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Maigret und Monsieur Charles

Maigret und Monsieur Charles

Titel: Maigret und Monsieur Charles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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sollte.
    Jemand klopfte an seine Tür. Es war Lapointe, der sofort merkte, dass es etwas Neues gab.
    »Grenier hat mich angerufen... Sabin-Levesque ist mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen worden, wie es in den Berichten immer heißt. Ein Dutzend äußerst heftiger Schläge... Man hat ihm einen Stein oder irgendein Gewicht an die Knöchel gebunden, bevor man ihn ins Wasser geworfen hat... Und in einer der Taschen hat Grenier den Schlüsselbund gefunden ...«
    »Haben Sie die Zeitungen gesehen?« »Noch nicht.«
    Lapointe ging sie im Büro der Inspektoren holen und brachte sie mit einem sonderbaren Lächeln auf den Lippen.
    »Sehen Sie sich das an...«
    Eine der Tageszeitungen brachte die Schlagzeile:
    Bekannter Notar ermordet
    Die Fotografie war für jemanden, der die junge Frau etwa eine Stunde, bevor die Aufnahme gemacht wurde, gesehen hatte, höchst verblüffend. Von ihrer Trunkenheit war nicht mehr die geringste Spur zu sehen. Sie hatte sich die Mühe gemacht, sich umzuziehen, und trug anstelle des beigefarbenen Kostüms ein schwarzes Tailleur und eine weiße Spitzenbluse.
    Ihr braunes Haar war sorgfältig frisiert. Der Ausdruck ihres Gesichts, das schmäler wirkte, war traurig, von einer fotogenen Traurigkeit, und in der Hand hielt sie ein Taschentuch, als habe sie geweint und fürchte, gleich wieder in Tränen auszubrechen.
    »Die tief erschütterte Witwe kann es nicht fassen«
    Das Interview mit Nathalie war ziemlich lang, mit Fragen und Antworten. Sie hatte den Reporter nicht im Boudoir, sondern im großen Salon empfangen.
    »Wann ist Ihr Gatte verschwunden?«
    »Vor etwa einem Monat. Ich habe mir keine Sorgen gemacht, weil er manchmal von einem seiner Klienten in die Provinz bestellt wurde.«
    »Wer vertritt ihn in der Kanzlei?«
    »Der Kanzleileiter, der sehr kompetent ist. Mein Mann hatte vollstes Vertrauen in ihn und hat ihm Generalvollmacht erteilt.«
    »Gingen Sie oft aus?«
    »Selten. Wir empfingen nur wenige Freunde. Wir führten ein zurückgezogenes Leben.«
    »Haben Sie selbst die Polizei verständigt?«
    »Ich entschloss mich, zu Kommissar Maigret zu gehen und ihm meine Besorgnis mitzuteilen...«
    »Warum gerade zu Maigret?«
    »Ich weiß auch nicht... Ich habe die Berichte über einige seiner Ermittlungen gelesen, und die klangen vertrauenerweckend...«
    Es gab auch ein Interview mit Jean Lecureur, das kürzer war.
    »Ich habe Ihnen nichts zu sagen.«
    »Hat er Ihnen keine Nachricht hinterlassen?«
    »Nein. Er hat mir nie Nachricht hinterlassen, aber er rief mich alle zwei, drei Tage an...«
    »Hat er das diesmal auch getan?«
    »Nein.«
    »Waren Sie darüber nicht beunruhigt?«
    »Erst nach etwa zehn Tagen...«
    »Haben Sie nicht daran gedacht, die Polizei zu benachrichtigen?«
    »Ich habe meine Befürchtungen lediglich Madame Sabin-Levesque mitgeteilt.«
    Eine andere Zeitung brachte ein Foto von Nathalie, sitzend, wiederum im großen Salon.
    Mysteriöser Tod eines Pariser Notars
    Der Text war fast der gleiche, nur wurde in dieser Zeitung die Tatsache, dass die Polizei nicht sofort verständigt wurde, besonders hervorgehoben. Der Schluss des Artikels lautete:
    »Anscheinend pflegte Monsieur Sabin-Levesque des öfteren auf so geheimnisvolle Weise zu verschwinden.«
    »Das Erstaunlichste«, sagte Lapointe mit einer gewissen Bewunderung, »ist die Art und Weise, wie sie sich in so kurzer Zeit verwandelt hat...«
    Der Inspektor kam mit dem Schlüsselbund zurück, der aus einem halben Dutzend kleinerer Schlüssel und einem Tresorschlüssel bestand, wahrscheinlich für den Safe im Erdgeschoß.
    Bonfils brachte ihm die Liste der Pariser Nachtlokale und Clubs, und Maigret war über ihre große Zahl überrascht. Es waren drei mit engem Zeilenabstand beschriebene Seiten.
    Er schob die Liste in seine Schublade, stand auf und seufzte:
    »Zum Boulevard Saint-Germain...«
    »Glauben Sie, sie wird Sie empfangen?«
    »Ich will gar nicht zu ihr. Zuvor muss ich noch zur Staatsanwaltschaft hinauf...«
    Man teilte ihm mit, dass Coindet mit der Angelegenheit betraut worden war, ein alter, gutmütiger und immer lächelnder Richter, den Maigret kannte, seitdem er bei der Polizei angefangen hatte. Er fand sein Büro ganz am Ende des langen Korridors der Untersuchungsrichter.
    Coindet reichte ihm die Hand.
    »Ich habe Sie schon erwartet. Setzen Sie sich...«
    Der Gerichtsschreiber, der etwa im gleichen Alter war wie der Richter, klapperte auf der Schreibmaschine.
    »Ich habe es nur in der Zeitung gelesen, denn ein

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