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Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Titel: Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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gefragt?“
    „Ja.“
    „Und was hat er gesagt?“
    „Er sei nur müde, und alles sei in Ordnung.“
    Kathleen beugte sich zu dem Mädchen hinüber. „Nach meiner Erfahrung mit Männern sind die genauso konfus wie wir. Wenn er sagt, er ist müde, ist das wahrscheinlich auch so.
    „Meinen Sie wirklich?“
    „Sicher.“
    Das Mädchen schien erleichtert und entspannte sich in seinem Sitz. „Ich war besorgt, weil ich wirklich nicht viel Erfahrung mit Jungen habe.“
    „Tatsächlich nicht? Ein hübsches Mädchen wie du?“
    „Meine Eltern waren immer sehr streng. Sie ließen mich nie ausgehen.“
    „Wo sind deine Eltern jetzt?“
    Alice wurde sehr still, und Kathleen bedauerte ihre Frage.
    „Sie starben vor zwei Jahren bei einem Autounfall. Einen Monat später ging ich zu einer von Vaters Gebetsversammlungen. Mir war, als könnte er sehen, wie verloren und einsam ich mich fühlte. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ich nicht seiner Kirche beigetreten wäre. Ich habe sonst keine Familie.“ Sie schwieg eine Weile, sah dann Kathleen an und fragte: „Warum sind Sie der Kirche beigetreten?“
    Gute Frage. Eine, die sie sich in den letzten Stunden dauernd selbst stellte. Es bereitete ihr Mühe, sich an das Positive zu erinnern, das ihr der Beitritt gebracht hatte. Immerhin hatte sie Selbstachtung und Würde zurückgewonnen, die ihr der Alkohol genommen hatte. Doch nach der Demütigung heute Abend konnte sie auch das nicht mehr positiv bewerten und wollte eigentlich nur noch schlafen.
    „Tut mir Leid“, sagte Alice. „Nach der Zusammenkunft heute Abend sind Sie vielleicht nicht in der Stimmung, über so etwas zu reden.“
    „Nein, ist schon okay.“ Sie hätte dem Mädchen gern gesagt, dass sie die Kirche nicht verraten und Maggie nichts erzählt hatte und gar nicht wusste, wie Stephen auf die Idee kam. Aber Alice und die anderen interessierte das vermutlich nicht. Die meisten waren nur erleichtert, dass nicht sie die Strafe getroffen hatte. „Ich glaube, ich war auf eine andere Art verloren“, sagte sie schließlich.
    „Sie haben auch keine Familie, was?“
    „Ich habe eine Tochter. Eine schöne, kluge junge Frau.“
    „Ich wette, sie sieht Ihnen ähnlich. Sie sind sehr hübsch.“
    „Vielen Dank, Alice. Es ist schon lange her, seit mir das jemand gesagt hat.“ Heute Abend fühlte sie sich alles andere als hübsch.
    „Warum sind Sie dann nicht bei Ihrer Tochter?“
    „Wir haben ein ... gespanntes Verhältnis. Sie ist seit vielen, vielen Jahren böse auf mich.“
    „Böse? Warum sollte sie Ihnen böse sein?“
    „Dafür gibt es viele Gründe. Aber der wichtigste ist wohl, dass ich nicht ihr Vater bin.“
    „Wie bitte?“
    Sie sah Alice die Verwirrung an und lächelte. „Das ist eine lange, langweilige Geschichte, fürchte ich.“ Sie tätschelte ihr die Hand. „Warum versuchst du nicht etwas zu schlafen?“
    Sie selbst legte den Kopf wieder gegen die Lehne, doch ihre Gedanken kreisten um Maggie und um Thomas. Sie hatte seit Jahren nicht an ihn gedacht. Jedenfalls nicht ohne Zorn. Maggie vergötterte ihn - immer noch. Deshalb hatte sie sich vor Jahren geschworen, ihr nie die Wahrheit über ihren Vater zu sagen. Warum jetzt, nach all der Zeit?
    Sie erinnerte sich an Maggies ungläubige, gekränkte Miene und an ihre Verblüffung über die Ohrfeige. Wie traurig ihre braunen Augen geschaut hatten. Das waren die Augen einer Zwölfjährigen gewesen, die ihren Daddy immer noch sehr liebte. Was war nur in sie gefahren, dieses Gefühl zu zerstören? Warum hatte sie den Drang dazu verspürt? Was war los mit ihr? Kein Wunder, dass die eigene Tochter sie nicht liebte. Vielleicht verdiente sie ihre Liebe nicht. Aber Thomas verdiente sie auch nicht.
    Kathleen erinnerte sich noch gut an den Anruf der Feuerwehr in jener Nacht. Der Einsatzleiter hatte für den Großalarm alle verfügbaren Männer einberufen müssen. Sie hatte gelogen, Thomas sei oben und schlafe. Und dann hatte sie ihn benachrichtigen müssen. Wie sie es verabscheut hatte, zu wissen, wo er war. Noch schlimmer war gewesen, dass sie ihn im Apartment dieser Frau anrufen musste. Aber sie hatte keine Wahl gehabt und die Mitteilung an ihn weitergegeben.
    Sie hatte sich vorgestellt, wie sie ihn bei der Liebe störte, bei den leidenschaftlichen Orgien, zu denen sie laut Thomas nicht fähig war. Vielleicht hatte sie deshalb die letzten zwanzig Jahre versucht, das Gegenteil zu beweisen, und mit jedem Mann geschlafen, der sie wollte. Und im Gegensatz

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