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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 07. Zaertlicher Raeuber
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ernüchterte Danny ziemlich rasch. So etwas Ähnliches hatte sie sich auch schon gedacht. Irgendwann würde Jeremy ihrer überdrüssig werden. Sie hoffte, dass sie ungefähr zur gleichen Zeit genug von ihm haben würde, doch wenn sie bedachte, wie viel sie für ihn empfand, kamen ihr ernstliche Zweifel daran. Trotzdem würde sie in ein paar Wochen fortgehen, um ihr eigenes Leben weiterzuleben und einen Mann zu finden, der sie heiraten wollte, nicht bloß einen, für den eine Heirat grundsätzlich nicht infrage kam.
    Mit einem Seufzer sagte sie: »Ja, wahrscheinlich. Aber das ist meine Sache, nich’ deine.«
    »Nicht« , korrigierte Claire.
    Danny erstarrte. Während des Gesprächs im Salon hatte sie vorhin so viele Fehler gemacht, dass sie auf die Kritik nun gereizt reagierte: »Verdammt, muss mich in diesem Haus eigentlich jeder verbessern?«
    »Ich dachte, du willst es lernen«, entgegnete Claire pi-kiert.
    »Will ich auch, aber es ist nicht so einfach, über jedes Wort nachzudenken.«
    »Darum ist es ja notwendig, dich zu erinnern, damit es dir zur Gewohnheit wird, nicht zur lästigen Pflicht.«
    Die Logik dieses Arguments war zu bestechend, um etwas dagegenzuhalten. Danny erinnerte sich sogar ver-schwommen daran, dass Lucy genauso vorgegangen war, als sie ihr vor all den Jahren ihre Gossensprache beigebracht hatte. Danny wäre damals schon damit zufrieden gewesen, sich nicht zu vertun, wenn sie nervös oder aufgeregt war, doch Lucy hatte ihr das »vornehme Gesab-bel«, wie sie es nannte, gründlich ausgetrieben.
    »Tut mir Leid«, fügte Claire hinzu. »Ich wollte nicht vom Thema abschweifen.«
    Unwillkürlich musste Danny lachen, denn »das Thema« war ja gewesen, was Claire Dannys »lasterhaftes Verhalten« nannte. »Du solltest auch mal versuchen, so lasterhaft zu sein. Das ist gut fürs Allgemeinbefinden.«
    Danny hatte einen Scherz machen wollen, um Claire zu zeigen, dass sie ihr nicht böse war. Doch zu ihrer Überraschung erwiderte diese: »Das habe ich schon.«
    »Und?«
    Die folgende Pause war so lang, dass Danny schon dachte, Claire wollte nicht darüber reden. Schließlich aber sagte das Mädchen: »Mit meinem letzten Dienstherrn habe ich mich gut verstanden – zu gut. Es hat zu unvorstellbarem Leid geführt.«
    Danny wusste nicht recht, was sie darauf sagen sollte.
    Unvorstellbares Leid war eine merkwürdige Beschreibung für ein gebrochenes Herz; also war vielleicht ... »Ist er gestorben?«, fragte sie zögernd.
    Claire schnaubte verächtlich. »Schön wär’s.«
    Danny runzelte die Stirn. »Also hasst du ihn jetzt?«
    »Nein, so würde ich es nicht nennen. Es überrascht mich auch nicht, was er getan hat. Und wenn ich ganz uneigennützig sein will, kann ich nicht einmal sagen, ich bedaure, was er getan hat.«
    »Himmel, was hat er denn angestellt?«
    Eine weitere lange Pause folgte. Claire schien mit sich zu ringen, ob sie noch mehr erzählen sollte. Es tat ihr offensichtlich weh, über das Thema zu reden, denn ihr waren Tränen in die Augen gestiegen. Gerade wollte Danny sagen, sie sollten es dabei bewenden lassen, als Claire berichtete: »Es war nur einmal. Ein Ausrutscher. Es hätte nicht passieren dürfen. Es hat mir nicht einmal gefallen –
    na ja, jedenfalls nicht alles. Und ich hätte nicht von einem einzigen Mal ein Kind bekommen sollen, aber genauso war es.«
    Großer Gott, sie hatte ein Baby bekommen, und es war gestorben. Kein Wunder, dass sie von Leid gesprochen hatte. »Claire, du brauchst nicht ...«
    »Ich habe mich über das Kind gefreut«, fuhr Claire fort, als hätte Danny nichts gesagt. »Damit hatte ich gar nicht gerechnet, aber mein Leben war vorher so eintö-
    nig; es bestand nur aus Essen und Schlafen, ohne dass jemals etwas Außergewöhnliches passierte. Das Kind hätte das vielleicht ändern können, bestimmt sogar, wenn . .
    wenn ...«
    Nun weinte Claire wirklich, wenn auch stumm; dicke Tränen rollten ihr die Wangen hinunter. Danny wusste nicht, ob sie versuchen sollte, sie in den Arm zu nehmen, obwohl sie einander doch so wenig nahe standen, oder ob es besser war, erst einmal zu gehen, damit Claire die Fassung wiedergewinnen konnte. Es drängte sie, das Mädchen zu umarmen, da es so vom Schmerz überwältigt wurde.
    Sie wollte es schon tun, doch dann überlegte sie es sich wieder anders. Sie standen einander wirklich nicht nahe; womöglich würde Claire die Umarmung falsch verstehen und endgültig gekränkt sein, wenn Danny Mitleid mit ihr zeigte. Schließlich hatte

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