sie errötete nicht mal andeutungsweise. Vielleicht war Detective Racine doch um einiges abgebrühter als Officer Racine.
„Dieser Fall ist eine Ermittlung der Bundesbehörde, Garrison. Das könnte bedeuten ...“
„Hören Sie auf mit dem Scheiß!“ unterbrach er sie und blickte zu O’Dell, die an ihrem Platz blieb, offiziell aussah und sich weiterhin nur an die Wand lehnte. Er wusste, wer hier die wirkliche Macht hatte, und als er wieder sprach, wandte er sich an O’Dell. „Ich weiß, Sie wollen die Fotos haben. Ich hatte immer vor, sie Ihnen zu geben.“
„Wirklich?“ erwiderte Maggie zweifelnd.
„Ja, wirklich. Ich habe keine Ahnung, was Racine missverstanden hat. Liegt vermutlich an der sexuellen Anspannung, nicht zu wissen, wen oder was sie diese Woche bumsen soll.“
„Ich bin sicher, wenn wir mit ihnen fertig sind, fühlen Sie sich wie gebumst“, entgegnete Racine, ohne mit der Wimper zu zucken und übernahm die Rolle der bösen Polizistin.
O’Dell blieb cool und ungerührt. „Sie haben die Fotos bei sich?“ fragte sie mit Blick auf seinen Matchbeutel.
„Klar. Und ich zeige sie Ihnen auf der Stelle.“ Dabei hob er die Hände, und die Handschellen schlugen gegen den Stahlstuhl. „Zum Teufel, natürlich gebe ich sie Ihnen. Nachdem alle Anklagepunkte fallen gelassen wurden natürlich.“
„Anklagepunkte?“ Racine blickte kurz zu O’Dell, ehe sie wieder ihn ansah. „Haben die Jungs Ihnen den Eindruck vermittelt, Sie wären verhaftet? Das haben Sie sicher missverstanden, Garrison.“
Er hätte ihr am liebsten gesagt, sie solle sich ins Knie ficken, stattdessen hielt er nur lächelnd die Handschellen hoch, damit sie gelöst wurden.
O’Dell klopfte an die Tür, und der stiernackige Cop kam herein und schloss die Handschellen auf. Dann ging er wortlos wieder hinaus.
Ben rieb sich die Gelenke und ließ sich Zeit, ehe er den Beutel heranzog und seine Ausrüstung durchwühlte. Er wollte nicht, dass die seine Sachen durcheinander brachten. Er legte Kamera, Linsen und zusammenklappbares Stativ auf den Tisch. Dann folgten einige T-Shirts, Trainingshosen und ein Handtuch, ehe am Boden mehrere Umschläge zum Vorschein kamen. Er öffnete einen und kippte den Inhalt auf den Tisch: Negative und Abzüge sowie Bilder, die Harwoods Leute entwickelt und ihm in Kopie gegeben hatten. Er legte fünf mittelgroße Aufnahmen in chronologischer Folge auf den Tisch, um den vollen Effekt zu erzielen.
„Großer Gott!“ entfuhr es Racine. „Wo und wann war das?“
„Gestern, am späten Nachmittag in Boston.“
Aus einem anderen Umschlag zog er einige Aufnahmen vom Tatort des Brier-Mädchens und etwa ein Dutzend Fotos von Everetts Versammlung. Eines zeigte Everett mit einem blonden jungen Mädchen und Ginny Brier neben zwei der Jungen, die auch auf den Bostoner Fotos zu sehen waren. Er schob sie über den Tisch.
„Diese guten Christenjungen sind ziemlich leicht zu erkennen“, sagte er. „Auf der Versammlung Samstag hörte ich sie von einer Art Initiation im Boston Common am kommenden Dienstag sprechen. Ich folgte meiner Ahnung, dass es interessant werden könnte.“
„Merkwürdig, dass Sie das mir gegenüber nicht erwähnt haben. Auch nicht, dass Sie auf der Versammlung waren“, erwiderte Racine.
„Das schien mir zu dem Zeitpunkt nicht wichtig.“
„Obwohl Sie wussten, dass Sie Fotos von der Toten hatten, die auf der Versammlung war?“
„Ich habe an dem Wochenende viele Fotos geschossen. Vielleicht wusste ich nicht mehr genau, von wem oder was.“
„Genauso wie Sie vergessen hatten, alle Filme zu übergeben, die Sie am Tatort verknipst hatten?“
Er lächelte wieder und zuckte mit den Schultern.
„War Everett in Boston?“ fragte O’Dell, nahm jedes Foto auf, betrachtete es gründlich und ging zum nächsten über.
„Ich habe ihn nicht gesehen. Aber die Jungs redeten, als wäre er dabei.“ Er deutete auf Brandon, der auf mehreren Fotos aus Boston und Washington D.C. zu erkennen war. „Der hier schien das Kommando zu haben. Die waren alle betrunken. Auf einem Bild sieht man ihre
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