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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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wirklich leid, Chief Superintendent«, begann Magnus. »Ich hatte das Telefon fallen lassen und …«
    »Ich möchte, dass du am Fall Óskar Gunnarsson mitarbeitest«, unterbrach ihn Þorkell.
    »Gut«, sagte Magnus.
    »Deswegen hattest du doch angerufen, oder?«
    »Ähm, ja. Ja.«
    »In Ordnung. Komm morgen früh um acht Uhr in Baldurs Büro im Präsidium. Er erwartet dich. Ich kläre das mit dem Direktor der Polizeiakademie.«
    »Sehr gut. Vielen Dank.«
    Þorkell legte auf, doch kurz bevor die Verbindung beendet wurde, hörte Magnus ihn in schallendes Gelächter ausbrechen. Irgendwie hatte Magnus das Gefühl, dass Þorkell nicht vertraulich mit dem umgehen würde, was er Stunden zuvor übers Telefon mitbekommen hatte.

    Ach, egal. Magnus warf Árni einen Blick zu. Kein anzügliches Grinsen – er wusste es also noch nicht. Vigdís, die andere Kollegin, war viel zu professionell, um auf Klatsch und Tratsch einzugehen. Und ob Baldur informiert war, würde Magnus ja jetzt erfahren.
    »Sind wir ein bisschen müde heute Morgen, ja?«, fragte Baldur mit angedeutetem Lächeln. Er wusste es also. Es war kein richtiges Lächeln, eher ein Zucken in den Mundwinkeln seiner schmalen Lippen. Baldur hatte ein langes, schwermütiges Gesicht und eine kuppelförmige Stirn. Nicht gerade der Vorzeigemann unter den Polizisten der Hauptstadt.
    »Gründlich erholt«, sagte Magnus und versuchte, nicht zu sehr an Ingileif zu denken, die noch in seinem warmen Bett lag, sondern an die vor ihm liegende Aufgabe.
    »Ich habe gestern mit einer Kollegin von der britischen Polizei in London gesprochen«, erklärte Baldur. »Sie hieß …«, er hielt inne und sah in seinen Aufzeichnungen nach, »Detective Sergeant Sharon Piper. Momentan hat sie keinen Anlass zu der Vermutung, es könnte eine Verbindung nach Island geben. Was schon überrascht, wenn man bedenkt, dass die Briten unser Land für einen Hort des Terrorismus halten.«
    Baldur spielte auf den britischen Appell im vergangenen Oktober an, die Antiterrorismusgesetze zur Anwendung zu bringen, um die Londoner Einlagen einer isländischen Bank zu beschlagnahmen. Diese Forderung nagte noch ein Jahr später an den Isländern, besonders angesichts der Kontroverse um die Rückzahlungsverhandlungen von Icesave.
    »Hat sie genauer erklärt, was passiert ist?«, wollte Magnus wissen.
    »Eigentlich nicht. Sie stehen noch ganz am Anfang der Ermittlungen.« Baldurs Englisch war nicht besonders gut. Magnus fragte sich, ob er überhaupt alles verstanden hatte, was Sergeant Piper ihm erzählt hatte. »Du kannst gleich anrufen und nachfragen, ob sie irgendwas Neues gefunden haben.«
    Er nannte eine Telefonnummer, die Magnus mitschrieb.

    »Árni, Vigdís, was habt ihr gestern herausbekommen?«
    »Óskar ist nicht vorbestraft«, sagte Árni. »Ich habe mich bei der Abteilung für Finanzkriminalität erkundigt. Der Sonderstaatsanwalt ermittelt gegen ihn.«
    »Weswegen?«
    »Wertpapierbetrug und Beeinflussung des Marktes«, erwiderte Árni selbstsicher.
    »Und was bedeutet das?«, hakte Baldur nach.
    »Das weiß ich auch nicht genau«, gab Árni zu. »Hat irgendwie Leuten Kredite angedreht, die damit Aktien bei ihm gekauft haben. Oder verkauft. Oder so ähnlich.«
    Voller Verzweiflung schüttelte Baldur den Kopf. »Und du, Vigdís?«
    Vigdís war eine gewissenhafte Polizeibeamtin von ungefähr dreißig Jahren. Sie trug ein weißes Basketballshirt von Keflavík, und ihre beunruhigend langen Beine steckten in einer Jeans. »Óskar war neununddreißig. Bis letzten Oktober war er Vorstandsvorsitzender der Ódinsbanki. Außerdem ist er Großaktionär der Familienholding OBG Investments, die in Tortola auf den Britischen Jungferninseln registriert ist. Wie ihr ja wisst, war er einer der erfolgreichsten neuen Wikinger, diese Geschäftsleute, die für ihre Firmen große Unternehmen im Ausland aufbauten.«
    »Und die uns alle in die Scheiße geritten haben«, murmelte Baldur.
    »Bei seinen Kollegen von der Bank war er hochangesehen, zumindest bis zum Ausbruch der kreppa im letzten Jahr. Seitdem hat er die meiste Zeit in London verbracht. Im November wurde er gezwungen, als Vorstandsvorsitzender der Ódinsbanki zurückzutreten.«
    Magnus entdeckte ein Foto in der Akte vor Vigdís.
    »Darf ich mal sehen?«, fragte er. Sie schob den Abzug zu ihm hinüber.
    Ein gutaussehender Mann mit längerem dunklem Haar schaute selbstbewusst in die Kamera. Er hatte große braune Augen und
ein kantiges Kinn mit einem Grübchen. Er

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